Tod der Soldaten in Kabul Hinweis auf Schlampereien
31.03.2002, 12:35 UhrDie Hinweise darauf, dass Schlampereien zum Tod der zwei deutschen und drei dänischen Soldaten beim Entschärfen einer russischen Flugabwehr-Rakete Anfang März in Kabul beigetragen haben, verdichten sich: Die "Bild am Sonntag" (BamS) berichtete, die Soldaten seien nicht ausreichend für diese Aufgabe ausgebildet gewesen. Das Blatt beruft sich dabei auf den vorläufigen vertraulichen Bericht der deutsch-dänischen Expertenkommission zur Aufklärung des Vorfalls.
Die BamS zitiert aus der Untersuchung: "Diese Art von Aufträgen ist in internationalen Vorschriften nicht vorgesehen. Deshalb war keiner der Beteiligten zur Delaborierung der Gefechtsköpfe unter Einsatzbedingungen ausgebildet." Die Arbeiten an der Rakete seien zudem "nicht in der richtigen Reihenfolge" erfolgt. Immer wieder seien Soldaten als "Besucher" auf den Sprengplatz gekommen, um das Geschoss zu fotografieren. Zum Zeitpunkt des Unglücks hielten sich nach dem von der Zeitung zitierten Bericht 24 Personen - weit mehr als zulässig - innerhalb des Sicherheitsbereichs auf: 17 Deutsche, sechs Dänen und ein Brite.
Das Bundesverteidigungsministerium wollte zu der Meldung zunächst keine Stellung beziehen. Ein Sprecher sagte lediglich, dass alle bisher vorliegenden Untersuchungsergebnisse vorläufig seien. Bundesverteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) und der Generalinspekteur der Bundeswehr, Harald Kujat, hatten nach dem Unglück am 6. März betont, die beteiligten Soldaten seien hoch qualifizierte und gut ausgerüstete Spezialisten gewesen.
In den vergangenen Wochen wurde immer wieder über ein unsachgemäßes Vorgehen beim Entschärfen der Rakete spekuliert. Unter anderem wurde gemutmaßt, die Soldaten hätten das Geschoss nicht gesprengt, sondern entschärft, da sie die Waffe als Souvenir mit nach Hause nehmen wollten. Auch die zuständigen Justizbehörden gehen davon aus, dass Sicherheitsbestimmungen verletzt wurden.
Quelle: ntv.de