Interview mit Peter Kloeppel "Ich habe kein Mitleid mit Politikern"
18.08.2013, 06:42 Uhr
Peter Kloeppel (M.) hat nacheinander beide Kanzlerkandidaten zu Gast - zunächst Peer Steinbrück, eine Woche später Angela Merkel.
(Foto: dpa)
"Wer in die Küche geht, muss damit rechnen, dass es heiß wird", sagt RTL-Chefredakteur Peter Kloeppel über den Beruf des Politikers. An diesem Sonntag sitzt er "An einem Tisch mit Peer Steinbrück". Mit dabei: Sieben Wähler, die Steinbrück ausfragen, darunter "Let's Dance"-Juror Joachim Llambi.
RTL zeigt die Sendung "Meine Wahl: An einem Tisch mit Peer Steinbrück" an diesem Sonntag um 19.05 Uhr. Eine Woche später ist Bundeskanzlerin Angela Merkel zu Gast bei Peter Kloeppel. Ausschnitte aus dieser Sendung zeigt n-tv am Montag im Wahl-Spezial "Kampf ums Kanzleramt" um 12.30, 13.30 und 14.30 Uhr.
n-tv.de: Das Format von "An einem Tisch mit Peer Steinbrück" ist recht ungewöhnlich, der Gast sitzt nicht nur mit Ihnen an einem Tisch, sondern auch mit sieben weiteren Gästen. Für wen ist diese Gesprächssituation riskanter, für den Politiker oder für Sie als Moderator?
Peter Kloeppel: Ich sehe da weder für Peer Steinbrück noch für mich ein Risiko. Unser Ansatz ist es, die Zuschauer zu informieren. Daher sollen die Bürger, die wir hier ins Studio eingeladen haben, sich auch nicht mit Antworten abspeisen lassen, mit denen sie nicht zufrieden sind. Natürlich muss Peer Steinbrück mit kritischen Fragen rechnen. Ich denke aber, dass er genug Erfahrung hat, um konstruktiv damit umzugehen.
Wer den Finanzexperten Joachim Llambi bei "Let's Dance" gesehen hat, weiß, dass er zu spitzen Bemerkungen neigt. Wird er in Ihrer Sendung zuständig sein für die Abteilung Attacke?
Ich glaube, dass wir ohne eine solche Zuweisung von Rollen auskommen. Jeder, der sich hier mit uns an den Tisch setzt, hat ein Thema, bei dem sich Politiker angegriffen fühlen können. Aber eine Abteilung Attacke nach dem Prinzip: "Achtung, jetzt kommt Llambi, jetzt wird's wieder scharf!" - ich glaube, da würden wir sowohl den Zuschauern als auch den Teilnehmern der Runde Unrecht tun. Diese Sendung soll Fragen beantworten und nicht zeigen, wer Fragen am schärfsten formulieren kann.

Peter Kloeppel ist RTL-Chefredakteur und Anchor der Sendung RTL aktuell.
(Foto: picture alliance / dpa)
Wer sind die anderen, die mit am Tisch sitzen? Für welche Themen stehen die?
Die stehen für alles, was im Wahlkampf eine wichtige Rolle spielt: das Thema Arbeitsmarkt, die Sicherheit von Arbeitsplätzen, die Angst vor Armut im Alter, die Chancen der Jugend, die Frage, was die SPD für einen Unternehmer tut, der auf eigenen Füßen steht und sich nicht reglementieren lassen will. Es wird nicht um Feinheiten des europäischen Rettungsschirms gehen, sondern um praktische Themen, die die Menschen jeden Tag beschäftigen.
Gibt es Themen, die Sie im Wahlkampf vermissen, von denen Sie denken, dass die Politik sich verstärkt darum kümmern müsste?
Nein, thematisch decken die Parteien die relevanten Themen ab. Mir macht eher Sorge, dass es seit Jahren, eigentlich seit Jahrzehnten, eine Tendenz zur Verallgemeinerung gibt. Man sieht das schon an den Slogans, die sich immer ähnlicher werden. Wenn gleichzeitig immer stärker auf die emotionale Schiene gesetzt wird, droht der Kern der Auseinandersetzung verloren zu gehen.
