BND-Mann vermittelte Tausch Israel stimmt Hisbollah-Deal zu
15.07.2008, 21:38 UhrNach monatelangen schwierigen Verhandlungen hat Israel den von Deutschland vermittelten Gefangenenaustausch mit der libanesischen Hisbollah-Miliz endgültig gebilligt. Danach sollen an diesem Mittwochmorgen um 08.00 Uhr MESZ am Grenzübergang Rosch Hanikra fünf libanesische Gefangene gegen zwei israelische Soldaten ausgetauscht werden.
Nach Informationen des libanesischen Fernsehens soll Israel darum gebeten haben, sie "aus technischen Gründen" um zwei Stunden auf 10.00 Uhr (MESZ) zu verschieben. In Israel wird davon ausgegangen, dass die beiden am 12. Juli 2006 verschleppten Soldaten Ehud Goldwasser und Eldad Regev tot sind.
Unterdessen wurden in Berlin erstmals konkrete Details über die deutsche Vermittlungsrolle bekannt. Danach verhandelte ein erfahrener, von den UN beauftragter Mitarbeiter des Bundesnachrichtendienstes mehr als 18 Monate lang zwischen beiden Seiten.
Israel dankt Deutschland
Das israelische Kabinett stimmte mit 22 zu drei Stimmen für den Häftlingsaustausch. Ausdrücklich dankte Israel der deutschen Regierung und dem Vermittler "für die großen Anstrengungen, die sie in die Vereinbarung zur Rückkehr der entführten Soldaten investiert haben". Deutschland hatte bereits den größeren Häftlingsaustausch zwischen Israel und der Hisbollah vom Januar 2004 ausgehandelt.
In Berlin hieß es, die Gespräche zwischen beiden Seiten seien "äußerst mühsam" und schwierig gewesen. Der Vermittlungsausgang sei aber ein "großer Erfolg" für die Vereinten Nationen, die Bundesregierung und den deutschen Vermittler, der eine hervorragende und großartige Arbeit geleistet habe. Der Name des Vermittlers, der als "Facilitator" ("Förderer", "Erleichterer") bezeichnet wird, wird nicht genannt. In den Medien kursiert aber schon seit langem der Name Gerhard Conrad.
Mission nicht beendet
Mit dem jetzt erzielten Verhandlungserfolg und dem anstehenden Gefangenenaustausch sei aber die Mission nicht beendet, denn die Bundesregierung habe Israel zugesagt, bei der Aufklärung des Schicksals weiterer Vermisster zu helfen.
Im Rahmen des Austausches will Israel fünf libanesische Häftlinge, darunter den Top-Terroristen Samir Kuntar, sowie die Leichen von knapp 200 Hisbollah-Kämpfern übergeben. Außerdem ist die Freilassung mehrerer palästinensischer Häftlinge in Israel geplant. Kuntar, der am längsten in israelischer Haft befindliche Araber, hatte 1979 ein palästinensisches Terrorkommando angeführt und ist für den Tod zweier israelischer Polizisten sowie eines Vaters und dessen zweier kleiner Töchter verantwortlich.
Im Gegenzug soll die Hisbollah die beiden israelischen Soldaten Goldwasser und Regev übergeben. Beide wurden vor zwei Jahren von Hisbollah-Kämpfern aus dem israelischen Grenzgebiet verschleppt. Ihre Entführung hatte den Libanonkrieg ausgelöst.
Austausch in mehreren Schritten
Der Austausch wird nach israelischen Medienberichten in mehreren Schritten erfolgen. Zuerst werden Goldwasser und Regev übergeben. Sollten beide - wie erwartet - nicht mehr am Leben sein, sollen die sterblichen Überreste sofort identifiziert werden. Erst danach will Israel Kuntar sowie die vier anderen Häftlinge übergeben. Zuletzt wird das Internationale Komitee vom Roten Kreuz in neun Lastwagen die Särge der 199 Toten ausliefern.
Die Angehörigen von Goldwasser und Regev sollen dann auf einer etwas südlich gelegenen Armeebasis in Naharija ihre Söhne in Empfang nehmen. Die Billigung des Tausches sei "ein Sieg des israelischen Volkes, nicht der Familien", sagte Miki Goldwasser, Mutter einer der entführten Soldaten. "Dies ist ein Sieg über Hisbollah und (den Hisbollah-Führer Scheich Hassan) Nasrallah." Zvi Regev sagte, er hoffe immer noch, sein Sohn könnte am Leben sein. "Ich hoffe wirklich, dass dieser Alptraum morgen vorbei sein wird", sagte er dem israelischen Rundfunk. "Wir müssen stark sein und es akzeptieren, ob es gut oder schlecht ist."
Quelle: ntv.de