Historisches Treffen im Weißen Haus Hu bringt Obama Milliarden mit
19.01.2011, 21:37 Uhr
"Wir begrüßen Chinas Aufstieg": US-Präsident Obama, rechts.
(Foto: REUTERS)
Seit 13 Jahren war kein chinesischer Staatschef mehr zu Besuch in den USA. Als Präsent bringt Präsident Hu Handelsaufträge mit, die den wirtschaftlich gebeutelten Amerikanern hunderttausende Jobs bringen. Beim Treffen mit US-Präsident Obama gibt es auch kritische Töne. Was Menschenrechte betrifft, "muss in China noch eine Menge getan werden", räumt Hu offen ein.
Demonstrative Gemeinsamkeit trotz knallharter Konflikte: US-Präsident Barack Obama und Chinas Staatschef Hu Jintao haben ihren Willen zur Zusammenarbeit beschworen. Zum Auftakt des ersten Staatsbesuchs eines chinesischen Führers seit 13 Jahren begrüßte Obama ausdrücklich China als aufsteigende Großmacht. Zugleich mahnte er aber auch vorsichtig Fortschritte bei den Menschenrechten an. Hu forderte vor allem gegenseitigen Respekt - räumte aber ein, dass China auch bei den Menschenrechten noch einige Arbeit bleibe.
Gleich zu Beginn des viertägigen Besuchs gab es einen Paukenschlag: Das Reich der Mitte will für 19 Milliarden Dollar (14,2 Mrd Euro) 200 Flugzeuge vom US-Hersteller Boeing kaufen. Insgesamt wurden nach Angaben des Weißen Hauses bereits vor dem Besuch 70 Abkommen mit US-Firmen unter Dach und Fach gebracht. Alles in allem gehe es um zusätzliche Exporte im Wert von 45 Milliarden Dollar (33,6 Mrd Euro). Schätzungsweise 235.000 Jobs hingen insgesamt daran - eine wichtige innenpolitische Botschaft angesichts der hartnäckigen Misere auf dem US-Arbeitsmarkt.
"Beziehung von globalem Einfluss"
"Die Vereinigten Staaten begrüßen Chinas Aufstieg zu einem starken, wohlhabenden und erfolgreichen Mitglied der Gemeinschaft der Nationen", sagte Obama bei einem pompösen Empfang vor dem Weißen Haus. Beide Staaten hätten "enormen Anteil am Erfolg des jeweils anderen." Zugleich unterstrich er aber auch die Bedeutung "universeller Rechte jedes einzelnen Menschen". Doch alles blieb höflich, denn wie die wirtschaftliche Seite des Treffens zeigt, brauchen die Großmächte einander.
Hu betonte, das Verhältnis der USA zu China sei zu einer Beziehung "von strategischer Bedeutung und globalem Einfluss gewachsen". Es gebe gemeinsame Interessen und gemeinsame Verantwortung. Hu sprach von einem neuen Kapitel der Zusammenarbeit. "Lasst uns die Chance ergreifen und Hand in Hand voranschreiten." Nach einem ersten Gespräch mit Obama stießen auch amerikanische Wirtschaftsführer dazu, darunter Microsoft-Chef Steve Ballmer und Goldman-Sachs-Vorstand Lloyd Blankfein.
Obama kritisiert Yuan-Wechselkurs
Die USA streben nach den Worten von Präsident Barack Obama in ihrem Verhältnis zu China im 21. Jahrhundert eine engere Zusammenarbeit, zugleich aber auch einen "gesunden Wettbewerb" an. Nach den Beratungen mit Staats- und Parteichef Hu Jintao betonte er, China sei einer der wichtigsten Märkte für US-Unternehmen. Zugleich müssten amerikanische Firmen aber gleiche Chancen in der Volksrepublik vorfinden. Chinas Währung bleibe trotz jüngster Flexibilisierung "unterbewertet" und bedürfe einer "weiteren Anpassung", sagte Obama. Ziel sei, dass der Wert des Yuan vom Markt bestimmt werde.
Der US-Präsident machte zugleich deutlich, dass die Vereinigten Staaten an ihrem Bekenntnis zu grundlegenden Menschenrechten überall auf der Welt festhielten. "Ich war mit Präsident Hu sehr offen bei diesen Themen", sagte Obama. Beide Seiten hätten vereinbart, ihren Dialog in der Frage der Menschenrechte fortzusetzen.
Hu: "Menschenrechte sind universell"
Hu räumte ein, dass in seinem Land bei den Menschenrechten noch viel zu tun ist. China erkenne und respektiere, dass die Menschenrechte universell seien, sagte Hu. China sei ein Entwicklungsland mit einer großen Bevölkerung und befinde sich in einem "entscheidenden Stadium der Reform", fügte der Staats- und Parteichef hinzu. "In diesem Zusammenhang ist China nach wie vor mit vielen Herausforderungen in Sachen Wirtschaft und sozialer Entwicklung konfrontiert, und eine Menge muss noch in China getan werden, was die Menschenrechte betrifft."
Ein weiteres Streitthema ist Nordkorea: Die USA wollen, dass Peking auf das kommunistische Regime stärkeren Druck ausübt, damit es sein Atomprogramm aufgibt. Dagegen berichtete das "Wall Street Journal" am Mittwoch, China wolle zwei Milliarden Dollar in eine nordkoreanische Industriezone investieren.
Quelle: ntv.de, rpe/dpa/rts/AFP