Rebellen geben Regierung die Schuld Iranische Geiseln sterben
07.08.2012, 05:38 Uhr
In einem Internetvideo zeigen sich die Rebellen mit ihren Geiseln.
(Foto: AP)
Es ist ein Coup für die syrischen Aufständischen: Am Wochenende nehmen sie fast 50 Iraner gefangen. Sie drohen damit, die Geiseln zu erschießen, sollten die Angriffe weitergehen. Nun melden die Rebellen den Tod von drei Gefangenen. Angeblich haben sie diese nicht selbst umgebracht, schuld sollen die Regierungstruppen sein.
Bei einem Angriff syrischer Regierungstruppen sind nach Darstellung der Rebellen drei der 48 von ihnen entführten Iraner ums Leben gekommen. Die für die Entführung verantwortliche Al-Baraa-Brigade berichtet auf ihrer Facebook-Seite, dass drei der Geiseln bei "schwerem Artilleriebeschuss" eines Vorortes von Damaskus getötet worden seien. Die Entführer hatten zuvor mit der Hinrichtung der Geiseln gedroht, sollten die Artillerieangriffe fortgesetzt werden. Aus Teheran lagen dazu zunächst keine Reaktionen vor. Eine Überprüfung von unabhängiger Seite war nicht möglich.
Die islamistische Aufständischen-Gruppe in Damaskus hatte am Samstag 48 iranische Pilger entführt, denen sie unterstellt, feindliche Agenten und Angehörige der iranischen Revolutionsgarden zu sein. Der Iran ist einer der engsten Verbündeten von Machthaber Baschar al-Assad während die Rebellen vom iranischen Erzrivalen Saudi-Arabien Geld und Waffen bekommen.
"Die Zeit von Assad ist vorüber"
Unterdessen gerät das Regime von Präsident Baschar al-Assad immer mehr ins Wanken. Nach hohen Militärs und Diplomaten hat sich nun auch sein Ministerpräsident Riad Hidschab ins Ausland abgesetzt und den Aufständischen angeschlossen. "Ich gebe hiermit bekannt, dass ich mich vom mörderischen und terroristischen Regime abgewandt und mich der Revolution der Freiheit und Würde angeschlossen habe", hieß es in einer Erklärung, die Hidschabs Sprecher Mohammed al-Ottri im arabischen Fernsehsender Al-Dschasira verlas. Zuvor hatten jordanische Sicherheitskreise dem Sender bestätigt, dass Hidschab über die grüne Grenze nach Jordanien geflohen sei.
Bundesaußenminister Guido Westerwelle sprach von einem Wendepunkt und einem Zerfall des syrischen Regimes. "Die Zeit von Assad ist vorüber", sagte er in London. Ähnlich äußerte sich das Weiße Haus in Washington. Die Tatsache, dass sich immer mehr hochrangige Vertreter absetzten, sei ein Zeichen, dass Assads Macht zunehmend bröckele, sagte Sprecher Jay Carney. Nun sei das syrische Volk am Zug. "Assad kann seine Kontrolle nicht wiederherstellen, weil es das syrische Volk nicht erlauben wird."
Hidschab war erst im Juni zum Ministerpräsidenten ernannt worden. Davor hatte der 46-Jährige sein ganzes Leben treu dem Assad-Regime gedient.
Kosmonaut verlässt das Land
Nach Angaben von Oppositionellen setzte sich auch Syriens einziger Kosmonaut Mohammed Achmed Faris in die Türkei ab. Der aus Aleppo stammende Luftwaffenpilot habe sich der Opposition angeschlossen, hieß es. Faris war 1987 mit den Sowjets ins All geflogen.
Der Syrien-Konflikt hat mehrere hunderttausend Menschen in die Flucht getrieben. Zehntausende Syrer brachten sich bereits in Nachbarländern in Sicherheit. In Syrien selbst sollen mehr als 1,5 Millionen Menschen auf der Flucht sein.
Zur humanitären Unterstützung von Flüchtlingen aus Syrien will Frankreich eine Gruppe von Militärärzten und anderen Medizinern an die jordanisch-syrische Grenze schicken. Die Entscheidung von Präsident François Hollande sei mit Jordanien abgestimmt, teilte der Élysée-Palast mit.
Quelle: ntv.de, dpa