Politik

Duell um die Präsidentschaft Hollande weit vor Sarkozy

Hollande, Sarkozy: Gegenpole.

Hollande, Sarkozy: Gegenpole.

(Foto: dpa)

Der Wahlkampf in Frankreich geht in die entscheidende Phase. Die Duellanten Hollande und Sarkozy ringen um die "freigewordenen" Stimmen. Sozialist Holande hat laut der jüngsten Umfrage die deutlich besseren Karten. Und er macht sich wohl auch schon Gedanken über sein Kabinett - allerdings nur sehr still.

Wenige Tage vor der Stichwahl um das Präsidentenamt in Frankreich liegt der Sozialist François Hollande einer neuen Umfrage zufolge weiter klar vorne: Hollande käme am Sonntag auf 54 Prozent und damit auf deutlich mehr als Amtsinhaber Nicolas Sarkozy mit 46 Prozent, wie eine Umfrage des Instituts Ifop-Fiducial ergab. Hollande verlor demnach aber 0,5 Punkte gegenüber der vorherigen Befragung vom 20. April.

Der Umfrage zufolge würden 43 Prozent der Wähler der Rechtsextremen Marine Le Pen aus der ersten Runde in der Stichwahl nun für Sarkozy stimmen. 18 Prozent sprachen sich für Hollande aus und 39 Prozent wussten es noch nicht. Sarkozy müsste in der zweiten Runde mindestens 70 Prozent der Le-Pen-Wähler für sich gewinnen, um die Präsidentschaftswahl für sich zu entscheiden.

Die Wählerschaft des Zentrumspolitikers François Bayrou würde sich nach der Umfrage derzeit fast gleich auf Sarkozy und Hollande aufteilen: 31 Prozent wollen demnach für Sarkozy stimmen, 28 Prozent für Hollande und 41 Prozent äußerten sich nicht. Die Wähler des Linkskandidaten Jean-Luc Mélenchon würden indes zu 80 Prozent für Hollande stimmen und nur zu 6 Prozent für Sarkozy.

Streit über Sparkurs

Jean-Marc Ayrault gilt als heißer Kandidat für den Ministerpräsidentensessel.

Jean-Marc Ayrault gilt als heißer Kandidat für den Ministerpräsidentensessel.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Vor dem sich abzeichnenden Sieg des Sozialisten kristallisiert sich unterdessen der Deutschland-Kenner Jean-Marc Ayrault als Favorit für den Posten des Ministerpräsidenten heraus. Der Chef der Parlamentsfraktion habe derzeit gegenüber Parteichefin Martine Aubry die Nase vorn, hieß es aus Parteikreisen und aus dem Umfeld Hollandes. Gerade nach Hollandes Forderungen, den von Bundeskanzlerin Angela Merkel angestoßenen EU-Fiskalpakt um Wachstumselemente zu erweitern, könnte der 62-jährige frühere Deutschlehrer mit seiner versöhnlichen Art als Brückenbauer agieren, um den Streit über den Sparkurs in Europa zu entschärfen.

Zu Ayraults Favoritenrolle habe auch der beeindruckende Sieg Hollandes über Amtsinhaber Sarkozy in der ersten Wahlrunde beigetragen, meinen die Eingeweihten. Dies habe Hollands Position so weit gestärkt, dass er bei der Wahl eines Regierungschefs weniger Zugeständnisse an andere Lager in der Partei machen müsse und einfacher eigene Personalwünsche durchsetzen könne.

Während Ayrault als langjähriger Vertrauter Hollandes gilt, ist das Verhältnis des Spitzenkandidaten zu Aubry abgekühlt. Die Tochter des früheren EU-Kommissionspräsidenten Jacques Delores hatte Hollande Arbeit als Parteichef heftig kritisiert, nachdem sie diesen Posten von ihm übernommen hatte. Auch kämpften sie im vergangenen Jahr hart um die Präsidentschaftskandidatur der Sozialisten. Zudem nahm das schwache Wahlergebnis des von den Kommunisten unterstützten Linkspolitikers Jean-Luc Melenchon von Hollande den Druck, einen Regierungschef auszusuchen, der Wähler im linken Lager ködern kann. Ayrault gehört wie Hollande dem sozialdemokratischen Lager der Sozialisten an.

Hollande hat sich bislang nicht offen auf einen Kandidaten für das Amt des Ministerpräsidenten festgelegt. Er möchte den Eindruck vermeiden, dass er einen Sieg über Sarkozy in der Stichwahl am Sonntag wegen des deutlichen Umfragevorsprungs schon als sicher ansieht. Seine Beschreibung des idealen Kandidaten passt aber genau auf Ayrault. "Die Person, die infrage kommt, muss die sozialistische Partei gut kennen, auch ihren linken Flügel im Parlament und muss sich mit mir bestens verstehen", sagte Hollande kürzlich.

Quelle: ntv.de, rts/AFP

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