Thailands Ex-Premier vor Gericht Haftbefehl gegen Yingluck erlassen
25.08.2017, 07:06 Uhr
Unterstützer von Yingluck hatten vor dem Obersten Gericht auf das Urteil gewartet.
(Foto: AP)
Paukenschlag am letzten Prozesstag in Bangkok: Die frühere Regierungschefin erscheint wegen Krankheit nicht zur Urteilsverkündung, das Gericht erlässt daraufhin Haftbefehl gegen Yingluck Shinawatra.
Die thailändischen Behörden haben Haftbefehl gegen die frühere Ministerpräsidentin Yingluck Shinawatra erlassen. Es bestehe Fluchtgefahr, erklärte das Oberste Gericht, nachdem Yingluck nicht zur geplanten Urteilsverkündung in einem Prozess gegen sie erschienen war. Vermutet wird, dass sich die Politikerin ins Ausland abgesetzt hat. Im Falle einer Verurteilung drohen ihr bis zu zehn Jahre Haft. Yingluck wird Steuerverschwendung vorgeworfen.

Yingluck Shinawatra auf dem Weg ins Gerichtsgebäude Anfang August. Bis zu zehn Jahre Haft drohen ihr.
(Foto: AP)
Die 50-Jährige hatte zuvor wegen Krankheitsgründen um eine Verschiebung der Urteilsverkündung gebeten - nach Angaben des Gerichts fehlte ein ärztliches Attest. Die Urteilsverkündung wurde nun für den 27. September angesetzt. Bei einem Schuldspruch werden Ausschreitungen befürchtet.
Yingluck hat in dem südostasiatischen Königreich immer noch eine große Anhängerschaft, vor allem in ärmeren Schichten der Bevölkerung. Schon vor Beginn des geplanten letzten Prozesstages hatten sich Tausende Unterstützer der früheren Regierungschefin vor dem Gerichtsgebäude versammelt, das wiederum von mehreren Hundertschaften der Polizei abgeriegelt wurde.
Yingluck ist die Schwester des früheren Regierungschefs Thaksin Shinawatra, der nach einer Verurteilung wegen Amtsmissbrauchs in Großbritannien im Exil lebt. 2011 wurde sie als erste Frau zur Ministerpräsidentin gewählt. Im Mai 2014 setzte das Verfassungsgericht sie ab. Kurz darauf putschte sich das Militär an die Macht, das bis heute regiert.
Die Anklage wirft Yingluck vor, dem Staat mit Subventionen für das Grundnahrungsmittel Reis Verluste in Milliardenhöhe verursacht zu haben. Durch das Regierungsprogramm zum Reisanbau bekamen Bauern für den Reis bis zu 50 Prozent mehr als der Weltmarktpreis. Im Raum steht ein Schaden zwischen 4 und 17 Milliarden US-Dollar - umgerechnet bis zu 14,5 Milliarden Euro.
Quelle: ntv.de, hul/dpa/AFP