Neue Gespräche im Atomstreit geplant Iran wirft IAEA Sabotage vor
17.09.2012, 16:56 Uhr
Abbasi macht die IAEA für konkrete Angriffe auf iranische Atomanlagen verantwortlich.
(Foto: AP)
Gerade erst hat die IAEA in einer Resolution das Verhalten des Irans im Atomstreit gerügt. Nun antwortet Teheran auf seine Weise. Irans Atomchef Abbasi wirft der Organisation vor, von Terroristen und Saboteuren unterwandert zu sein, die gezielt die iranischen Anlagen angreifen würden. Die IAEA und die EU setzen derweil weiter auf Verhandlungen.
Der Iran hat die Internationale Atomenergiebehörde IAEA indirekt für die Sabotage seiner Nuklearanlagen verantwortlich gemacht. "Terroristen und Saboteure könnten die Agentur unterwandert haben und versteckt die Fäden ziehen", sagte der iranische Atomchef Ferejdun Abbasi-Dawani vor der IAEA-Vollversammlung in Wien.
Vor dem ungewöhnlich scharfen Angriff Teherans auf die UN-Behörde hatte IAEA-Chef Yukiya Amano erneut mehr Zugang für seine Inspektoren zu iranischen Anlagen gefordert und das Land wegen fehlender Kooperation kritisiert. Er will wie die EU allerdings weiter Gespräche führen, um zu einer schnellen diplomatischen Lösung zu gelangen: "Ich hoffe wir werden uns ohne weitere Verzögerung auf eine Lösung einigen, die dann auch direkt umgesetzt wird", sagte der IAEA-Chef.
Seit der Resolution des IAEA-Gouverneursrates im November gegen das islamische Land hätten Gespräche zwischen der IAEA und dem Iran keine konkreten Ergebnisse gebracht, sagte Amano weiter. Vergangenen Donnerstag hatte das aus 35 Staaten bestehende Leitungsgremium der Atombehörde , die das Land zur Kooperation auffordert.
Ashton trifft Dschalili
Die EU bestätigte derweil neue Gespräche über das Atomprogramm. Es handele sich bei einem Treffen der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton mit dem iranischen Chefunterhändler Said Dschalili am Dienstagabend in Istanbul aber "nicht um eine offizielle Verhandlungsrunde", sagte eine Sprecherin Ashtons in Brüssel. Es gehe darum, dem Iran "einmal mehr die Bedeutung eines dringlichen und bedeutsamen Schritts zur Vertrauensbildung deutlich zu machen" und Teheran zu mehr Flexibilität aufzufordern.
Ashton verhandelt im Namen der fünf ständigen Mitglieder des Sicherheitsrates (China, Frankreich, Großbritannien, Russland, USA) und Deutschlands mit dem Iran. Drei vorherige Verhandlungsrunden waren ebenso wie Expertengespräche . Die EU-Außenminister hatten am 7. September in Paphos auf Zypern abgemacht, eine Verschärfung der Sanktionen gegen den Iran vorzunehmen. Diese sollten möglicherweise am 15. Oktober beschlossen werden. Möglich sind noch sehr umfassende Handelssanktionen, da die EU bereits zahlreiche Maßnahmen gegen den Iran bereits ergriffen hat - unter anderem ein Anfang Juli in Kraft getretenes Ölembargo.
Die EU-Minister hatten auch vereinbart, die UN-Vollversammlung zu benutzen, um erneut den Druck auf die iranische Regierung zu erhöhen. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte erst am Sonntag erklärt, seiner Ansicht nach sei der Iran nur noch sechs bis sieben Monate von einer Atombombe entfernt.
Auch die Bundesregierung setzt vorerst auf Diplomatie. So bezeichnete Bundeskanzlerin Angela Merkel den Iran zwar als eine Bedrohung "nicht nur für Israel, sondern für die ganze Welt". Sie selbst wolle aber ein international abgestimmtes Agieren und strebe eine politische Lösung an. "Ich glaube, dass der politische Spielraum nicht ausgeschöpft ist", sagte Merkel in Berlin.
Iran: Agentur soll geduldiger sein
Abbasi nannte als Beispiel für seine Anschuldigungen gegen die IAEA einen Bombenanschlag auf die Atomanlage Fordo vom 17. August, bei dem Stromleitungen durchtrennt wurden. Dies sei ein Weg, um Zentrifugen zur Urananreicherung zu zerstören, so der Atomchef. Am nächsten Tag hätten die Atominspektoren eine unangekündigte Besichtigung der Anlage gefordert: "Hat dieser Besuch irgendeinen Zusammenhang zu der Explosion?", fragte Abbasi. Bei der Atomanlage Natans habe es dasselbe Vorgehen gegeben.
Während Amano nach Jahren der Stagnation immer wieder auf eine rasche Lösung drängt, möchte der Iran sich Zeit lassen. "Eine kluge Lösung ist, dass die Agentur geduldiger bei dem ist, was sie 'Überprüfung' nennt", sagte Abbasi weiter. Zudem müsse sie vorsichtiger vorgehen, um die Rechte eines Mitgliedsstaates zu respektieren.
Abbasi wies erneut den Verdacht vieler Staaten zurück, dass der Iran Atomwaffen anstreben könnte. "Die Islamische Republik Iran hat immer und wird immer die Herstellung und Nutzung von Massenvernichtungswaffen auf Basis von islamischen Regeln verurteilen."
Quelle: ntv.de, dpa/rts