"Bürgertum statt Proletariat" Grünen-Wähler für Schwarz-Grün
24.04.2013, 16:51 Uhr
Vor allem Grünen-Fraktionschef Trittin kämpft für ein klares Bekenntnis zur SPD. Aus dem Realo-Lager gibt es Gegenwind.
(Foto: dpa)
Eine Umfrage bescheinigt den Grünen, dass sie keine Angst vor einer Koaliton mit der Union haben müssten: Eine Mehrheit ihrer Wähler würde ein solches Bündnis akzeptieren. Forsa-Chef Güllner sagt, das Ergebnis überrasche ihn nicht. "Schließlich stammen die Anhänger der Grünen eher aus dem Bürgertum und kaum aus dem Proletariat."
Eine knappe Mehrheit der Grünen-Wähler ist einer Forsa-Umfrage zufolge bereit, nach der Bundestagswahl ein schwarz-grünes Bündnis mitzutragen. 54 Prozent der befragten Grünen-Wähler gaben in der für das Magazin "Stern" und RTL erhobenen Umfrage an, sie würden auch ein Bündnis der Union befürworten.
Sogar 65 Prozent der Unions-Anhänger fänden dies gut. SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier, dessen Partei im Wahlprogramm ein klares Bekenntnis zu Rot-Grün hat, reagierte gelassen auf solche Überlegungen. "Ich habe da gar keine große Sorge, ich kenne die Beteiligten auf der anderen Seite. Ich weiß, welche Präferenz sie haben", sagte Steinmeier.
Das Umfrage-Ergebnis dürfte dennoch die Debatte auf dem Grünen-Parteitag befeuern. Bisher setzt die Parteispitze klar auf eine rot-grüne Koalitionsaussage. Auf dem Parteitag wird aber debattiert werden, wie eng sich die Grünen an die SPD ketten sollten.
Andere Umfrage, anderes Ergebnis
Dagegen war eine Umfrage des Instituts TNS Infratest im Januar zu dem Ergebnis gekommen, dass die Hälfte der Grünen-Anhänger damit droht, ihrer Partei die Stimme zu verweigern, wenn die Grünen sich für Schwarz-Grün aussprechen sollten. Diese Umfrage war von den Grünen in Auftrag gegeben worden und ist bislang nur intern diskutiert worden.
Über die neue Umfrage sagte Forsa-Chef Manfred Güllner dem "Stern", ihn überrasche das Ergebnis nicht. "Schließlich stammen die Anhänger der Grünen eher aus dem Bürgertum und kaum aus dem Proletariat."
Steinmeier verwies dagegen auf die stärkere Übereinstimmung der politischen Ziele von SPD und Grünen. Wenn beiden Parteien entschlossen kämpften, "dann wird die rot-grüne Koalition das sein, was herauskommen wird", sagte der SPD-Politiker. Dieses Bündnis sei noch aus einem anderen Grund attraktiver für Wähler. "Ich glaube, dass wir mit Blick auf unsere eigene Vergangenheit auch sagen können: Es waren auch rot-grüne Regierungszeiten in der Vergangenheit, in denen für das Land weichenstellende Entscheidungen gefallen sind", sagte der damalige Kanzleramtschef.
Quelle: ntv.de, rts