Klarnamen bei Wikileaks Informanten wird geholfen
02.12.2010, 11:39 UhrSchon im Vorfeld der jüngsten Wikileaks-Veröffentlichungen von vertraulichen diplomatischen Depeschen hatten sich die USA gesorgt, einige ihrer Informanten könnten enttarnt werden und in Gefahr geraten. Jetzt haben die diplomatischen Vertretungen vor allem in autoritären Staaten alle Hände voll zu tun, diese Menschen zu schützen.

Nicht in jedem Land sind die Gespräche mit US-Diplomaten prinzipiell straffrei. Einigen Informanten könnten Spionageprozesse drohen.
(Foto: dpa)
Nach der Veröffentlichung brisanter US-Dokumente durch die Internetplattform Wikileaks will Washington dadurch bloßgestellte Informanten schützen. "Einige Informanten sind klar zu identifizieren, vor allem Menschen in autoritären Staaten, die mit uns gesprochen haben", sagte Außenamtssprecher Philip Crowley in Washington.
Die US-Botschaften in aller Welt seien im Kontakt mit den betroffenen Vertretern beispielsweise von Menschenrechtsorganisationen oder auch Journalisten. "Wir wollen ihnen helfen und sie notfalls in jedem uns möglichen Maße schützen." Offen ließ Crowley, ob die USA besonders gefährdeten Informanten auch Asyl gewähren würden.
Crowley, kritisierte, dass die Wikileaks-Enthüllungen Washington den Zugang zu Informanten erschweren würden. Es sei zu erwarten, "dass es für eine Zeitspanne vorsichtigere Quellen geben wird", sagte Crowley dem US-Fernsehsender MSNBC. "Es könnten uns weniger Informationen zugänglich sein", fügte der Außenamtssprecher hinzu.
Neuer Datenleckbeauftragter
Inzwischen stellt die US-Regierung auch den Schutz ihrer Datenbanken umfassend auf den Prüfstand. Als Sonderbeauftragter sei der Vize-Direktor des Zentrums für Anti-Terror-Maßnahmen, Russell Travers, ernannt worden, teilte das Weiße Haus mit. Travers sei dafür verantwortlich, "notwendige Strukturreformen" zu entwickeln, die nach der Offenlegung der US-Botschaftsberichte nötig geworden seien. Das Weiße Haus will auch die Wege überprüfen lassen, wie die gesamte Regierung Informationen austauscht und schützt.
Das Außenministerium unternahm den Angaben zufolge bereits Schritte, ihre Dokumente besser zu schützen und stoppte vorübergehend den Zugriff auf interne Dokumente durch das geheime Regierungsnetzwerk SIPRNet.
Das sollte Dokumente des Außen- und Verteidigungsministeriums bis zur zweithöchsten Geheimhaltungsstufe sicher übermitteln. Angriffen von außen hielt das Geheimnetz stand, doch gegen Attacken von innen war das SIPRNet allem Anschein nach nur mäßig geschützt. Davon profitierte Wikileaks nun. Auf das Netzwerk hatten bislang rund 2,5 Millionen US-Beamte und Soldaten Zugriff.
Wikileaks hatte am Sonntag mit der Veröffentlichung von 250.000 Dokumenten des US-Außenministeriums begonnen, die brisante Informationen und wenig schmeichelhafte Einschätzungen über Politiker in aller Welt enthalten. Die Regierung in Washington hat dies scharf kritisiert und angekündigt, die Verantwortlichen für die Veröffentlichung der Geheimpapiere strafrechtlich zu verfolgen.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa