Castoren auch im Süden lagern Hannover auf Greenpeace-Linie
10.11.2010, 08:25 UhrNiedersachsen fordert Bayern und Baden-Württemberg auf, ihre Blockadehaltung aufzugeben und im eigenen Land nach geeigneten Standorten für atomare Endlager zu suchen. Bis zu einer Lösung sollten Castor-Behälter nicht mehr durch ganz Deutschland gefahren, sondern an süddeutschen AKW-Standorten zwischengelagert werden.

Am Fuße der Kühltürme des AKW Philippsburg könnte ein Zwischenlager für Castor-Behälter errichtet werden.
(Foto: picture alliance / dpa)
Der niedersächsische Umweltminister Hans-Heinrich Sander befürwortet die Erkundung von alternativen Zwischenlagern für hochradioaktiven Atommüll. Sander sagte der "Frankfurter Rundschau" zu dem Greenpeace-Vorschlag, den Atommüll aus der Wiederaufarbeitung in La Hague und Sellafield künftig an süddeutschen AKW-Standorten wie Philippsburg oder Biblis zu lagern: Dies sei eine "Möglichkeit, die man durchaus prüfen sollte". "Der Protest wäre bestimmt weit geringer", erklärte der FDP-Politiker in Hinblick auf die wiedererstarkte Anti-Atom-Bewegung. "Das würde Niedersachsen entlasten, das mit den Castor-Spektakeln eine ungeheure Last zu tragen hat." Der jüngste Castor-Transport war wieder mit Protesten - vor allem im Wendland - auf seinem Weg ins Zwischenlager Gorleben begleitet worden.
Sander schränkte allerdings ein: "Eine dauerhafte Lösung für das Atommüll-Problem wäre das aber nicht." Es müsse möglichst schnell geklärt werden, ob der Salzstock Gorleben für das Endlager geeignet sei. Bei Nichteignung müsse eine neue Suche beginnen - und zwar in allen Bundesländern mit geologisch geeigneten Standorten. Dazu zählten auch Bayern und Baden-Württemberg.
Nach dem von massiven Protesten begleiteten jüngsten Castor-Transport in das Zwischenlager Gorleben beschäftigen sich heute die Parlamente in Berlin und Hannover mit der Atompolitik. Im Bundestag haben Linke und Grüne eine Aktuelle Stunde dazu beantragt. In Hannover gibt Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU) eine Regierungserklärung ab.
Das "gläserne Bergwerk" könnte helfen
Zur am Dienstag beschlossenen Weitererkundung des Salzstocks sagte Sander: "Wir müssen aus den Fehlern der Vergangenheit bei der Erkundung des Endlager-Standorts lernen." Er sprach sich für ein "völlig transparentes Verfahren, eine Art 'gläsernes Bergwerk'", aus und schlug vor, eine "Begleitgruppe" einzurichten, in der auch Bürgerinitiativen und Wissenschaftler vertreten sein sollten. Sander hatte auch Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) aufgefordert, den Dialogprozess in der Region endlich in Gang zu setzen.
Am 1. Oktober war die Erkundung von Gorleben nach zehnjähriger Unterbrechung wieder aufgenommen worden, die eigentlichen Arbeiten haben aber bisher noch nicht begonnen. Die Bundesregierung will die Laufzeiten der Atomkraftwerke um durchschnittlich zwölf Jahre verlängern. Dadurch würde sich die Menge hoch radioaktiven Atommülls um 4400 Tonnen auf 21 600 Tonnen erhöhen.
Quelle: ntv.de, dpa/rts