Politik

Angst vor neuen Protesten Iran schaltet SMS ab

Teheran am Montag. Die Stadt liegt unter einer Dunstglocke. Die Arbeit der westlichen Medien wird weiter behindert.

Teheran am Montag. Die Stadt liegt unter einer Dunstglocke. Die Arbeit der westlichen Medien wird weiter behindert.

(Foto: REUTERS)

In der iranischen Hauptstadt Teheran ist wie schon in den Tagen des Protestes gegen das Ergebnis der Präsidentschaftswahl das SMS-System abgeschaltet worden. Dies berichtete die iranische Agentur ILNA. Eine Begründung wurde nicht gegeben.

Anhänger des nach offiziellen Angaben klar unterlegenen Präsidentschaftskandidaten Mir Hussein Mussawi haben für den 9. Juli eine große Demonstration angekündigt. Bei der Mobilisierung für Demonstrationen im Iran spielen SMS und soziale Netzwerke im Internet eine große Rolle. Der 9. Juli ist für die iranische Opposition von symbolischer Bedeutung: Am Vorabend dieses Tages im Jahre 1999 waren die Studentenunruhen ausgebrochen.

Opposition fordert Freilassungen

Die iranische Opposition forderte das Regime auf, alle bei den Protesten Inhaftierten umgehend freizulassen. Außerdem verurteilte sie die Praxis, Geständnisse angeblicher staatsfeindlicher Tätigkeit zu erpressen, wie am Dienstag auf Mussawis Webseite zu lesen war. Berichten zufolge werden Geständnisse mit "weißer Folter" - also mit Drohungen - erpresst. "Sie drohen damit, deine Schwester zu töten, deine Kinder oder deine Frau, falls du kein Geständnis ablegst", schrieb eine iranische Bloggerin in der "taz".

Mussawis Website zufolge hat die Opposition am Montag Vertreter aus ihren Reihen bestimmt, die die Freilassung der Gefangenen vorantreiben sollen. In den Tagen des Massenprotests hatte das Regime Hunderte Menschen festnehmen lassen. Sie laufen Gefahr, unter Spionageverdacht vor ein Revolutionsgericht gestellt zu werden.

Französin im Iran in Haft

Der französische Außenminister Bernard Kouchner hat Teheran unterdessen zur sofortigen Freilassung einer jungen französischen Lektorin aufgefordert, die am 1. Juli wegen "Spionage" verhaftet worden war. Die 23-jährige Clotilde Reiss habe Handy-Fotos auf Demonstrationen gemacht, wie es sie Tausende gebe, sagte Kouchner im französischen Fernsehen. "Das kann keine Spionage sein; das ist absurd. Es gibt keinen Grund, Clotilde festzuhalten." Das Außenministerium in Paris hatte den Fall am Montag öffentlich gemacht.

Dem französischen Rundfunk zufolge beruht der Vorwurf der Spionage darauf, dass Reiss über E-Mail einen Freund in Teheran über die Demonstrationen in Isfahan informiert hatte. Reiss war fünf Monate im Iran gewesen und hatte als Lektorin für Französisch an der Universität Isfahan gearbeitet. "Sie war auf dem Heimweg, als sie auf dem Flughafen Teheran festgenommen wurde", sagte Kouchner.

Quelle: ntv.de, hvo/dpa

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