Politik

Überstellung nach Den Haag in Kürze Hadzic in Russland versteckt

Der als "letzter Schlächter vom Balkan" bekannte und in Serbien gefasste Kriegsverbrecher Hadzic soll unter falscher Identität jahrelang in Russland gelebt haben. Möglicherweise unterstützen ihn dabei "einige Kräfte" der serbisch-orthodoxen Kirche. Hadzic könnte noch am Freitag nach Den Haag überstellt werden.

Hadzic hielt sich unter falscher Identität jahrelang in Russland versteckt.

Hadzic hielt sich unter falscher Identität jahrelang in Russland versteckt.

(Foto: dpa)

Die Überstellung des in Serbien gefassten mutmaßlichen Kriegsverbrechers an das UN-Tribunal in Den Haag steht nach Angaben von dessen Anwalt ab Freitagnachmittag bevor. Das sagte Hadzics Verteidiger Toma Fila in Belgrad. Sein Mandant habe schriftlich erklärt, dass er gegen die Zustimmung des serbischen Gerichtshofs für Kriegsverbrechen zu seiner Überstellung keine Berufung einlegen werde. Es sei aber vereinbart worden, dass er vor dem Flug nach Den Haag noch einmal seine Familie sehen könne.

Der 52-jährige Hadzic war am Mittwoch nach sieben Jahren auf der Flucht in Serbien gefasst worden. Der frühere kroatische Serbenführer ist vor dem UN-Tribunal wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit während des Kroatien-Kriegs (1991-1995) angeklagt. Für seine Überstellung gibt in letzter Instanz Justizministerin Snezana Malovic mit der Unterschrift eines entsprechenden Erlasses grünes Licht. Die Unterlagen sollten "im Tagesverlauf" ihrem Ministerium vorliegen, sagte der Sprecher des serbischen Staatsanwalts für Kriegsverbrechen, Bruno Vekaric. Der Zeitpunkt der Überstellung werde jedoch bis zu deren Beginn geheim gehalten.

Zuflucht in Russland

So sah Hadzic 1993 aus.

So sah Hadzic 1993 aus.

(Foto: dpa)

Unterdessen wurde bekannt, dass sich Hadzic offenbar für längere Zeit in Russland versteckt gehalten hat. Die serbische Zeitung "Politika" berichtete, er habe einen Großteil seiner Flucht in Russland gelebt und dort unter falscher Identität gearbeitet. 2009 hätten die Fahnder aber seine Spur verloren, als er womöglich von Russland ins benachbarte Weißrussland reiste. Die Zeitung mutmaßte, dass Hadzic Unterstützung von "einigen Kräften" der serbisch-orthodoxen Kirche gehabt habe, die ihm den Kontakt zu Gehilfsleuten in Weißrussland vermittelt hätten.

Die serbische Zeitung "Blic" berichtete, Hadzic habe während seines langjährigen Aufenthalts in Russland Hilfe von Vertrauten eines früheren Chefs des serbischen Geheimdienstes erhalten.

Quelle: ntv.de, AFP

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