Politik

Vorwurf "Hinrichtung" Israelische Soldaten töten Palästinenser

Für viele Palästinenser ist Mohammed al-Salhi ein Märtyrer, egal was die israelische Armee über die Umstände seines Todes sagt.

Für viele Palästinenser ist Mohammed al-Salhi ein Märtyrer, egal was die israelische Armee über die Umstände seines Todes sagt.

(Foto: AP)

Vergangene Woche wurde ein israelischer Soldat verurteilt, weil er einen wehrlosen Palästinenser getötet hatte. Die Tat war gefilmt worden. Nun stirbt wieder ein Palästinenser. Wieder steht der Vorwurf einer Hinrichtung im Raum. Beweisen lässt es sich aber nicht.

Israelische Soldaten haben im Westjordanland einen Palästinenser erschossen. Beide Seiten stellten den Hergang unterschiedlich dar. Der Vorfall ereignete sich im palästinensischen Flüchtlingslager Al-Fara nördlich der Stadt Nablus.  

Die israelische Armee erklärte, ein "mit einem Messer bewaffneter Angreifer" habe "versucht, Soldaten zu erstechen", die den Auftrag gehabt hätten, "Verdächtige festzunehmen". Die Soldaten hätten den Mann aufgefordert, stehen zu bleiben. Als er sich weiter genähert habe, hätten sie die tödlichen Schüsse abgegeben. Andere Bewohner des Lagers hätten die Armeeangehörigen außerdem beschossen und mit Brandbomben beworfen. Unter den Soldaten habe es keine Verletzten gegeben.

Vergangene Woche hatte die Verurteilung eines israelischen Soldaten wegen Totschlags für heftige Kontroversen in dem Land gesorgt. Der Feldwebel hatte einen schwer verletzten, am Boden liegenden Angreifer mit einem Kopfschuss getötet, obwohl dieser offensichtlich keine Gefahr mehr darstellte. Der Vorfall war gefilmt und die Aufnahme öffentlich geworden. Laut Menschenrechtsorganisationen gab es in den vergangenen Jahren mehrere derartige Vorfälle außergerichtlicher Hinrichtungen, die aber keine juristischen Konsequenzen hatten.

Fast 300 Tote bei Anschlagswelle

Das Palästinensische Zentrum für Menschenrechte (PCHR) beschuldigte auch in dem jüngsten Fall die Armee, den 32-jährigen Mohammed al-Salhi aus nächster Nähe bei sich zu Hause "hingerichtet" zu haben. Die Organisation berief sich dabei auf die Mutter des Toten, die dabei gewesen sei. Die Armee äußerte dazu lediglich, dass der Palästinenser nicht bei sich zu Hause getötet worden sei.

Laut Chaled Mansur, einem Verantwortlichen des Flüchtlingscamps, versuchte Salhi die Soldaten am Betreten seines Hauses zu hindern, als er von sechs Kugeln getroffen wurde. Israel hatte Salhi zwischen 2004 und 2007 inhaftiert. Wie der Verein der palästinensischen Gefangenen weiter mitteilte, wurde ihm die Mitgliedschaft in den Brigaden der Al-Aksa-Märtyrer, dem bewaffneten Arm der Palästinenserorganisation Fatah, zur Last gelegt.

Seit über einem Jahr gibt es in Israel und den Palästinensergebieten eine neue Gewaltwelle. Dabei wurden bereits 248 Palästinenser, 40 Israelis und fünf  Ausländer getötet. Bei vielen der Getöteten handelte es sich um mutmaßliche oder erwiesene palästinensische Angreifer auf Israelis. Am Sonntag hatte ein Palästinenser in Jerusalem mit einem Lastwagen vier israelische Soldaten getötet und 17 weitere verletzt. Der Attentäter wurde bei dem Anschlag erschossen.

Quelle: ntv.de, mbo/AFP

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