Sie sitzen eine Woche nach Steinbrück mit Angela Merkel an einem Tisch. Wem, glauben Sie, liegt das Format der Sendung mehr?
Ich denke, dass beide mit der Sendung gut leben können. Vor allem aber sollen die Zuschauer zuhause die Gelegenheit bekommen, sich in beiden Sendungen ein noch besseres Bild von den zwei sehr verschiedenen Persönlichkeiten zu machen. Wir wollen den Zuschauern die Möglichkeit bieten, sowohl die politische als auch die persönliche Seite der Kanzlerin beziehungsweise des Kanzlerkandidaten der SPD kennenzulernen. Ein Austausch, bei dem es auch mal zu einem Wortwechsel kommt, bei dem es hin und her geht, ist da sicherlich hilfreicher als eine einfache Abfolge von Fragen und Antworten.
Was halten Sie von Frau Merkels Art, den Wahlkampf mit Einblicken in ihr Privatleben als Hausfrau zu würzen?
Das stößt auf Interesse, weil wir da Dinge über die Kanzlerin erfahren, die für viele Menschen neu sind. Wer gelegentlich etwas näher mit der Kanzlerin zusammenkommt, der weiß, dass sie durchaus eine sehr ironische Ader hat, dass sie sehr persönlich über sich berichten kann. Dadurch versteht man sie als Kanzlerin vielleicht auch an der einen oder anderen Stelle etwas besser. Ich finde es nachvollziehbar, dass sie in diesem Wahlkampf persönlicher wahrgenommen werden möchte.
Auch Peer Steinbrück zeigt sich in diesem Wahlkampf von einer persönlichen Seite.
Ein zentraler Moment war die Situation beim Parteikonvent der SPD, als seine Frau ihn gegen Kritiker verteidigt hat und er mit den Tränen kämpfen musste. Da hat er zugelassen, dass man ihn von einer Seite kennenlernt, die viele möglicherweise gar nicht bei ihm vermutet haben.
Glauben Sie, dass dies eine inszenierte Situation war?
Das war es mit Sicherheit nicht.
Für Peer Steinbrück läuft der Wahlkampf bislang nicht übermäßig erfolgreich. Ganz grundsätzlich gefragt: Ertappen Sie sich mitunter dabei, wie Sie mit einem glücklosen Politiker Mitleid entwickeln?
Nein, ich habe kein Mitleid mit Politikern. Sie haben ihre Profession selbst gewählt und haben auch die Möglichkeit, Ja oder Nein zu sagen, wenn sie als Kandidaten aufgestellt werden. Rückschläge gehören zum Geschäft. Wer in die Küche geht, muss damit rechnen, dass es heiß wird.
Sie haben sich am vergangenen Mittwoch mit den anderen drei Moderatoren des TV-Duells vom 1. September getroffen, wie ich Ihrem Twitter-Account entnommen habe. Steht schon fest, wer welche Fragen stellen darf?
Tut mir leid, wir haben vereinbart, dass wir über Details unseres Gesprächs nicht reden werden - daran werde ich mich halten.
Mit Peter Kloeppel sprach Hubertus Volmer
Programmhinweis:
RTL zeigt die Sendung "Meine Wahl: An einem Tisch mit Peer Steinbrück" an diesem Sonntag um 19.05 Uhr. Eine Woche später ist Bundeskanzlerin Angela Merkel zu Gast bei Peter Kloeppel. Ausschnitte aus dieser Sendung zeigt n-tv am Montag im Wahl-Spezial "Kampf ums Kanzleramt" um 12.30, 13.30 und 14.30 Uhr.
Neben Peer Steinbrück und Peter Kloeppel sitzen mit am Tisch: eine 35-jährige Unternehmerin, eine 56-jährige Grundschulleiterin, ein 60-jähriger Kulturmanager und Hotelbetreiber, die 27-jährige Leiterin einer Wohnanlage für Senioren, ein 18-jähriger Gymnasiast mit pakistanischen Wurzeln, ein 46-jähriger Unternehmer sowie Ex-Börsenmakler und "Let's Dance"-Juror Joachim Llambi.
Quelle: ntv.de