US-Ermittlungen im Jemen Hass-Prediger im Visier
31.12.2009, 15:48 UhrNach dem Anschlagsversuch auf ein Linienflugzeug über Detroit läuft die Suche nach den Verbindungsmännern des Täters auf Hochtouren. Jetzt ermitteln die US-Behörden gegen den radikalen islamischen Geistlichen Anwar al-Awlaki. Er ist kein Unbekannter - auch der Attentäter von Fort Hood hatte Kontakt zu dem Prediger.

Auch drei der 9/11-Täter hatten die Predigten von al-Awlaki besucht.
(Foto: Wikipedia / Muhammad ud-Deen)
Es gebe zunehmend Belege, dass Anwar al-Awlaki in Verbindung mit dem Beinahe-Attentäter Umar Farouk Abdulmutallab gestanden habe, meldete das "Wall Street Journal". Der in den USA geborene und im Jemen lebende Al-Awlaki hatte auch Kontakt zu dem Amokläufer auf der US-Militärbasis Fort Hood in Texas. Der muslimische Major Nidal Malik Hasan hatte Anfang November dabei 13 Menschen erschossen.
US-Geheimdienste haben dem Bericht zufolge Al-Awlaki, der bis 2002 in einer Moschee in Nord-Virginia predigte, bereits seit Jahren im Visier. Die regionale El-Kaida-Organisation im Jemen bekannte sich zu dem Attentatsplan und droht mit weiteren Terrorakten. Der 23 Jahre alte Nigerianer Abdulmutallab hatte sich unmittelbar vor dem versuchten Anschlag monatelang im Jemen aufgehalten.
US-Geheimdienst widerspricht
Unterdessen weist der US-Geheimdienst die harsche Kritik des US-Präsidenten an den Sicherheitspannen vor dem vereitelten Anschlag von Detroit zurück. Die CIA will entgegen Obamas Vorwürfen mit anderen Regierungsstellen zusammengearbeitet und die Informationen über den verhinderten Attentäter weitergeleitet haben.
CIA-Sprecher Paul Gimigliano räumte jedoch ein, dass der Geheimdienst im November Informationen über den 23-jährigen Umar Farouk Abdulmutallab erhalten habe, als dessen Vater in der US-Botschaft in Nigeria vorstellig wurde. Danach habe der Geheimdienst mit der Botschaft zusammengearbeitet. Die CIA habe dadurch sicherstellen wollen, dass Abdulmutallab in der entsprechenden Regierungsdatenbank aufgeführt werde als Person, die für Verbindungen zum Terrorismus anfällig sei und möglicherweise Verbindungen zu Extremisten im Jemen unterhalte.
Schwere Vorwürfe von Obama

Obama erwartet den ersten Bericht über die Geheimdienstpanne.
(Foto: dpa)
Wichtige biographische Informationen über Abdulmutallab leitete der Geheimdienst demnach an das Nationale Anti-Terror-Zentrum (NCTC) weiter. Die Behörde ist für die Aktualisierung der Listen mit Terrorverdächtigen zuständig. Ein US-Geheimdienstmitarbeiter sagte, in dem Gespräch von Abdulmutallabs Vater mit CIA-Mitarbeitern in Afrika habe es jedoch keinen schlüssigen Hinweis dafür gegeben, dessen Sohn auf die Liste von etwa 4000 Verdächtigen zu setzen, für die ein Flugverbot in die USA gilt.
US-Präsident Barack Obama hatte "katastrophale" Pannen eingeräumt. Die Versäumnisse seien "vollkommen inakzeptabel". Obama, der wegen seines Krisenmanagements innenpolitisch unter Druck geraten ist, erwartete derweil erste Ergebnisse von zwei Untersuchungen, die er zu dem Anschlagsversuch in Auftrag gegeben hatte. Sie sollten herausfinden, warum gegen Abdulmutallab trotz der Warnungen kein Flugverbot verhängt wurde und wie der Nigerianer den Sprengstoff an Bord der Maschine schmuggeln konnte.
"Weihnachtsüberraschung" war bekannt
Die US-Geheimdienste wussten laut dem US-Sender CBS schon lange, dass Al-Kaida eine Aktion für die Weihnachtszeit plante. Die Geheimdienste seien darüber informiert gewesen, "dass Al-Kaida eine Überraschung zu Weihnachten vorbereitete", zitierte CBS einen Geheimdienstmitarbeiter. "Seit Monaten waren wir an der Sache dran, aber uns ist es nie gelungen, die richtigen Verbindungen herzustellen und vorauszusehen, was geschehen würde", fügte er demnach hinzu. Das Problem sei, dass das Nationale Anti-Terror-Zentrum täglich 8000 Nachrichten erhalte.
Quelle: ntv.de, AFP