Kanzlerkandidatur "bizarr" Guttenberg rechnet mit Absturz
17.10.2010, 15:12 Uhr
(Foto: dapd)
Koketterie oder Bescheidenheit? Verteidigungsminister Guttenberg gibt sich bescheiden. Berichte über eine Kanzlerkandidatur nennt er "bizarr", seine große Beliebtheit sei ihm nicht geheuer, zudem könne er jederzeit mit der Politik aufhören. Die "Lust, andere Brücken zu bauen", sei in letzter Zeit größer geworden.
Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg hat die anhaltenden Spekulationen über eine Kanzlerkandidatur entschieden zurückgewiesen. Was derzeit über ihn berichtet werde, sei "bizarr, fern allen realistischen Betrachtungen", sagte der CSU-Politiker dem "Spiegel". In Medienberichten wird Guttenberg seit längerem als Nachfolger von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) gehandelt, auch über eine Übernahme des CSU-Vorsitzes 2011 wird spekuliert.
Guttenberg äußerte Zweifel, ob er überhaupt für längere Zeit Politiker bleiben wolle. "Ich bin von Beginn an mit dem vollen Bewusstsein in die Politik gegangen, dass ich jederzeit aufhören könnte", sagte der 38-Jährige. Er verspüre keine "Lust des Klammerns" an dem, was er habe. Im Gegenteil sei "die Lust, andere Brücken zu bauen", in letzter Zeit größer geworden.
"Abstürz kann stündlich kommen"
Über seinen rasanten politischen Aufstieg sagte Guttenberg: "Ein gewisser Absturz hätte bei mir längst kommen müssen. Weil er bislang nicht gekommen ist, kann er stündlich kommen." Das hohe Ansehen bei Bürgern und Medien ist ihm nach eigener Aussage nicht ganz geheuer: "Es ist eher so, dass einen das erschreckt, weil es dem hoffentlich vorhandenen Restmaß an Realitätssinn völlig widerspricht." In solchen "Retter-Betrachtungen" liege immer "die Gefahr der Überschätzung".
Zuletzt hatte die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" über eine Ablösung Merkels durch Guttenberg oder den früheren hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch (CDU) spekuliert. Der Artikel trug im Hinblick auf die Landtagswahl in Baden-Württemberg im kommenden Jahr die Überschrift "Fällt Stuttgart, könnte Merkel taumeln". Guttenberg liegt seit Monaten in Umfragen an der Spitze der Politiker-Ranglisten und erhält bei den Bürgern deutlich mehr Zustimmung als Merkel. Koch hat eine Rückkehr in die Politik kategorisch ausgeschlossen.
Unionsfraktionsvize Günter Krings sagte dem Magazin "Focus" zu den Spekulationen über eine Kanzlerkandidatur Guttenbergs: "Das sind doch Spinner, die sich solchen Gedankenspielen hingeben." Der CDU-Politiker fügte hinzu: "Wir treten an, um Wahlen in Baden-Württemberg zu gewinnen und denken nicht darüber nach, was wir tun, wenn wir sie verlieren." Ähnlich äußerte sich JU-Chef Philipp Mißfelder. "Wir setzen auf Sieg. Es bringt nichts, vor einer Wahl über Niederlagen zu philosophieren", sagte Mißfelder im Interview mit n-tv.de. Dagegen sagte der Politikwissenschaftler Gerd Langguth, er rechne bei einer Niederlage der CDU bei der Landtagswahl am 27. März mit Konsequenzen in Berlin: "Die Wahl in Baden-Württemberg könnte zur Schicksalswahl für Angela Merkel werden."
Quelle: ntv.de, hvo/AFP