Streit um Olympia-Boykott IOC ohne klare Worte
23.03.2008, 22:05 UhrIOC-Präsident Jacques Rogge hat sich nach tagelangem Schweigen erstmals wieder zu den von China blutig unterdrückten Unruhen in Tibet geäußert, dabei jedoch erneut klare Worte vermissen lassen. "Wir verfolgen die Ereignisse in Tibet mit großer Sorge", hieß es in einer Presseerklärung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). "Das IOC hat bereits seiner Hoffnung Ausdruck verliehen, dass der Konflikt so schnell wie möglich friedlich beigelegt werden kann", sagte der Belgier. Gewalt aus welchem Grund auch immer stehe konträr zu den olympischen Werten und widerspreche dem Geist der Spiele.
Rogge rechtfertigte die Vergabe der Sommerspiele nach Peking (8. bis 24. August) als große Chance. So würden die Olympischen Werte einem Fünftel der Weltbevölkerung nahe gebracht. "Wir glauben, dass China sich dadurch verändern wird." Olympische Spiele seien eine "Kraft des Guten". "Sie sind ein Katalysator für den Wechsel, aber kein Allheilmittel für alle Krankheiten", erklärte er.
Keine Kritik
Kritik am Olympia-Gastgeber wegen seines Vorgehens in der autonomen Region Tibet, bei dem nach Angaben der tibetischen Exil-Regierung rund 100 Menschen getötet worden, während China von 19 Toten spricht, äußerte Rogge nicht.
Der IOC-Präsident wird am Ostermontag im antiken Olympia in Griechenland der Entzündung des Olympischen Feuers beiwohnen, das anschließend auf eine 137.000 km lange "Reise der Harmonie" geschickt werden soll. Dabei kommt es auch durch Tibet. Menschenrechtsorganisationen und Exil-Tibeter haben zahlreiche Protestaktionen am Wegesrand angekündigt.
"Das IOC respektiert die Gruppen, die Aktivisten und ihre Gründe. Wir sprechen regelmäßig mit ihnen - aber wir sind keine politische oder aktivistische Organisation", erklärte Rogge und betonte: "Ohne Zweifel achten wir die Menschenrechte." Die Hauptverantwortung des IOC sei es aber, die bestmöglichen Olympischen Spiele für die Athleten zu organisieren.
Quelle: ntv.de