"Keine Wunder" in Atomgesprächen Iran dämpft Erwartungen
31.05.2012, 07:41 Uhr
Er beharrt auf dem Recht des Irans, Uran hoch anzureichern.
(Foto: picture alliance / dpa)
Schon im Vorfeld neuer Verhandlungen mit dem Iran enttäuscht sein Präsident Hoffnungen auf eine Kehrtwende im Atomstreit. Auch beunruhigen neue Meldungen, der Iran verwische Spuren in einer verdächtigen Anlage. Israel befürchtet den "entscheidenden Moment" zu verpassen, um den Iran zu stoppen.
Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad hat vor den Atom-Gesprächen Mitte nächsten Monats Hoffnungen auf einen Durchbruch gedämpft. Von dem Treffen mit den fünf UN-Vetomächten sowie Deutschland in Moskau erwarte er keine Wunder, sagte Ahmadinedschad in einem Interview mit dem französischen Fernsehsender France 24. Er beharrte darauf, dass sein Land das Recht habe, Uran bis auf 20 Prozent anzureichern.
Dem entgegen hatte der deutsche Botschafter zuvor in Berlin angekündigt, der Iran sei zu einem Verzicht auf die 20-prozentige Urananreicherung bereit. "Wir haben jetzt für eine Anreicherung von 20 Prozent keine Verwendung mehr", sagte Aliresa Scheich Attar der "Financial Times Deutschland".
Der Iran wird verdächtigt, heimlich an der Entwicklung von Atomwaffen zu arbeiten. Dazu muss Uran auf rund 90 Prozent angereichert werden. Westliche Geheimdienste vermuten, dass am Standort Parchin nahe Teheran an einem geheimen Atomwaffenprogramm geforscht wird. Nach einem neuen Bericht der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA soll der Iran dort in einer verdächtigen militärischen Versuchsanlage Spuren verwischt haben. Demnach wurden in Parchin Gebäude abgerissen. Satellitenbilder zeigten außerdem, dass Bulldozer Boden abgetragen hätten, teilte IAEA-Chefunterhändler Herman Nackaerts Diplomaten mit.
"Unerträgliche Gefahr"
Eine iranische Atombombe bedeutet nach den Worten von Israels Verteidigungsminister Ehud Barak eine unerträgliche Gefahr für sein Land. Israel könne sich nicht darauf verlassen, dass die internationale Gemeinschaft Teheran vom Bau einer Atombombe abhalte, sagte Barak während einer Sicherheitskonferenz in Tel Aviv. "Wir können nicht in Ruhe schlafen."
Barak warnte vor einem "Zeitpunkt, nach dem Israel nichts mehr machen kann". Er sagte: "Der relevante Moment ist der letzte Moment, in dem man noch etwas tun kann - diesen Moment müssen wir festlegen." Israel dürfe die Augen nicht verschließen. "Die israelische Regierung ist allein verantwortlich für Entscheidungen in Fragen der Sicherheit und Zukunft Israels und des jüdischen Volkes, das mehrheitlich auf diesem kleinen Flecken Land versammelt ist."
Existenzdrohungen gegen Israel
Ein hochrangiger iranischer Beamter bezweifelte, dass Israel die Atomanlagen seines Landes angreifen könnte. Das zionistische Regime habe weder die Fähigkeit noch den Mut, dies zu tun, sagte Ali Akbar Welajati, ein Berater des geistlichen Oberhauptes, Ajatollah Ali Chamenei, nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Fars. "Und falls sie so etwas tun würden, würden sie nicht mehr existieren."
Im Atomstreit mit den Iran verlangen die internationale Staatengemeinschaft und die IAEA, dass die Führung in Teheran die umstrittene Anreicherung von Uran auf 20 Prozent stoppt. Sie gilt als wichtiger Schritt in Richtung einer noch höheren Anreicherung, mit der auch Uran für Atombomben hergestellt werden könnte.
IAEA-Chef Yukiya Amano hatte erst letzte Woche mit dem Iran vereinbart, ein Abkommen mit Bedingungen für Kontrollen zu unterzeichnen. Der Leiter des iranischen Atomprogramms sagte jedoch, es würden noch "nötige Dokumente" fehlen. Die Regierung in Teheran verweigert den IAEA-Kontrolleuren seit längerem den Zugang zu Parchin.
Quelle: ntv.de, rts/dpa