Politik

"Nach wie vor eine hohe Gefahr" Innenexperten warnen vor Terror

Polizisten sichern auf dem Düsseldorfer Flughafen ein herrenloses Gepäckstück.

Polizisten sichern auf dem Düsseldorfer Flughafen ein herrenloses Gepäckstück.

(Foto: dpa)

Polizei und Innenexperten sind besorgt: Nach wie vor sehen sie in Deutschland eine hohe Gefahr von Anschlägen durch Terroristen. "Wenn sie nicht heute zuschlagen, heißt das nicht, dass sie nicht morgen oder übermorgen zuschlagen", so der Grünen-Politiker Wieland. Auch der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, Wendt, warnt.

Der in Dänemark vereitelte Anschlag auf eine Zeitungsredaktion hat nach Darstellung des Bundesinnenministeriums keine Konsequenzen für die Gefährdungslage in Deutschland. "An der Sicherheitslage in Deutschland hat sich nichts verändert", sagte ein Sprecher des Ministeriums. Die Einschätzung von Innenminister Thomas de Maiziere vom 17. November zur Gefährdungslage habe unverändert Geltung. Damals hatte sich der Minister mit einer konkreten Anschlagwarnung an die Bevölkerung gewandt. Bundesweit gelten seither erhöhte Sicherheitsvorkehrungen.

Auch der Grünen-Innenexperte Wolfgang Wieland warnt:"Es gibt nach wie vor eine hohe Gefahr", sagte er. Zwar habe sich der Zeitpunkt "Ende November" nicht bewahrheitet. Al-Kaida und andere Terroristen hätten aber Zeit. "Wenn sie nicht heute zuschlagen, heißt das nicht, dass sie nicht morgen oder übermorgen zuschlagen." Auch symbolische Daten seien den Terroristen egal. "Die suchen sich ihre Ereignisse selber aus", sagte Wieland.

Einer der verhafteten Männer in Dänemark wird zum Gericht gebracht.

Einer der verhafteten Männer in Dänemark wird zum Gericht gebracht.

(Foto: AP)

Wieland sagte, auch rückblickend betrachtet sei es richtig gewesen, dass Innenminister de Maizière Mitte November vor Anschlägen gewarnt habe. "Die Meldungen, die da kamen, waren absolut Besorgnis erregend", sagte der Obmann der Grünen im Bundestags-Innenausschuss. Die Sicherheitsmaßnahmen an besonders gefährdeten Orten wie dem Bundestag blieben wahrscheinlich noch bis weit in das nächste Jahr hinein bestehen, so Wieland.

Dass die Gefahr real sei, zeigten auch die Vorgänge in Schweden und , sagte Wieland. In Dänemark waren am Mittwoch insgesamt fünf mutmaßliche Islamisten festgenommen worden, die einen Anschlag auf die Kopenhagener Redaktion der Zeitung "Jyllands-Posten" geplant haben sollen. "Jyllands-Posten" hatte 2005 zwölf mit dem Propheten Mohammed veröffentlicht und damit eine massive Protestwelle in der islamischen Welt ausgelöst. Die Festgenommenen sollen in Verbindung mit internationalen Terror-Netzwerken gestanden haben.

CSU fordert besseren Schutz am Reichstag

Auch der Parlamentarische Geschäftsführer der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Stefan Müller, sieht noch keine Möglichkeit, die Sicherheitsmaßnahmen herunterzufahren. Er unterstützte Pläne für ein separates Besucher-Kontrollzentrum am Berliner Reichstagsgebäude zum besseren Schutz vor Anschlägen. Er sprach sich zudem für schärfere Kriterien bei der Vergabe von Hausausweisen für die Parlamentsgebäude aus. Derzeit sind 23.000 Ausweise in Umlauf: "So gesehen sind die Parlamentsgebäude heute schon mehr oder weniger öffentliche Gebäude."

Der Reichstag in Berlin ist zurzeit verstärkt bewacht.

Der Reichstag in Berlin ist zurzeit verstärkt bewacht.

(Foto: picture alliance / dpa)

In die Reichstagskuppel dürfen weiter nur angemeldete Gäste, die eine Veranstaltung im Bundestag besuchen, sagte eine Sprecherin. "Ein spontaner Besuch der Kuppel ist wegen der Sicherheitslage bis auf weiteres nicht möglich."

Schwerbewaffnete Polizisten bleiben

Bei der Silvesterparty auf der Straße des 17. Juni zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule wird die Polizei voraussichtlich in "normaler Stärke" im Einsatz sein, wie ein Sprecher der Berliner Polizei sagte. Der private Veranstalter sei für die Taschen- und Zugangskontrollen zur Festmeile zuständig. Es ist die größte Open-Air-Silvesterparty vor. Es werden bis zu einer Million Besucher erwartet. Auch der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, sagte: "Wir werden uns an schwerbewaffnete Polizisten an Bahnhöfen und Flughäfen und anderen Plätzen gewöhnen müssen." Es gebe keine Veranlassung zu glauben, die Terrorgefahr nehme ab. "Deutschland wird weiterhin wachsam sein müssen - sowohl die Polizei, als auch die Bevölkerung."

Wendt lobte das Verhalten der Bevölkerung: "Terroristen zielen vor allem darauf ab, Menschen in Angst und Schrecken zu versetzen. Das ist in Deutschland nicht gelungen." Zugleich seien die Menschen sehr aufmerksam. Es habe viele Hinweise auf verdächtige Pakete gegeben.

Quelle: ntv.de, ghö/dpa/rts

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