Politik

Blutvergießen in Syrien Immer mehr Menschen fliehen

Ein Massengrab in Taftnaz.

Ein Massengrab in Taftnaz.

(Foto: dpa)

In wenigen Tagen sollen die Waffen in Syrien schweigen, doch von einem Rückzug der Armee ist nichts zu spüren. Im Gegenteil: Panzer nehmen Duma, Homs und Rastan unter Beschuss, mindestens 27 Menschen sterben. Seit Beginn des Volksaufstandes sind Zehntausende vor der Gewalt geflohen und es werden täglich mehr.

Vier Tage vor Beginn eines zugesagten Truppenabzugs hat die syrische Führung ihren Kampf in Oppositionshochburgen intensiviert. Vertreter der Rebellen meldeten den Beschuss dreier Städte und den Tod von mindestens 27 Menschen, darunter Soldaten, Rebellen und Zivilisten. Die Kämpfe trieben die Flüchtlingszahlen auf Rekordhöhe: Allein am Donnerstag suchten nach offiziellen Angaben 2800 Syrer Schutz in der Türkei. Der frühere UN-Generalsekretär Kofi Annan, auf dessen Initiative die Waffenstillstandsvereinbarung zurückgeht, forderte weitreichende Schritte, alle Formen der Gewalt bis zum kommenden Donnerstag zu beenden. An dem Tag sollen die Waffen schweigen.   

Demonstration in Kafranbel gegen Assad.

Demonstration in Kafranbel gegen Assad.

(Foto: REUTERS)

Nach Angaben der syrischen Opposition nahmen Panzer die Städte Duma nahe Damaskus, Homs und Rastan unter Beschuss. "Gestern Abend drangen Panzer nach Duma ein, zogen dann ab und kehrten heute früh um 7.00 Uhr zurück. Duma wird seit dem Morgen beschossen", berichtete ein Regierungsgegner. Mindestens fünf Panzer und zehn Busse mit Milizionären seien in der Stadt.      

Nach Mitteilung der in Großbritannien ansässigen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurden allein in Homs mindestens zehn Menschen getötet. Tote habe es auch in Duma und in der nördlich von Aleppo gelegenen Stadt Anadan gegeben. In mehreren Städten sei es zudem wieder zu Demonstrationen nach den Freitagsgebeten gekommen. Aus der Provinz Idlib im Nordwesten des arabischen Landes wurde der Beschuss von Ortschaften gemeldet, was den Flüchtlingsstrom in die Türkei anschwellen ließ.           

Die Armee zerstöre Häuser, berichtete ein Bewohner der Kleinstadt Kastanas. "Die Armee fordert die Menschen zum Verlassen ihrer Häuser auf. Wenn sie sich weigern, greift sie die Häuser mitsamt Bewohnern an." Wer noch nicht in die benachbarte Türkei geflohen ist, harrt im Grenzgebiet auf eine Gelegenheit zur Flucht. Seit Beginn des Volksaufstandes gegen Präsident Baschar al-Assad sind mehr als 42.000 Menschen vor der Gewalt geflohen. Mehr als 9000 Personen wurden nach Zählung der Vereinten Nationen getötet. Die Regierung Assad spricht von knapp über 6000 Toten, darunter mehr als 2500 Soldaten und Polizisten.

Annan erklärte, es gebe Zusagen der Regierung, wonach ein Truppenabzug im Gange sei. Er verlange aber weitergehende Informationen. Westliche Länder zweifeln die Zusage Assads an, den für Donnerstag vereinbarten Waffenstillstand zu respektieren. Unklar ist auch, ob die Freie Syrische Armee in der Lage ist, das Ende der Kämpfe in den eigenen Reihen durchzusetzen. 

Der syrische UN-Botschafter wies zudem darauf hin, dass der von Annan vermittelte Friedensplan nicht den Abzug der Polizei betrifft. Polizisten haben bei der Bekämpfung des Volksaufstands eine führende Rolle gespielt, wovon auch die von Regierung präsentierten Zahlen toter Beamter zeugen sollen. Nach früheren Angaben der Opposition haben sich Soldaten vor Beobachtern der Arabischen Liga als Polizisten ausgegeben und ihre Fahrzeuge in Polizeifarben umlackiert.         

Quelle: ntv.de, rts/AFP

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