Für Aufsatz abgeschrieben Guttenberg wiegelt ab
04.12.2011, 09:03 Uhr
Die wissenschaftliche Arbeit war nicht seine Passion: Guttenberg an Deck des nuklearbetriebenen Flugzeugträgers USS Harry S. Truman.
(Foto: dapd)
Ex-Verteidigungsminister Guttenberg ist sich keiner Schuld bewusst. Zwar gibt es neue Vorwürfe gegen ihn, weil er schon 2004 fremde Quellen ohne Nennung für einen Aufsatz genutzt hat. Doch habe es sich hierbei nicht um eine wissenschaftliche Leistung gehandelt, so Guttenberg. Die Internetplattform GuttenPlag sieht "das Bauprinzip der Doktorarbeit" widergespiegelt.
Ex-Verteidigungsminister hat neue Plagiatsvorwürfe im Zusammenhang mit einem Aufsatz aus dem Jahr 2004 zurückgewiesen. Der CSU-Politiker räumte zwar ein, dass für den Text fremde Quellen genutzt worden seien - es habe sich aber nicht um eine wissenschaftliche Leistung, sondern um ein außenpolitisches Papier gehandelt, sagte Guttenberg der "Welt am Sonntag". "Und selbstverständlich wurden hierbei bestehende, fremde Quellen genutzt, da ja lediglich die politische Meinung unterfüttert werden sollte."
Mitarbeiter der Plattform GuttenPlag werfen Guttenberg dagegen vor, beim Verfassen des Aufsatzes 2004 ähnlich fehlerhaft wie bei seiner Dissertation 2006 gearbeitet zu haben. Auf bisher 13 von 23 Seiten des Essays hätten die Plagiatsjäger Passagen aus Zeitungsartikeln, EU-Papieren und Bundestagsdokumenten gefunden, sagten die Netzaktivisten der "Welt am Sonntag".
"Unsere Analyse des Beitrags zeigt, dass sich hier in kleiner Form das Bauprinzip der Doktorarbeit widerspiegelt", erklärten die Internet-Aktivisten. In der Doktorarbeit von 2006 spiele der Aufsatz von 2004 allerdings fast keine Rolle.
Absichtlich oder nicht absichtlich?
Die Staatsanwaltschaft Hof ging indes bei ihren Ermittlungen laut "Spiegel" nicht davon aus, dass Guttenberg mit seiner Doktorarbeit absichtlich Urheberrechte verletzt hat. In der Begründung heiße es, Guttenbergs Erklärung sei "nachvollziehbar und jedenfalls nicht zu widerlegen", meldet das Nachrichtenmagazin. Zudem fielen sehr viele Plagiatsstellen nicht unter den Schutz des Urheberrechts, weil die nötige "schöpferische Eigentümlichkeit" fehle, so die Staatsanwaltschaft.
Die Universität Bayreuth hatte dem Ex-Minister im Gegensatz dazu absichtliche Täuschung vorgeworfen. Dagegen hatte sich Guttenberg entschieden verwahrt. Das Verfahren gegen den CSU-Politiker war im November gegen eine Zahlung von 20.000 Euro eingestellt worden.
De Maizière rät zu Gelassenheit
Guttenbergs Amtsnachfolger, Verteidigungsminister Thomas de Maizière, hält den Wirbel um für etwas überzogen. "Wir sollten Karl-Theodor zu Guttenberg und seine momentanen Aktivitäten nicht so wichtig nehmen", sagte der CDU-Politiker der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" und fügte hinzu: "Das gilt für alle: für ihn selbst, für die Politiker, aber auch für die Medien. Damit wäre allen am meisten gedient, auch ihm."
Guttenberg sagt in dem Interview, de Maizière habe 95 Prozent von seinen, Guttenbergs, Reformplänen für die Bundeswehr übernommen. Darauf angesprochen sagte der Verteidigungsminister: "Ich habe die Antwort auf die Frage, was ich an Reformplänen vorgefunden habe, schon zu Beginn meiner Amtszeit verweigert. Dabei bleibt es."
Guttenberg war wegen der Plagiatsaffäre um seine Doktorarbeit im März vom Ministeramt zurückgetreten und zog sich danach auch von allen anderen politischen Ämtern zurück. Ende des Sommers ging er mit seiner Familie in die USA. Sein Buch "Vorerst gescheitert" ist vor Kurzem erschienen.
Quelle: ntv.de, dpa