Kein Frieden mit Hamas in Sicht Israel plant noch mindestens zehn Wochen Krieg in Gaza
25.12.2023, 15:47 Uhr Artikel anhören
Das Bild zeigt Palästinenser, die am ersten Weihnachtstag Leichen auf einen Wagen laden.
(Foto: AP)
Auch an den Weihnachtstagen greift Israel zahlreiche Ziele im Gazastreifen an. Das Finanzministerium rechnet vor, was die nächsten Kriegswochen kosten - und plant vorerst bis Anfang März. Aus dem Palästinensergebiet werden derweil mindestens 30 neue Todesopfer gemeldet.
Israels Finanzministerium geht nach eigenen Angaben von einem Krieg bis mindestens Anfang März aus. Es seien dabei weitere Ausgaben von mindestens 50 Milliarden Schekel (14 Milliarden Dollar) zu erwarten, sagte ein Vertreter des Ministeriums dem Finanzausschuss der Knesset. Das Haushaltsdefizit werde sich damit fast verdreifachen. Es müssten daher die Kosten gesenkt oder die Einnahmen erhöht werden. Der Vorsitzende des Ausschusses, Mosche Gafni, sprach sich gegen eine Erhöhung der Einkommenssteuer aus. Er unterstütze jedoch Steuern auf übermäßige Bankgewinne sowie Maßnahmen zur Förderung des Wirtschaftswachstums.
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte nach einem Besuch bei Truppen im Gazastreifen, Israel werde "den Kampf in den kommenden Tagen vertiefen". Er sprach von einem langen Kampf gegen die Hamas, dessen Ende nicht kurz bevorstehe.
Zuvor hatten zwei führende Islamisten-Gruppen im Gazastreifen Insidern zufolge einen ägyptischen Vorschlag abgelehnt, im Gegenzug für einen unbefristeten Waffenstillstand die Macht in dem Palästinenser-Gebiet aufzugeben. Die radikal-islamische Hamas und der Islamische Dschihad seien als Zugeständnis nur zur etwaigen Freilassung weiterer Geiseln bereit, wie die Nachrichtenagentur Reuters von zwei Mitgliedern der ägyptischen Sicherheitsdienste erfährt. Der ägyptische Vorschlag werde auch von Katar unterstützt, das ebenfalls in dem Konflikt vermittelt.
Berichten zufolge soll die im Exil lebende politische Hamas-Führung allerdings bereits hinter dem Rücken der beiden Hamas-Anführer im Gazastreifen, Sinwar und Mohammed Deif, Gespräche führen, wie der Gazastreifen und das Westjordanland nach Ende des Krieges regiert werden. Israel will Sinwar und Deif, die als Drahtzieher des Terroranschlags am 7. Oktober gelten, gezielt töten. Sinwar schrieb, der bewaffnete Hamas-Arm werde sich den israelischen Bedingungen nicht unterwerfen.
UN-Hilfsorganisationen sprechen von Zerstörung, Not und Leid in Gaza
Die israelische Armee setzt unterdessen auch an den Weihnachtstagen ihre Angriffe auf Ziele im Gazastreifen fort. Das von der islamistischen Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium erklärte, in der Nacht auf den heutigen Montag seien bei einem Angriff auf das Dorf Al-Sawaida im Zentrum des Palästinensergebiets zwölf Menschen getötet worden. Mindestens 18 Menschen seien bei einem Angriff auf die Stadt Chan Junes im Süden des Gazastreifens getötet worden. Die Zahlen lassen sich von unabhängiger Seite nicht überprüfen. Das Ministerium erklärte weiter, es habe im Zentrum des Gazastreifens rund 50 israelische Angriffe gegeben.
Insgesamt sind infolge israelischer Angriffe im Gazastreifen nach Darstellung der dortigen Gesundheitsbehörde 20.674 Menschen seit Kriegsbeginn getötet worden. Zudem gebe es 54.536 Verletzte, teilt die der radikal-islamischen Hamas unterstellte Behörde weiter mit. Unabhängig überprüfen lassen sich diese Zahlen nicht. Nach UN-Angaben wurden etwa vier von fünf der 2,2 Millionen Einwohner des Küstenstreifens während des Krieges aus ihren Wohnorten vertrieben. UN-Hilfsorganisationen zeichnen ein Bild von Zerstörung, Verzweiflung, Hunger, Not und Leid.
Der Krieg war durch einen Großangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober ausgelöst worden. Dabei waren nach israelischen Angaben rund 1140 Menschen, meist Zivilisten, getötet und rund 250 weitere Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt worden. Israel führt seither massive Angriffe in dem Palästinensergebiet aus - mit dem erklärten Ziel, die Hamas zu vernichten.
Quelle: ntv.de, tsi/rts/dpa