Politik

Modigliani-Gemälde verriet ihn Goran Hadzic in Serbien gefasst

Goran Hadzic ist verhaftet.

Goran Hadzic ist verhaftet.

(Foto: dpa)

Der frühere Präsident der selbsternannten serbischen Republik Krajina in Kroatien, Hadzic, wird in Serbien verhaftet. Der letzte vom UN-Tribunal in Den Haag angeklagte mutmaßliche serbische Kriegsverbrecher soll für den Tod hunderter kroatischer Zivilisten verantwortlich sein. Hadzics Verhaftung dürfte Serbiens Aufstieg zum EU-Beitrittskandidaten erleichtern.

In Serbien ist der letzte flüchtige Angeklagte des UN-Tribunals für Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien, , gefasst worden. Der 52-Jährige wurde in der Bergregion Fruska Gora nahe der nördlichen Stadt Novi Sad festgenommen. Staatliche Medien berichten, Hadzic sei dort in einem Kloster aufgespürt worden. Es hatte bereits seit langem Gerüchte gegeben, dass er sich in einem der Klöster in der Nähe von Novi Sad versteckt halten könnte. Hadzic war seit 2004 auf der Flucht. Die Europäische Union wertete die Festnahme als wichtigen Schritt zum EU-Beitritt. Die EU hatte die Festnahme gesuchter Kriegsverbrecher zur Bedingung für eine Annäherung Serbiens an die Union gemacht.

Serbische Soldaten und Freiwillige führen am 18. November 1991 einen Kroaten in in dem zerstörten Vukovar ab.

Serbische Soldaten und Freiwillige führen am 18. November 1991 einen Kroaten in in dem zerstörten Vukovar ab.

(Foto: AP)

Das UN-Kriegsverbrechertribunal begrüßte die Verhaftung Hadzics. "Dieser Tag markiert die Festnahme des letzten von insgesamt 161 Angeklagten", sagte der Berater von Chefankläger Serge Brammertz, Frederick Swinnen, in Den Haag. Die serbische Justiz stimmte inzwischen der Auslieferung Hadzics an das UN-Gericht zu. Er soll binnen einer Woche nach Den Haag überstellt werden. Hadzics Anwalt Toma Fila kündigte an, keinen Widerspruch einlegen zu wollen.

"Moralische Gründe" ausschlaggebend

"Damit beendet Serbien eines der schwierigsten Kapitel in der Zusammenarbeit mit dem Haager Tribunal", sagte Serbiens Präsident Boris Tadic. Er betonte, die Festnahme Hadzics sei nicht auf Druck der EU erfolgt. "Wir wurden ausschließlich von moralischen Gründen, rechtlichen Verpflichtungen und durch das Wissen, dass dies die einzige Bedingung für eine Versöhnung der Menschen im früheren Jugoslawien ist, geleitet", sagte er. Kritik an der langen Flucht Hadzics wies er zurück. "Wir haben alles Mögliche getan", versicherte er.                                                  

So sah Hadzic 1993 aus.

So sah Hadzic 1993 aus.

(Foto: dpa)

Der 52-Jährige war um 08.24 Uhr in einem Wald der Bergregion Fruska Gora nahe des Dorfs Krusedol bei Novi Sad festgenommen worden. Hadzic habe mit Angehörigen der serbisch-orthodoxen Kirche, die zahlreiche Klöster in der Region hat, in Verbindung gestanden, sagte der serbische Staatsanwalt für Kriegsverbrechen, Vladimir Vukcevic. Demnach war Hadzic bei seiner Festnahme bewaffnet, er habe aber keinen Widerstand geleistet. Ein Kontaktmann sei ebenfalls festgenommen worden.

"Es war schwer, ihn zu erkennen", sagte der Sonderstaatsanwalt. Hadzic, der auf alten Fotos durch seinen dichten Bart und seine hohe Stirn auffällt, habe einen Schnauzer und einen Drei-Tage-Bart getragen.

Hadzic war das Geld ausgegangen

Ein Gemälde des italienischen Expressionisten Amedeo Modigliani hat nach Angaben der serbischen Justiz eine wichtige Rolle bei der Festnahme gespielt. Ein Versuch, das Bild im Wert von mehreren Millionen Euro zu verkaufen, habe die Ermittler auf die Spur des Ex-Serbenführer gebracht, sagte Vukcevic.

Den Angaben zufolge wurde das Gemälde Ende Dezember zusammen mit fünfzig weiteren wertvollen Bildern im Haus eines Freundes von Hadzic entdeckt. Der versuchte Verkauf des Bildes, das Hadzic nach Überzeugung der Behörden während des Kroatienkriegs (1991-1995) bekam, habe gezeigt, dass dem ehemaligen Serbenführer das Geld ausging, sagte Vukcevic.

Als am Montag mehrere Medien falsche Berichte über seine Festnahme veröffentlichten, war das für Hadzic ein Zeichen, dass die Behörden seine Festnahme vorbereiteten. Er habe daraufhin ein Treffen mit einem Kontaktmann verabredet, der ihm Geld für seine Flucht ins Ausland bringen sollte, wie der Sonderstaatsanwalt sagte. Dabei sei er dann festgenommen worden.

Letzter flüchtiger Angeklagter

1998 wurde in Ovcara in der Nähe von Vukovar die Überreste der Opfer aus einem Massengab exhumiert.

1998 wurde in Ovcara in der Nähe von Vukovar die Überreste der Opfer aus einem Massengab exhumiert.

(Foto: AP)

Hadzic war zwischen 1992 und 1993 Präsident der selbsternannten serbischen Republik Krajina, die damals ein Drittel des Gebietes von Kroatien umfasste. Er soll für den Tod hunderter kroatischer Zivilisten und die Deportation von zehntausenden Kroaten und Nicht-Serben durch die serbischen Truppen während des Kroatien-Krieges verantwortlich sein und ist deshalb vom UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag angeklagt, unter anderem wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Sein Name ist eng verbunden mit dem Massaker serbischer Truppen in der ostkroatischen Stadt Vukovar. Dort waren im November 1991 in einem Krankenhaus 264 Kroaten und Nicht-Serben, die dort Schutz gesucht hatten, nach einer dreimonatigen Belagerung der Stadt zu einer nahe gelegenen Schweinefarm gebracht worden. Sie wurden von den serbischen Truppen gefoltert, erschossen und in einem Massengrab. verscharrt.

Hadzic war der letzte flüchtige Angeklagte des Haager Tribunals. Insgesamt wurden dort 161 Menschen angeklagt. Vor knapp zwei Monaten war der bosnisch-serbische Ex-General Ratko Mladic nach 16 Jahren auf der Flucht in Serbien gefasst und wenige Tage später nach Den Haag überstellt worden. Dem 69-Jährigen werden in elf Punkten Völkermord, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit während des Bosnien-Kriegs von 1992 bis 1995 vorgeworfen. Er wird vor allem für das Massaker von Srebrenica 1995 mit etwa 8000 Toten und die 44-monatige Belagerung Sarajevos verantwortlich gemacht.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP/rts

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