Frankreich hilft beim AKW-Bau Italien kehrt zum Atom zurück
24.02.2009, 16:19 UhrMehr als 20 Jahre nach dem Atomausstieg will Italien mit französischer Hilfe neue Atomkraftwerke bauen. Der französische Staatschef Nicolas Sarkozy und der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi unterzeichneten in Rom ein Abkommen über die Zusammenarbeit im Bereich der Atomenergie, die den Bau neuer Kraftwerke beinhaltet. Bis "spätestens 2020" soll das erste AKW ans Netz gehen.
Das Abkommen betrifft die Bereiche Forschung, Umgang mit atomaren Abfällen sowie den Neubau von Atomkraftwerken und gilt als erster konkreter Schritt Italiens bei der Rückkehr zur Atomenergie. Die Chefs des französischen Stromriesen Electricit de France (EDF) und der italienische Energiekonzern Enel unterzeichneten parallel ein Partnerschaftsabkommen über den Bau von "mindestens" vier Europäischen Druckwasserreaktoren (EPR) der dritten Generation. Wie Enel mitteilte, wollen beide Unternehmen ein Joint Venture gründen, um die Machbarkeit des Projekts zu prüfen. Ziel sei es, den ersten Reaktor "spätestens 2020" in Betrieb zu nehmen.
"Uneingeschränkte Partnerschaft"
Im November 2007 war in Nizza vereinbart worden, dass Enel 12,5 Prozent an dem Kraftwerk im französischen Flamanville am Ärmelkanal übernimmt. Nun wurde vereinbart, dass Enel auch bei dem zweiten französischen Reaktor einen ähnlichen Anteil erhält. Der EPR wurde vom französischen Areva-Konzern und von Siemens entwickelt und soll leistungsfähiger und sicherer als frühere AKW-Generationen sein.
Frankreich habe Italien eine "uneingeschränkte Partnerschaft" vorgeschlagen, sagte Sarkozy. Er sprach von einem "historischen" Abkommen, das französischen Unternehmen wie Areva, EDF und GDF Suez die Tür zum italienischen Markt aufstößt. Berlusconi lobte die "Großzügigkeit" Frankreichs, dass sich Italien im Atomsektor "öffne". Dank des französischen "Know-hows" könne Italien "mehrere Jahre gewinnen". Zudem seien die Stromrechnungen der französischen Bürger nur halb so hoch wie die der Italiener.
Italien hatte kurz nach dem neuerlichen Regierungsantritt Berlusconis im Mai 2008 angekündigt, nach mehr als zwei Jahrzehnten wieder zur Atomkraft zurückzukehren. Die Italiener hatten 1987, kurz nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl, per Referendum den Atomausstieg beschlossen. Damals waren die vier aktiven Atomkraftwerke des Landes abgeschaltet worden. Derzeit deckt Italien seinen Energiebedarf hauptsächlich mit russischem und algerischem Gas. Künftig will das Land 25 Prozent seines Strombedarfs über die Atomenergie decken.
Quelle: ntv.de