Politik

Neue Großoffensive Russlands? Hodges: Moskaus Angriffe in Region Charkiw könnten Finte sein

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Hodges hofft auf mehr westliche Hilfen für die Ukraine.

Hodges hofft auf mehr westliche Hilfen für die Ukraine.

(Foto: picture alliance/dpa/CTK)

In der ukrainischen Region Charkiw gehen russische Verbände zum Angriff über. Doch was bezweckt Moskau mit der Operation? US-General a.D. Hodges hat eine Vermutung.

Russische Truppen haben am Morgen in der ukrainischen Region Charkiw mehrere Angriffe gestartet. Kämpfe soll es im Raum der Stadt Wowtschansk geben. Das Online-Portal Ukraijinska Prawda meldete unter Berufung auf Quellen im ukrainischen Militär, dass vier Grenzdörfer von Moskaus Verbänden erobert worden seien. Doch was bezweckt der Kreml mit den Vorstößen? Ben Hodges, US-Generalleutnant a.D. und ehemaliger Oberbefehlshaber der US-Armee in Europa, kann sich vorstellen, dass es eine Finte ist.

Es könnte sich um ein Täuschungsmanöver Russlands handeln, "um die Kapazitäten der Ukraine in eine bestimmte Richtung zu binden und dann in Wirklichkeit irgendwo anders anzugreifen", sagte er dem "Tagesspiegel". "Das würde allerdings ein gewisses Maß an Flinkheit und Beweglichkeit von russischer Seite erfordern, das ich so noch nicht gesehen habe", fügte er an. "Daher vermute ich, dass sie mit diesem Vorstoß einfach versuchen, die ukrainischen Kräfte weiter abnutzen, solange sie sich in einer Position der Stärke sehen." Grundsätzlich habe man in den ersten Stunden nach einem Vorstoß nie akkurate Informationen über die genaue Lage. "Vielleicht wissen wir in den nächsten 24 Stunden mehr."

Die These, dass Russland mit den Angriffen eine Pufferzone zum Schutz der Grenzregion Belgorod einrichten will, hält Hodges für weniger wahrscheinlich. "Dann würde die russische Armee mit dieser Aktion nicht auf einen Durchbruch hinarbeiten, sondern sich etwas Platz verschaffen wollen. Sie würden dann vermutlich anfangen, Schützengräben auszuheben, Artillerie aufzustellen und Truppen dort zu stationieren", so der 66-Jährige. Man müsse sich allerdings fragen, wie viel Sinn eine solche Pufferzone überhaupt machen würde. "Denn sie würde ja nur gegen Bodenangriffe helfen. Und daran hat die Ukraine kein Interesse."

Allgemein stellt Hodges Moskaus Streitkräften ein schlechtes Zeugnis aus. Der heutigen russischen Armee fehle die Kraft, den aktuellen Vorteil gegenüber der Ukraine auszunutzen. Die Ukraine habe bislang stark dagegengehalten. "Aber wir dürfen nicht aus den Augen verlieren, unter welch herben Verlusten dies geschehen ist" Kiew benötige umfangreichere Unterstützung durch den Westen.

Seiner Einschätzung zufolge ist die russische Armee nicht in der Lage, "vielmehr zu leisten als das, was sie jetzt bereits tut". Das neue Hilfspaket der USA werde den Krieg nicht gewinnen. "Aber es wird der Ukraine genug Zeit geben, um die Front zu stabilisieren und ihre Armee zu vergrößern. Und Europa wird es Zeit geben, endlich das zu liefern, was so lange schon nötig gewesen wäre", sagte Hodges.

Quelle: ntv.de, jpe

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