Terrorverdacht Hamburger Firma im Visier
25.09.2001, 08:00 UhrUnter den 27 Privatleuten, Gruppen und Organisationen, denen die USA wegen Verbindungen zum Terrornetzwerk El Kaeda die Konten gesperrt haben, ist auch eine Firma mit Sitz in Hamburg. Der Inhaber, Mamoun Darkazanli, ist nach Informationen der „New York Times“ ein enger Vertrauter des mutmaßlichen Topterroristen Osama bin Laden.
Die Fäden bei der Fahndung nach den Drahtziehern der Terroranschläge in den USA laufen möglicherweise in Deutschland zusammen, berichtete die Zeitung. Die USA hätten bereits mehrere Ermittler nach Deutschland geschickt. Die Zeitung nannte keine Einzelheiten.
Mamoun Darkazanli, der unter diesem Namen aus einem Wohnhaus an der Außenalster in Hamburg eine Import-Export-Firma betreibt, ist nach Angaben der Hamburger Handelskammer als Kleingewerbetreibender eingetragen. Der Mann, nach unbestätigten Berichten ein Jemenit, meldete sein Gewerbe 1993 an. Seit 1997 ruhte das Gewerbe, ehe es vor sieben Wochen als Import-Export-Geschäft für Maschinen, Industrieanlagen und Restposten wieder angemeldet wurde. An der Tür der Wohnung meldete sich am Montag niemand. Nachbarn in dem Wohnhaus gaben keine Auskünfte.
Verfassungsschutz beobachtete Terroristen
Der Hamburger Verfassungsschutz hat den wegen der Terroranschläge in den USA gesuchten Deutsch-Marokkaner Said Bahaji offenbar schon vor einem Jahr ins Visier genommen, die Spur aber als „kalt“ eingestuft. Das berichtet das „Hamburger Abendblatt“ unter Berufung auf Verfassungsschutz-Kreise. Gegen Bahaji (26) wurde kürzlich Haftbefehl erlassen. Er soll den ebenfalls aus Hamburg stammenden mutmaßlichen Todespiloten Mohammed Atta, Marwan Alshehhi und Ziad Jarrah logistische Unterstützung geleistet haben.
Kontensperrung
In Deutschland wurden seit in Kraft treten der Sanktionen gegen bin Laden 13 Konten mit einem Guthaben von mindestens 2,7 Millionen Mark (1,38 Millionen Euro) gesperrt, berichtet das "Handelsblatt". Das Wirtschaftsministerium bestätigte die Angaben.
Terror-Verdächtiger lebte in Kiel
Einer der mutmaßlichen Terror-Piloten von New York soll zeitweilig als Dolmetscher für das Kieler Sozialamt gearbeitet haben. Mohammed Atta habe in dieser Zeit im Kieler Stadtteil Gaarden gelebt, berichtet das "Flensburger Tageblatt ".
Ein Sprecher der Stadt bestätigte, dass zwei Mitarbeiter des Amtes Atta auf einem Foto wiedererkannt hätten. Seinen Worten zufolge ist noch nicht geklärt, ob Atta dort aus eigener Initiative bei Sozialhilfe-Angelegenheiten übersetzt hatte oder ob dies im Auftrag der Stadt Kiel geschah. Als Zeitraum wurde Ende 1996/Anfang 1997 genannt.
Seit vergangener Woche recherchiert dem Bericht zufolge eine Ermittlungsgruppe des Kieler Landeskriminalamtes das Leben des 33-Jährigen in dem Kieler Viertel. Atta soll mehrfach von Augenzeugen dabei gesehen worden sein, wie er auf dem dortigen Postamt Geld abhob. Das LKA lehnte einen Kommentar zu dem Bericht ab. Auch das Innenminsterium in Kiel konnte die Angaben nicht bestätigen.
Zu den aus Hamburg stammenden mutmaßlichen Urhebern der Terroranschläge in den USA sind bereits mehr als 2.700 Hinweise aus der Bevölkerung eingegangen. Das bestätigte die Sprecherin der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe. Dabei führten Spuren in verschiedene Städte.
Quelle: ntv.de