Politik

"Manche Ziele erreicht man nie" Guttenberg auf Feldherrenhügel

Guttenberg (r) unterhält sich mit einem deutschen Soldaten auf dem Westplateau.

Guttenberg (r) unterhält sich mit einem deutschen Soldaten auf dem Westplateau.

(Foto: dapd)

Der Bundesverteidigungsminister will sich selbst ein Bild machen. Guttenberg begibt sich in den gefährlichsten Distrikt im nordafghanischen Einsatzgebiet der Bundeswehr, damit er die Sicherheitslage "nicht nur vom Schreibtisch beurteilt". In dem Kriegsgebiet läuft derweil unter deutscher Beteiligung die Operation "Almasak": "Blitz".

Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) macht sein Versprechen wahr: Alle zwei Monate wollte er die Truppe in Afghanistan besuchen. Jetzt ist er ein Jahr im Amt und zum sechsten Mal am Hindukusch. Dieses Mal traf er Bundeswehrsoldaten im Kriegsgebiet von Char Darah – eindeutig seine bislang gefährlichste Reise. Die deutschen Soldaten dort liefern sich seit Sonntag Gefechte mit den Taliban. Zehn Aufständische wurden dabei getötet, drei deutsche Soldaten verletzt. "Die haben uns von allen Seiten angegriffen", sagte ein Soldat, der dabei war. Das schwerste Geschütz der Bundeswehr, die Panzerhaubitze 2000, feuerte mehrfach mit Sprengmunition, Stellungen der Taliban wurden aus der Luft bombardiert.

Lagebeurteilung vor Ort

Eine Panzerhaubitze 2000 der Bundeswehr. Das 155-mm-Geschütz reicht mindestens 30 Kilometer weit.

Eine Panzerhaubitze 2000 der Bundeswehr. Das 155-mm-Geschütz reicht mindestens 30 Kilometer weit.

(Foto: picture alliance / dpa)

"Die Motivation ist einmal mehr, dass man die Sicherheitslage nicht nur vom Schreibtisch beurteilt, sondern sich selbst ein Bild macht", sagte Guttenberg, der mit US-Kampfhubschraubern in das Konfliktgebiet in der Provinz Kundus geflogen wurde. "Heile Welt - von wegen", sagte der 38-Jährige, als er von einer Anhöhe, die die Soldaten "Feldherrenhügel" nennen, in das friedlich anmutende Tal blickt. In Char Darah waren am Karfreitag drei deutsche Soldaten in einem Taliban-Hinterhalt getötet worden.

Vom Kommandeur der "Task Force Kundus" ließ sich der Minister auf einer handgemalten Karte die Operation "Almasak" ("Blitz") erklären. "Das ist ein Kriegsgebiet", betonte Oberstleutnant Christian von Blumröder, Kommandeur der Task Force Kundus. Inzwischen ist der Ort Katliam, um den es bei der Operation geht, gesichert. "Wir hoffen, dass es so ruhig bleibt, wie es ist", so Blumröder.

"Es gibt schon Trendwenden"

Zuvor hatte sich Guttenberg im nordafghanischen Meimane vorsichtig optimistisch über die Lage im Land geäußert. "In Teilen Afghanistans gibt es schon Trendwenden", sagte der Minister mit Blick auf die Übergabe der Verantwortung an die afghanischen Sicherheitskräfte, die 2011 beginnen soll.

Im Ehrenhain des Feldlagers Kundus gedenkt Guttenberg der gefallenen deutschen Soldaten.

Im Ehrenhain des Feldlagers Kundus gedenkt Guttenberg der gefallenen deutschen Soldaten.

(Foto: dpa)

Guttenberg betonte, dass die Übergabe der Verantwortung an die Erfüllung bestimmter Kriterien gebunden sein müsse. "Ich spreche immer davon, dass wir ein erträgliches Maß an Stabilität brauchen", sagte der Minister. Im Anschluss traf Guttenberg mit deutschen Soldaten in Masar-i-Scharif zusammen, dem Sitz des Regionalkommandos Nord.

Dass die internationalen Truppen in diesem Jahr zahlreiche Todesopfer zu beklagen hatten, führte Guttenberg auf das verstärkte Vorgehen gegen die Aufständischen zurück. Gleichzeitig warb er für realistische Ziele bei dem Einsatz am Hindukusch: "Wir müssen uns verabschieden von manchen Traumbildern, die wir in den letzten Jahren aufgebaut haben", sagte er. "Manche Ziele wird man nie erreichen können."

Quelle: ntv.de, dpa

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