Videos, Posts, Telefonate zu MH17 Haben sich die Separatisten verraten?
18.07.2014, 09:50 Uhr
Erst brüsten sich die Separatisten in der Ostukraine mit dem Abschuss eines Flugzeugs in sozialen Netzwerken. Als Meldungen über einen abgestürzten Passagierjet die Runde machen, verschwinden die Einträge. Auch abgefangene Telefonate legen einen Verdacht nahe.
Separatisten und Regierungstruppen beschuldigen sich mittlerweile gegenseitig des Abschusses eines Flugzeugs über der Ostukraine. Mittlerweile. Noch vor wenigen Stunden brüsteten sich die Rebellen in der Ostukraine mit einem erfolgreichen Schlag gegen eine Maschine, die sie für einen Militärtransporter Kiews gehalten haben. Sind die Aufständischen entlarvt?
"Wir haben soeben eine AN-26 abgeschossen", schrieb Igor Strelkow, der selbsternannte Verteidigungsminister der "Volksrepublik Donezk", am Donnerstagnachmittag auf seiner Facebookseite. AN-26 steht für Antonow, ein häufig verwendetes Transportflugzeug der ukrainischen Armee. Strelkow beschreibt, dass das Flugzeug nahe der Ortschaft Snischne abgeschossen worden sei, der Gegend, in der später Trümmer des Passagierjets MH17 der Malaysia Airlines entdeckt wurden.
Ähnliche Berichte gab es bei den sozialen Netzwerken VKontakte und Twitter. "Wir haben euch gewarnt, fliegt nicht in unseren Himmel", schrieben Separatisten am Donnerstag bei VKontakte und posteten zwei Videos, auf denen in der Ferne Rauchschwaden zu sehen sind, die in den Himmel aufsteigen. Die Videos stammen vermutlich aus den Städten Tores und Snischne. Kommentare darin legen nahe, dass die Menschen, die gefilmt haben, das abgeschossene Flugzeug für eine Militärmaschine halten. In einem Eintrag der "Volksrepublik Donezk" bei Twitter protzen die Separatisten wiederum damit, dass sie ein Buk-Raketensystem erbeutet hätten. Damit lassen sich Ziele in bis zu 25.000 Metern Höhe abschießen. MH17 flog vermutlich in knapp 10.000 Metern Höhe.
All das war am Donnerstag. Mittlerweile ist bekannt, dass über der Ostukraine mit MH17 ein Passagierjet mit fast 300 Zivilisten an Bord abgestürzt ist. Und die Separatisten löschten ihre Einträge. Der selbsternannte Premierminister der "Volksrepublik", Alexander Borodai, verkündete stattdessen: Seine Männer verfügten überhaupt nicht über Waffen, die Flugzeuge in zehn Kilometern Höhe treffen könnten.
All das klingt verdächtig. Beweise sind die gelöschten Einträge allerdings nicht. In kriegerischen Auseinandersetzungen ist es durchaus üblich, Abschüsse zu Propaganda-Zwecken zu verkünden, auch wenn andere dafür verantwortlich sind oder technische Pannen die Ursache waren. Es ist zumindest denkbar, dass sie sich den Abschuss voreilig zu eigen gemacht haben. Andererseits sprechen auch Berichte des ukrainischen Geheimdienstes dafür, dass die Separatisten für den Angriff verantwortlich zeichnen. Der SBU hat eigenen Angaben zufolge Telefongespräche kurz nach dem Absturz der Boeing 777-200 abgehört. Die russischen Aufständischen berichten darin angeblich Moskau vom Abschuss einer Antonow AN-26. Allerdings lässt sich auch der Wahrheitsgehalt dieser Aufzeichnungen nicht belegen.
Quelle: ntv.de, ieh/AFP