Politik

Ausgeklügelte Attacke Iran kämpft gegen Computerwurm

Ein mysteriöser Trojaner befällt zehntausende Rechner im Iran. Vieles deutet darauf hin, dass das iranische Atomprogramm Ziel des Angriffs ist. Welche Schäden der Wurm bisher angerichtet hat, ist noch unklar.

Kontrollraum des Atomkraftwerks in Buschehr.

Kontrollraum des Atomkraftwerks in Buschehr.

(Foto: REUTERS)

In iranischen Atomanlagen versuchen IT-Experten, die von einem ausgeklügelten Computer-Wurm befallenen Rechner zu säubern. Die Regierung in Teheran spricht von einem Cyber-Angriff, im ganzen Land seien rund 30.000 Computer betroffen. Infiziert sind auch Rechner des Atomkraftwerks Buschehr. Das gibt Spekulationen neue Nahrung, das iranische Atomprogramm sei Ziel der Attacke.

Der Stuxnet genannte Wurm unterscheidet sich stark von den herkömmlichen Schadprogrammen, die sich im Internet verbreiten - er ist sehr viel komplexer und ausgefeilter. Der Trojaner greift ausschließlich von Siemens entwickelte Kontrollsysteme von Industrieanlagen, Kraftwerken und Ölpipelines an. "Es handelt sich um den raffiniertesten Computerschädling, der je entdeckt wurde", so Alan Bentley von der US-Sicherheitsfirma Lumension. Stuxnet ziele direkt ins Herz einer kritischen Infrastruktur. Die Experten von Symantec gehen davon aus, dass einzelne Hacker es nie geschafft hätten, Stuxnet so raffiniert zu programmieren. Angesichts der notwendigen Ressourcen und des erforderlichen Know-Hows stecke ein Staat oder zumindest eine staatlich unterstützte Gruppe hinter der Attacke,  so die Sicherheitsexperten.

"Digitaler Erstschlag"

Für Frank Rieger vom Chaos Computer Club steht fest: "Der digitale Erstschlag ist erfolgt." Offenbar habe die digitale Waffe das iranische Atomprogramm sabotiert, schrieb Rieger in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Der Experte und Buchautor Arne Schönbohm sagte der "Wirtschaftswoche", ein Angriff auf iranische Atomanlagen mit Computerviren sei ein durchaus denkbares Szenario. "Der Cyberspace wird mittlerweile als fünftes militärisches Schlachtfeld neben dem Boden, der Luft, dem Wasser und dem Weltraum gesehen."

Doch noch ist nicht bekannt, ob Stuxnet Schäden angerichtet hat. Außerdem sind auch Rechner in Indien, Indonesien und Pakistan betroffen – allerdings bei weitem nicht so stark wie im Iran.

Die Angriffe hätten  bisher keine ernsthaften Schäden verursacht, sagte Kommunikationsminister Resa Taghipur der Zeitung "Tehran Times". Die iranischen IT-Experten hätten das notwendige Wissen, um die infizierten Systeme zu säubern. Der Beauftragte für Informationstechnologie im iranischen  Industrieministerium, Mahmud Liaji, sprach von einem elektronischen Krieg gegen sein Land, hinter dem eine ausländische Regierung stecke.

Computerexperten betonen, es sei außerordentlich schwierig, den Urheber so ausgeklügelter Würmer auszumachen. Außerdem sei es nahezu unmöglich mit hundertprozentiger Sicherheit das genaue Ziel der Attacke auszumachen.  

Wer steckt dahinter?

US-Medienberichten zufolge arbeiten amerikanische und andere Geheimdienste seit Jahren an der Sabotage des iranischen Atomprogramms. Bei dem Programm sind in jüngster Vergangenheit zwar immer wieder technische Probleme aufgetreten. Es ist aber nicht klar, ob das an den verhängten Sanktionen, an schlechtem Material oder doch an Sabotage liegt.

Natürlich sei es einfach zu sagen, dass der Wurm amerikanischen Ursprungs und der Iran das Ziel sei, zitiert die "New York Times" James Lewis, einen der führenden Cyberwar-Experten, der am Zentrum für Strategische und Internationale Studien in Washington arbeitet. Doch dafür gebe es keinen Beweis. Die US-Amerikaner, die Israelis und die Briten seien die üblichen Verdächtigen, dann folgten die Franzosen und die Deutschen. Aber auch die Russen und Chinesen könne man nicht ausschließen. "Wahrscheinlich werden wir die Antwort nicht so schnell erfahren", sagte Lewis.

Quelle: ntv.de, jga/dpa/AFP

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