Politik

Ex-FDP-Chef wurde 89 Jahre alt Hans-Dietrich Genscher ist tot

Genscher.jpg

Er war so lange Deutschlands Außenminister und Vizekanzler wie keiner sonst - über 18 Jahre hinweg. Manche nannten ihn sogar "Mister Bundesrepublik". Jetzt ist Hans-Dietrich Genscher mit 89 Jahren gestorben.

Der langjährige Außenminister und Ehrenvorsitzende der FDP, Hans-Dietrich Genscher, ist tot. Dies bestätigte FDP-Chef Christian Lindner. Genscher wurde 89 Jahre alt. "Genscher hat Geschichte geschrieben und unser Land geprägt", so Lindner. Vize-Regierungssprecher Georg Streiter würdigte den Verstorbenen in einer ersten Stellungnahme als einen "großen Staatsmann", der "wie ganz wenige die Geschicke Deutschlands mit beeinflusst hat". Genscher sei ein "großer Europäer und großer Deutscher" gewesen. Genschers Büro teilte mit, Genscher sei Donnerstagabend im Kreis seiner Familie in seinem Haus in Wachtberg-Pech an Herz-Kreislaufversagen gestorben.

Genscher kämpfte in den vergangenen Wochen nach einer Wirbelsäulenoperation mit gesundheitlichen Problemen.

Genscher kämpfte in den vergangenen Wochen nach einer Wirbelsäulenoperation mit gesundheitlichen Problemen.

(Foto: dpa)

"Genscher hat Geschichte geschrieben und unser Land geprägt. Wir haben ihm viel zu verdanken. Unsere Trauer kann nicht größer sein", sagte Ex-FDP-Chef Philipp Rösler bei n-tv. Er sei in "tiefster Trauer und voll von unendlichem Respekt vor Hans-Dietrich Genschers Leistungen für Deutschland, Europa und die Welt." "Mit seiner Verlässlichkeit und seinem diplomatischen Geschick hat Hans-Dietrich Genscher unserem Land in der Welt ein Gesicht gegeben und das Vertrauen bei unseren Partnern gestärkt", erklärte Bundespräsident Joachim Gauck.

Bundesaußenminister Frank-Walter-Steinmeier (SPD) erklärte, Genscher sei es vergönnt gewesen, "die deutsche Wiedervereinigung, das große politische Ziel seines Lebens selber zu verwirklichen und auch die Vollendung der deutschen Einheit noch zu Lebzeiten begleiten zu können". "Sein Platz in den Geschichtsbüchern ist ihm gewiss."

Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) würdigte Genscher als bedeutenden Diplomaten, der "Deutschlands Rolle in der Welt geformt und gefestigt", habe: "Der friedliche Ausgleich von Interessen mit den Mitteln der Diplomatie war seine Mission", sagte Schröder. Der Grünen-Außenpolitiker Omid Nouripour sagte: "Er war Jahre lang das freundliche Gesicht Deutschlands in der Welt. Nun ist Hans-Dietrich Genscher verstorben. Ruhe er in Frieden."

Fast zwei Jahrzehnte Außenminister Deutschlands

Genscher war von 1974 bis 1992 Bundesaußenminister und Vizekanzler. Von 1974 bis 1985 war er Bundesvorsitzender der FDP, seit 1992 dann Ehrenvorsitzender der Partei. Auch nach dem Ausscheiden aus seinen politischen Ämtern hatte Genscher sich regelmäßig zu aktuellen politischen Themen zu Wort gemeldet.

Er war 23 Jahre lang Bundesminister und prägte fast zwei Jahrzehnte die Außenpolitik Deutschlands - erst in der sozial­liberalen Koalition, dann im Kabinett Kohl. Abrüstung, Entspannung und Ausgleich mit dem Osten standen im Zentrum seiner Politik. Höhepunkt in der Amtszeit des großen Liberalen: die deutsche Wiedervereinigung.

Der Politiker, dessen Markenzeichen ein gelber Pullover war, musste immer wieder mit gesundheitlichen Problemen kämpfen. Erst vor wenigen Tagen hatte ihn der Tod seines Parteifreundes und späteren Amtsnachfolgers Guido Westerwelle Genscher "tief erschüttert". Schon zu dieser Zeit soll es Genscher nach Angaben der "Bild"-Zeitung sehr schlecht gegangen sein. Demnach habe er sein Haus in Bonn kaum noch verlassen können. Er sei "überwiegend bettlägerig" gewesen, hieß es in einer Mitteilung, die sein Büro in diesen Tagen verschickte. "Bisher wussten das nur wenige", so Nicola Maier, die Genschers persönliches Büro in Bonn leitete.

Quelle: ntv.de, ppo/AFP/dpa/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen