Uiguren befürchten Vernichtung "Harte Strafen" aus Peking
09.07.2009, 11:23 UhrDer Weltkongress der Uiguren wirft Peking vor, die Unruhen in der Provinz Xinjiang provoziert zu haben. Wenn die Welt es nicht verhindere, sei es möglich, "dass die Uiguren als Volk vernichtet werden", sagt Vorstandsmitglied Ümit Hamit gegenüber n-tv.de. Chinas Staatspräsident Hu Jintao kündigt indes ein hartes Durchgreifen an.
"Die Diskriminierungspolitik der chinesischen Regierung sorgt dafür, dass viele Han-Chinesen glauben, sie haben das Recht, Uiguren anzugreifen und zu töten", sagte Ümit Hamit vom Vorstand des Weltkongresses gegenüber n-tv.de. Die Chinesen hätten die Uiguren zur Minderheit im eigenen Land gemacht. Seit 2003 hätten die Chinesen ihre Assimilationspolitik verschärft. Er forderte eine Freilassung der politischen Gefangenen und einen Besiedlungsstopp der uigurischen Gebiete. "Wir sind eine Minderheit im eigenen Land geworden", so Hamit weiter.
Angespannte Ruhe
Staatspräsident Hu Jintao kündigte indes an, nach den tagelangen blutigen Zusammenstößen in der chinesischen Uiguren-Provinz Xinjiang scharf gegen die Unruhestifter vorzugehen. In seiner ersten Stellungnahme zu den Ausschreitungen drohte Hu den Anführern mit "harten Strafen". Es handele sich um ein "ernstes, grausames Verbrechen", das von Terrorismus, Separatismus und Extremismus inspiriert sei.
Hu nannte es die "wichtigste und dringlichste Aufgabe" der Regierung, die Stabilität wiederherzustellen. Die Strafen für die Unruhestifter würden sich "im Einklang mit dem Gesetz" befinden, zitierten Staatsmedien den Präsidenten nach einer Krisensitzung des Ständigen Ausschusses des Politbüros am Donnerstag. Hu hatte wegen der blutigen Zusammenstöße kurzfristig seine Teilnahme am G8-Gipfel abgesagt und war am Mittwoch aus Italien zurückgekehrt.
Großaufgebot der Sicherheitskräfte
In der Provinzhauptstadt Ürümqi schirmen unterdessen Tausende Polizisten und Paramilitärs Uiguren und Chinesen voneinander ab. Die chinesischen Sicherheitskräfte waren weiter mit einem Großaufgebot im Einsatz. Konvois mit Militärfahrzeugen, auf denen Slogans wie "Nieder mit den Separatisten" zu lesen waren, fuhren durch die Hauptverkehrsstraßen.
Das chinesische Staatsfernsehen berichtete, Märkte und Straßen seien wieder sehr viel belebter als noch am Mittwoch. Nach Darstellung ausländischer Korrespondenten ist die Stimmung zwischen den Volksgruppen aber weiter aufgeheizt. Ein BBC-Reporter berichtete von Uiguren, die ihm erzählten, sie lebten in Angst - tagsüber fürchteten sie die Sicherheitskräfte, nachts chinesische Banden. Das Staatsfernsehen vermeidet indes Bilder vom Aufmarsch der Polizisten und zeigte stattdessen vor allem Menschen beim Einkaufen.
Dutzende Tote
Bei den Zusammenstößen wurden seit dem Wochenende nach offiziellen Angaben 156 Menschen getötet und mehr als 1000 verletzt. Die Zahlen sind allerdings nach wie vor auf dem Stand von vor zwei Tagen, obwohl seither immer wieder neue Zwischenfälle gemeldet wurden. Exil-Uiguren beziffern die Zahl der Toten mit bis zu 800.

Ein Muslim liest in Ürümqi einen Zettel, der an die Tür einer Moschee gepinnt ist: "Geh nach Hause und bete dort."
(Foto: REUTERS)
Die im Exil lebende Uiguren-Führerin Rebiya Kadeer erklärte, die Unruhen beschränkten sich nicht auf Urumqi, sondern hätten auch mehrere andere Städte ergriffen. "Am schlimmsten war es in Kashgar", hieß es in der Erklärung Kadeers. Vor jedem uigurischen Haus seien dort zwei chinesische Soldaten stationiert worden. In Peking wurde nach Angaben einer Journalistenorganisation der uigurische Wirtschaftsprofessor Ilham Tohti festgenommen, weil er Berichte über die Unruhen ins Internet gestellt hatte.
Quelle: ntv.de, ghö/AFP/dpa