Zwei Tote nahe des Tahrir In Kairo fließt wieder Blut
16.12.2011, 21:05 Uhr
Es war der blutigste Gewaltausbruch seit Beginn der Wahlen in Ägypten.
(Foto: REUTERS)
In der Nähe des legendären Tahrir-Platzes liefern sich Demonstranten und Polizei heftige Straßenschlachten. Mindestens zwei Menschen kommen ums Leben. Auslöser für die Kämpfe soll gewesen sein, dass Beamte die Demonstranten mit Gegenständen beworfen haben.

Feuer in der Nähe des Tahrir-Platzes.
(Foto: REUTERS)
Bei schweren Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften wurden im Zentrum der ägyptischen Hauptstadt Kairo mindestens zwei Menschen getötet. 222 Menschen wurden nach Angaben des ägyptischen Gesundheitsministeriums verletzt, als die Protestierenden unter Einsatz von Schusswaffen und Tränengas aus ihrem Camp vor einem Regierungsgebäude im Zentrum der Stadt vertrieben wurden.
Die Demonstranten hätten das Gebäude der Behörde für Straßen und Brücken angezündet, das in der Nähe des Parlaments liegt, wurde weiter berichtet. Den Angaben zufolge legten sie das Feuer, nachdem sie von dem Gebäude aus von Menschen in Zivil mit Steinen beworfen worden waren.
Aktivisten sprechen von drei Toten
Zuvor waren Hunderte von Demonstranten den Protestierenden zu Hilfe geeilt, die sich schon seit dem Vormittag Straßenkämpfe mit der Militärpolizei geliefert hatten. Die Aktivisten sprachen ihrerseits von drei Toten. Sie erklärten, die Zivilisten, die sie mit Steinen attackiert hätten, seien "von der Armee geschickte Schläger" gewesen.
In der Nähe des Tahrir-Platzes, wo einst Geschichte geschrieben wurde, herrschte Chaos: Steine flogen, Barrikaden brannten, schwarzer Rauch stieg auf. Das Gesundheitsministerium berichtete von Schussverletzungen, Knochenbrüchen und Prellungen.
Beamte sollen Demonstranten beworfen haben
Aus Sicherheitskreisen hieß es, die Ausschreitungen hätten begonnen, nachdem Regierungsbeamte, die wegen des Dauerprotests seit Wochen nicht zu ihren Büros gelangen könnten, die Demonstranten mit Gegenständen beworfen hätten.
Die etwa 150 Mann starke Protestgruppe vor dem Kabinettsgebäude, zu der junge "Revolutionsaktivisten" und eine Gruppe von Fußballfans gehören, will verhindern, dass die vom Militärrat eingesetzte Übergangsregierung von Ministerpräsident Kamal al-Gansuri dort ihre Arbeit aufnimmt. Am Freitag riefen sie: "Nieder mit der Militärherrschaft". Al-Gansuri hat inzwischen ein Büro im Gebäude der staatlichen Planungsbehörde bezogen.
Muslimbrüder wieder auf Platz eins
Der Oberste Militärrat hatte im vergangenen Februar nach dem Sturz von Präsident Husni Mubarak die Macht übernommen. In Ägypten wird in diesen Wochen ein neues Parlament gewählt, in dem wahrscheinlich die Muslimbruderschaft die größte Fraktion stellen wird. Die ersten Ergebnisse der zweiten Runde wurden am Freitag veröffentlicht.
Wie schon im ersten Wahlgang, so lagen auch diesmal die Muslimbrüder mit Abstand auf Platz eins, gefolgt von der radikal-islamischen Partei des Lichts. Ein weiterer Wahlgang in den restlichen Provinzen und zwei Stichwahlen stehen noch aus.
Am 13. Januar soll das endgültige Ergebnis des Votums veröffentlicht werden. Im vergangenen Monat waren bei Zusammenstößen von Demonstranten und der Polizei in Kairo mehr als 40 Menschen ums Leben gekommen.
Quelle: ntv.de, dpa