Schmutziger US-Wahlkampf Hitler- und Muslim-Propaganda
23.05.2008, 15:28 UhrDie Vorwürfe sind abwegig, doch es ist Wahlkampf. Der Demokrat Barack Obama muss sich mit der Behauptung auseinandersetzen, er sei in Wahrheit Muslim. Und der republikanische US-Präsidentschaftskandidat John McCain wird genötig, sich von Bemerkungen eines ihn unterstützenden Fernseh-Predigers zu distanzieren.
Der Prediger John Hagee hatte in den 90er Jahren gesagt, Adolf Hitler sei ein gottgesandter "Jäger" gewesen, der die europäischen Juden nach Israel vertrieben habe. "Warum ist es passiert? Weil Gott sagte, meine oberste Priorität für die Juden ist es, sie dazu zu bewegen, nach Israel zu kommen." Die populäre Online-Zeitung "Huffington Post" verbreitete die Predigt. Auf die selbst gestellte Frage, wie Gott die Juden ins gelobte Land zurückgebracht habe, sagte Hagee darin: "Die Antwort sind Fischer und Jäger. Ein Jäger ist jemand, der mit einer Waffe kommt und dich zwingt. Hitler war ein Jäger."
Angesichts der nun bekannt gewordenen Äußerungen verzichte er auf die Unterstützung des texanischen Predigers, erklärte McCain. Er finde Hagees Bemerkungen "tief verletzend und nicht zu rechtfertigen".
Hagee sagte laut "Huffington Post", die Passage zu Hitler und den Juden sei "absichtlich falsch dargestellt" worden und eine "grobe Verzerrung". "Die Behauptung, ich hätte den Holocaust oder das Monster Adolf Hitler geduldet, ist eine der größten und hässlichsten Lügen", sagte der TV-Prediger.
McCain holzt gegen Obama, Obama nimmt McCain in Schutz
McCain suchte sich zugleich von Obama abzugrenzen, der jüngst ebenfalls durch Äußerungen eines Geistlichen in Verlegenheit gebracht worden war. Hagee sei niemals sein geistlicher Berater gewesen, er habe dessen Gotteshaus seit 20 Jahren nicht aufgesucht, betonte McCain unter Hinweis darauf, dass Obama von dem Geistlichen Jeremiah Wright getraut worden war. Wright hatte den US-"Terrorismus" für die Anschläge vom 11. September 2001 verantwortlich gemacht und die Aids-Epidemie auf eine rassistische Verschwörung der US-Regierung zurückgeführt.
Obama verwies derweil auf einer Wahlkampfveranstaltung in Florida darauf, dass man McCain die Sichtweisen Haggees nicht vorwerfen könne. "John McCain muss mit Haggee umgehen, der irre Sachen sagt. Aber ich schreibe diese Stellungnahmen nicht McCain zu, niemand glaubt, er denke solch ein Zeug".
"Ich bin kein Muslim"
Unterdessen wehrte sich Obama erneut gegen die Behauptung, er sei entgegen seiner eigenen Aussagen Muslim. "Das ist nicht wahr, ich bin kein Muslim und ich war niemals einer", sagte Obama bei einer Versammlung der jüdischen Gemeinschaft in Boca Raton im US-Bundesstaat Florida.
Gleichzeitig betonte Obama seine Verbundenheit mit Israel: "Viele meiner Mentoren und Professoren waren jüdisch und ich glaube, dass Israel tiefgehende Verbindungen zu den USA hat - intellektuelle und emotionale."
Ein Mann hatte Obama zuvor bei der Versammlung verbal angegriffen und erklärt: "Wenn Sie Barry heißen würden und nicht Barack, hätte ich für sie gestimmt." Auf einem nahegelegenen Parkplatz wurden zudem Flugblätter verteilt, die den Senator aus Illinois als Muslim bezeichneten. Obama verteidigte seinen Vornamen: "Als Kind wurde ich Barry genannt. Doch während des Heranwachsens habe ich mich entschlossen, mein kenianisches Erbe anzunehmen und ich habe meinen richtigen Vornamen, Barack, verwendet." Obama forderte von den Wählern, nicht seinen Namen oder seine Hautfarbe zu bewerten, sondern seine Politik.
Umfragen zufolge glaubt jeder siebte Wähler in den USA, Obama sei Muslim. Damit waren entsprechende Kampagnen seitens der Republikaner und konservativer Medien bislang recht erfolgreich. Tatsächlich gehört Obama der United Church of Christ an, eine gemäßigte protestantische Kirche.
Quelle: ntv.de