Politik

"Das Tor zur Hölle geöffnet" Islamisten schlagen zurück

Die Rebellengruppe Ansar Dine verübte im Namen der Scharia, des islamischen Rechts, zahlreiche Übergriffe im Norden Malis.

Die Rebellengruppe Ansar Dine verübte im Namen der Scharia, des islamischen Rechts, zahlreiche Übergriffe im Norden Malis.

(Foto: AP)

Seit vier Tagen kämpfen die französische Soldaten in Mali gegen die Islamisten. Nach dem Zentrum bombardieren sie nun den Norden des Landes. Die Regierung in Paris glaubt an eine kurze Mission – jetzt starten die Islamisten eine Gegenoffensive.

Nach dreitägigen französischen Luftangriffen haben die islamistischen Rebellen in Mali eine Gegenoffensive gestartet. Die al-kaida-nahen Extremisten hätten nach schweren Kämpfen die Stadt Diabaly im Landeszentrum erobert, erklärte das französische Verteidigungsministerium. Wie Anwohner berichteten, waren die Islamisten in der Nacht heimlich in den Ort eingedrungen. Die Extremisten drohten, die Regierung in Paris in einen langwierigen Konflikt zu ziehen: "Frankreich hat das Tor zur Hölle für alle Franzosen geöffnet" Die Regierung sei in eine Falle getappt, die weit gefährlicher als der Irak, Afghanistan und Somalia sei, sagte ein Sprecher der Gruppe Mujwa dem Rundfunksender "Europe 1".

Nach Angaben der französischen Regierung zeigt der Militäreinsatz bereits Erfolge und wird nach Einschätzung von Paris nur von kurzer Dauer sein. Die Intervention sei "eine Frage von Wochen", sagte Außenminister Laurent Fabius vor französischen Medienvertretern. Zugleich lobte er die internationale Unterstützung für sein Land. Unter anderem nannte Fabius Großbritannien, Dänemark, "andere europäische Länder" und die USA. Der Minister rechtfertigte den Militäreinsatz: "Frankreich musste dringend eingreifen, sonst gäbe es Mali nicht mehr, dafür aber einen terroristischen Staat."

Weltsicherheitsrat tagt

Am Montagabend will sich der Weltsicherheitsrat in New York auf Antrag Frankreichs in einer Sondersitzung mit der Lage in dem westafrikanischen Krisenland befassen. Die 15 Nationen in dem Gremium sollen dabei über die jüngsten Entwicklungen in Mali unterrichtet werden, teilte die französische UN-Botschaft in New York mit. Auch das Parlament in Paris soll am Abend informiert werden.

Französische Soldaten kämpfen seit Freitag an der Seite malischer Truppen, um den Vormarsch islamistischer Rebellen in den Süden des Landes zu stoppen. Dabei habe man dem Feind bereits "schwere Verluste" zugefügt, hieß es am Wochenende in Paris. Nachdem die Truppen die strategisch wichtige Stadt Kona im Zentrum Malis zurückerobert hatten, starteten sie auch Luftangriffe auf Städte im Norden.

Greift Dänemark aktiv ein?

Dänemarks Regierung will den französischen Militäreinsatz möglicherweise aktiv unterstützen. Allerdings gebe es dazu noch keine Entscheidungen oder konkrete Pläne, verlautete aus Regierungskreisen in Kopenhagen.

Der Norden Malis ist seit März 2012 in der Hand der Extremisten, die dort eine strenge Auslegung der Scharia eingeführt haben. Immer wieder gab es Berichte über schwere Menschenrechtsverletzungen. Zudem haben die Islamisten mehrere Heiligtümer in der historischen Stadt Timbuktu zerstört.

Malischen Militärsprechern zufolge wurden Angriffe auf Lere, Gao, Kidal und Timbuktu geflogen. "Drei Flugzeuge attackierten die Islamisten am Boden. Es gab viele Tote unter ihnen", sagte Idrissa Maiga, ein Augenzeuge in Gao.

Minister: Kein deutscher Kampfeinsatz

Deutschland schließt derweil einen Kampfeinsatz in Mali aus. Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) verteidigte das Eingreifen Frankreichs in Mali, zu einem möglichen deutschen Engagement äußerte er sich aber zurückhaltend. "Frankreich hat gehandelt, das war konsequent und richtig und verdient unsere Unterstützung", sagte de Maizière im Deutschlandfunk. Es sei Eile geboten gewesen, da die Islamisten nicht nur den Norden Malis besetzt hätten, sondern dabei gewesen seien, auch den Süden zu erobern.

De Maizière sagte, die Rebellen wollten den Norden "umstrukturieren zu einem fundamentalistischen islamischen Staat" und hätten die "Reste der malischen Armee aufgerieben". "Frankreich war als einziges Land in der Lage, das zu stoppen", betonte der Minister.

Zu einer deutschen Beteiligung sagte der Minister, Frankreich sei viel stärker engagiert in Afrika wegen seiner "Tradition und Geschichte". "Frankreich hat Kräfte vor Ort, wir nicht", sagte de Maizière. Eine eventuelle logistische Unterstützung des Einsatzes durch die Bundeswehr werfe "komplizierte politische und rechtliche Fragen" auf. Zur Entsendung von Bundeswehrsoldaten zur Ausbildung malischer Soldaten sei bisher nur entschieden, dass ein "Planungskonzept" aufgesetzt werde. Es sei kein "Operationsplan" beschlossen worden.

Weitere Luftangriffe

Die französische Regierung kündigte die Verlegung weiterer Kampfflugzeuge nach Mali an. Die Soldaten sind unter anderem mit Kampfflugzeugen des Typs Mirage 2000 D und Kampfhubschraubern des Typs Gazelle im Einsatz. Wie der französische Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian sagte, seien bereits Kampfflugzeuge vom Typ Rafale auf dem Weg. "Im Moment laufen ständige Luftangriffe", beschrieb er die Lage. Ziel sei, einer malisch-afrikanischen Kampftruppe den Weg zur Rückeroberung des gesamten Landes zu ebnen.

Konkretes Hilfegesuch an Deutschland?

Die westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas bereitet sich derweil weiter auf die Entsendung einer rund 3300 Mann starken Kampftruppe nach Mali vor. Auch die Elfenbeinküste wollte sich an der Aktion zur Unterstützung der malischen Regierungsarmee beteiligen. Bisher haben Burkina Faso, der Niger und der Senegal militärische Hilfe zugesagt. Wann die ersten Einheiten vor Ort eintreffen sollen, ist aber unklar.

Am heutigen Montag ist der Präsident der Elfenbeinküste und ECOWAS-Vorstand Alassana Ouattara zu Gast bei Bundeskanzlerin Angela Merkel. Es wird erwartet, dass bei dem Treffen auch die Lage in Mali zur Sprache kommt, Ouattara könnte die Kanzlerin um Hilfe für den ECOWAS-Einsatz bitten.

Quelle: ntv.de, dsi/dpa

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