Blutvergießen am Nakba-Tag Israel räumt Fehler ein
16.05.2011, 10:33 Uhr
Ein israelischer Soldat an der Grenze zu Syrien.
(Foto: REUTERS)
Mehr als 20 Menschen sterben, Dutzende werden verletzt bei palästinensischen Protesten gegen Israel. Nun gesteht Generalstabschef Ganz ein, das die Vorfälle an der Grenze zu Syrien "nicht gut" gewesen seien. Israel will zudem blockierte palästinensische Gelder in Höhe von mehr als 100 Millionen Dollar freigeben.
Israels Armeeführung hat nach den an den Landesgrenzen mit mehr als 20 Toten und Dutzenden Verletzten Fehler eingeräumt. Der israelische Rundfunk meldete, habe die Vorfälle an der Grenze zwischen Syrien und den von Israel besetzten Golanhöhen als "nicht gut" eingestuft. Er habe die zuständigen Truppen angewiesen, eine Untersuchung des Vorgehens am Nakba-Tag einzuleiten. Die Palästinenser erinnern am Tag der Nakba (Katastrophe) an die Flucht und Vertreibung Hunderttausender nach der von 1948.
Sowohl Israel als auch der Libanon reichen beim UN-Sicherheitsrat Beschwerde ein. Zugleich räumte die israelische Armee nach den blutigen Vorfällen vom Sonntag Fehler ein. Die Lage an den Grenzen zu Syrien und Libanon hatte sich derweil wieder beruhigt. Dagegen verlängerte Israel die Abriegelung des Westjordanlandes um einen Tag.
Hunderte Menschen verletzt
Erstmals seit Jahrzehnten war es am Sonntag Hunderten von Demonstranten gelungen, von Syrien her die israelische Grenze auf den besetzten Golanhöhen zu durchbrechen. Die staatliche syrische Agentur Sana meldete, die israelischen Soldaten hätten an der Grenze zu Syrien bei Ain al-Tina und Madschal Schams zehn Zivilisten erschossen. Insgesamt 210 Menschen seien verletzt worden.
An der Grenze zum Libanon wurden nach Informationen der Nachrichtenwebsite "Libanon Now" elf Palästinenser getötet. Die libanesische Armee sprach von mehr als 100 Verletzten. Bei einem Marsch tausender Palästinenser im Gazastreifen auf den israelischen Grenzübergang Eres wurden ein Palästinenser getötet und mehr als 80 weitere verletzt. Auch bei Krawallen im Westjordanland und Ost-Jerusalem gab es Verletzte.
Seit Sonntagabend herrscht allerdings wieder weitgehend Ruhe. Eine israelische Armeesprecherin sagte in Tel Aviv, an den Grenzen seien in der Nacht keine weiteren Vorfälle verzeichnet worden. Die israelische Polizei suchte allerdings in der drusischen Ortschaft Madsch al-Schams auf den Golanhöhen weiter nach möglichen Eindringlingen. Es war am Sonntag Dutzenden von Palästinensern gelungen, in die Ortschaft vorzudringen.
Israel gibt Gelder frei
Israel erklärte sich indes zur Freigabe blockierter palästinensischer Gelder in Höhe von mehr als 100 Millionen Dollar bereit. Der palästinensische Regierungssprecher Ghassan Chatib sagte, US-Außenministerin Hillary Clinton und der Nahost-Gesandte Tony Blair hätten ihn am Vorabend über die israelische Entscheidung informiert.
Israel hatte der Autonomiebehörde zu Beginn des Monats den Geldhahn zugedreht. Der jüdische Staat stoppte wegen der Versöhnung der Palästinenserorganisationen Hamas und Fatah Steuer- und Zollrückzahlungen, die eigentlich den Palästinensern zustehen. Dies wurde mit der Sorge begründet, das Geld könnte in die Kassen der radikalislamischen Hamas fließen und zur Finanzierung des Terrors missbraucht werden. Leidtragende der Maßnahme waren jedoch vor allem mehr als 150.000 öffentliche Angestellte im Westjordanland und Gazastreifen, die deshalb ihr Gehalt nicht ausgezahlt bekamen.
Chatib sagte nicht, wann die Gelder überwiesen werden sollen. Er betonte jedoch, man werde die Gehälter der öffentlichen Angestellten sofort auszahlen, sobald dies geschehen sei. "Ich hoffe, dass Israel diese Maßnahme nach der Überweisung des Geldes nicht wiederholt", sagte der Sprecher.
Schiff abgedrängt

Zusammenstöße zwischen Steinewerfern und Soldaten gibt es auch bei Ramallah im Westjordanland.
(Foto: REUTERS)
Die israelische Marine zwang ivor der Küste des Gazastreifens ein malaysisches Schiff zum Abdrehen. Der Frachter "MV Finch", der Baumaterial für die Kanalisation von Gaza-Stadt geladen hatte, sei am Montagmorgen durch Warnschüsse vor den Bug gezwungen worden, sich aus israelischen Gewässern zurückzuziehen, sagte Shamsul Azhar von der Stiftung Perdana Global Peace, die das Schiff entsandt hatte, der Nachrichtenagentur AFP. Das Schiff sei nun 30 Seemeilen von Gaza-Stadt entfernt in ägyptischen Hoheitsgewässer vor Anker gegangen.
Der von der radikalislamischen Hamas regierte Gazastreifen unterliegt einer strengen israelischen Seeblockade. Am 31. Mai 2010 hatte ein israelisches Marinekommando die türkische Fähre "Mavi Marmara" gekapert, als eine internationale Hilfsflotte die Blockade zu durchbrechen versuchte. Bei den anschließenden Zusammenstößen an Bord kamen neun türkische Aktivisten ums Leben. Die islamische türkische Hilfsorganisation IHH, der die "Mavi Marmara" gehört, will zum ersten Jahrestag des Angriffs erneut einen Hilfskonvoi in den Gazastreifen schicken.
Quelle: ntv.de, dpa