Politik

Nach Beleidigung durch Verteidigungsminister Israel entschuldigt sich bei den USA

Zu laut gebrüllt - Israels Verteidigungsminister Jaalon muss nach Attacke aus US-Außenminister Kerry zurückrudern.

Zu laut gebrüllt - Israels Verteidigungsminister Jaalon muss nach Attacke aus US-Außenminister Kerry zurückrudern.

(Foto: dpa)

Das hört man in Amerika gar nicht gerne: Außenminister Kerry solle sie einfach in Ruhe lassen, schimpft der israelische Verteidigungsminister Jaalon. Ministerpräsident Netanjahu betreibt Schadensbegrenzung.

Israels Verteidigungsminister Mosche Jaalon hat sich für seine Verbalattacke gegen US-Außenminister John Kerry entschuldigt. Es sei nicht seine Absicht gewesen, Kerry zu beleidigen, ließ er erklären.

Der Minister hatte dem US-Chefdiplomaten eine "unverständliche Besessenheit und messianischen Eifer" bei seinen Friedensbemühungen im Nahen Osten unterstellt. "Retten kann uns nur, dass Kerry den Friedensnobelpreis gewinnt und uns in Ruhe lässt", sagte Jaalon in Hintergrundgesprächen.

Netanjahu bestellt Jaalon ein

Das Weiße Haus reagierte empört und bezeichnete die Äußerungen als "beleidigend und unangemessen, insbesondere angesichts all der Unterstützung der israelischen Sicherheitsbedürfnisse durch die USA". Der US-Außenminister und sein Team würden "Tag und Nacht" daran arbeiten, einen sicheren Frieden für Israel zu fördern, sagte der Sprecher von Präsident Barack Obama, Jay Carney. "Seine Motive zu hinterfragen und seine Vorschläge zu verzerren, ist nicht das, was wir vom Verteidigungsminister eines engen Verbündeten erwarten".

Das Außenministerium in Washington verlangte vom israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, sich öffentlich von Jaalons Kommentaren zu distanzieren. Daraufhin zitierte Netanjahu nach einem Bericht der Tageszeitung "Haaretz" den Ressortchef in seine Jerusalemer Residenz, wo sie sich zwei Stunden berieten und den Wortlaut einer Entschuldigung absprachen. Kurz vor Mitternacht hieß es in der Mitteilung des Verteidigungsministeriums, sollte Kerry durch "dem Minister zugeschriebene Äußerungen verletzt worden sein", so entschuldige Jaalon sich dafür.

Kerry nimmt's gelassen

Trotz dieses Versuchs, dem Streit die Spitze zu nehmen, sind sich die israelischen Leitartikler einig, dass der "Anfängerfehler" den Minister noch teuer zu stehen kommen könne: "Die Amerikaner haben Jaalon schon lange als mögliches Hindernis für ein Friedensabkommen ausgemacht", schreibt die konservative Zeitung "Maariv". "Das Problem ist weniger, was er zum Friedensprozess sagte, sondern der persönliche Angriff."

Zu einem ähnlichen Schluss kommt die linksliberale "Haaretz". Noch sei es schwierig, den Schaden abzuschätzen, den Jaalons "infame, spöttische, arrogante Äußerungen verursachten", heißt es in dem Blatt. Der Minister habe offenbar im Kabinett die Rolle mit Außenminister Avigdor Lieberman getauscht und sei vom "mündigen Erwachsenen" zum Störenfried geworden, "der in Washington boykottiert wird".

Lieberman, der bis vor Kurzem noch als ausgesprochener Hardliner galt, hat sich seit seiner Rückkehr ins Außenamt im November um ein gutes Verhältnis zu Kerry bemüht. Er kritisierte Jaalons Angriffe sofort als "nicht richtig und nicht hilfreich".

Kerry präsentierte sich gelassen: "Wir werden nicht zulassen, dass bestimmte Kommentare unsere Friedensbemühungen untergraben", sagte er.

Quelle: ntv.de, ame/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen