IAEA-Deal zur Urananreicherung Iran lässt Frist verstreichen
23.10.2009, 20:33 UhrDer Iran hält die internationale Gemeinschaft im Streit um sein Atomprogramm weiter hin. Während Russland, die USA und Frankreich einem Schlichtungsvorschlag der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA zustimmten, vertröstete Teheran die IAEA auf nächste Woche. Der Vorschlag sieht vor, dass der Iran bis zum Jahresende 1200 Kilogramm an niedrig angereichertem Uran zur weiteren Aufbereitung nach Russland liefert.
Der Iran bewerte noch "verschiedene Dimensionen des Inhalts des vorgeschlagenen Abkommens", sagte der iranische IAEA-Botschafter, Ali Aschgar Sultanijeh, nach Angaben des iranischen Staatsfernsehens. Er werde der IAEA die Entscheidung nach seiner Rückkehr nach Wien in der kommenden Woche mitteilen.
Das iranische Staatsfernsehen berichtete allerdings schon zuvor von einem Platzen des Deals: Statt eigenes Uran zur kontrollierten Anreicherung ins Ausland zu schaffen, wolle die islamische Republik einfach hoch angereicherten Brennstoff neu kaufen. Sollten die derzeitigen Verhandlungen scheitern, drohen dem Iran weitere Strafmaßnahmen. Die USA und Israel schließen zudem einen militärischen Angriff auf die iranischen Atomanlagen nicht aus.
Signale "nicht positiv"
IAEA-Chef Mohamed ElBaradei hatte Teheran eine Frist bis zu diesem Freitag um Mitternacht gesetzt. Die Atomwächter bestätigten in einer Erklärung, dass Iran zusätzliche Bedenkzeit bis "Mitte nächster Woche" angemeldet habe. ElBaradei hofft demnach weiter auf eine "positive Antwort" aus dem Iran.

IAEA-Chef ElBaradei hofft weiterin auf eine Zustimmung Teherans.
(Foto: REUTERS)
Russland hatte als erster Staat über seinen Außenminister Sergej Lawrow den Vermittlungsvorschlag gebilligt. Wenig später stimmte auch das Weiße Haus offiziell zu. Frankreich erklärte sich ebenfalls mit dem Vorschlag einverstanden. Der französische Außenminister Bernard Kouchner bezeichnete während eines Besuchs in der libanesischen Hauptstadt Beirut die aus Teheran kommenden Signale jedoch als "nicht positiv".
Am Donnerstag hatte Teheran erneut ihre Position bekräftigt, wonach Frankreich dabei nicht direkt beteiligt sein soll. "Wir haben erklärt, dass wir (...) mit Russland zusammenarbeiten wollen. Frankreich und die USA können mitmachen, aber nur indirekt", sagte Soltanieh.
Inspektoren reisen nach Iran
ElBaradei hatte den Unterhändlern der vier Länder am Mittwoch in Wien einen Vertragsentwurf vorgelegt. Nach Angaben des französischen Unterhändlers Jacques Audibert wird Teheran darin aufgefordert, bis zum Jahresende 1200 seiner 1500 Kilogramm leicht angereicherten Urans an Russland zu liefern. Dort soll das Uran, das einen Anreicherungsgrad von weniger als fünf Prozent hat, bisherigen Veröffentlichungen zufolge auf 19,75 Prozent angereichert werden. Damit soll verhindert werden, dass der Iran selbst das Uran weiter anreichert, um waffenfähiges, mindestens 90-prozentiges Uran zu erhalten.
IAEA-Inspektoren reisen derweil zu einem zwei- bis dreitägigen Aufenthalt in den Iran, wie die amtliche iranische Nachrichtenagentur Irna meldete. Am Sonntag wollen sie demnach die im Bau befindliche Atomanlage in der Nähe der Stadt Ghom inspizieren.
Quelle: ntv.de, mli/AFP/dpa