"Schieben eine Bugwelle vor uns her" Interesse an Stasi-Akten ist ungebrochen
26.12.2014, 10:42 Uhr
Rund 37.000 Menschen beantragten in diesem Jahr zum ersten Mal eine persönliche Akteneinsicht in der Stasi-Unterlagen-Behörde.
(Foto: dpa)
Auch 25 Jahre nach dem Mauerfall wollen Menschen noch wissen, was die Stasi über sie gesammelt hat. Mehr als 61.000 Anträge gingen 2014 in der Unterlagen-Behörde ein. Jeder einzelne wird gründlich geprüft. Doch manchen dauert das viel zu lange.
Bei der Stasi-Unterlagen-Behörde stapeln sich weiter die Anträge auf Akteneinsicht. "Wir unternehmen große Anstrengungen, die Akten zur Verfügung zu stellen. Doch wir schieben eine Bugwelle vor uns her", sagte der Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Roland Jahn. Bis zu drei Jahre müssten Antragsteller in manchen Fällen auf einen persönlichen Blick in Unterlagen des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit warten.
25 Jahre nach dem Mauerfall ist das Interesse nach wie vor groß: 2014 gingen bis Anfang Dezember 61.000 Anträge von Menschen ein, die wissen wollen, ob die Stasi Akten über sie angelegt hat und was darin gesammelt wurde. 2013 wurde knapp 64.250 Mal persönliche Akteneinsicht beantragt, 2012 waren es noch rund 88.200 Anträge gewesen. Abschließende Zahlen für 2014 liegen noch nicht vor.
Wenige Quellen? Dann geht es schneller
Die Stasi-Unterlagen-Behörde kämpft seit langem gegen die Wartezeiten. Die sind laut Jahn auch eine Folge der Personalplanung der Behörde, die von Anfang an mit sinkenden Mitarbeiterzahlen konzipiert worden sei. "Damit hat keiner gerechnet, dass mehr als zwei Jahrzehnte nach dem Mauerfall jeden Monat noch Tausende neue Anträge kommen." Derzeit hat die Behörde samt Außenstellen knapp 1600 Mitarbeiter, 2003 waren es noch rund 2300. Die Auskunftsabteilung wurde laut Jahn zwar verstärkt, doch das reiche nicht. "Wir brauchen Reformen. Die Mitarbeiter müssen für die Bürger da sein können."
Menschen, zu denen es nur wenige Quellen gibt, bekämen innerhalb von vier, fünf Monaten Auskunft, sagte Jahn. "Wenn viel Material da ist, dauert es länger." Rehabilitierungsersuche sowie Anträge von Älteren und Kranken würden vorgezogen. Auch für Behörden, Forscher und Medien werde nach Stasi-Papieren gesucht.
In diesem Jahr beantragten rund 37.000 Menschen das erste Mal die persönliche Akteneinsicht. Die Gründe seien verschieden, so Jahn. Neu-Rentner hätten nun Zeit und wollten ihr Leben ordnen. Verstärkt würden in Familien aber auch Kinder und Enkel nach der Vergangenheit fragen. "Der Dialog zwischen den Generationen ist in Gang gekommen", sagte der 61-Jährige.
Quelle: ntv.de, asc/dpa