Gräuel in der Elfenbeinküste Ivorer lebendig verbrannt
08.04.2011, 08:15 Uhr
Truppen von Ouattara in Abidjan.
(Foto: dpa)
Aus der Elfenbeinküste dringen immer mehr Schreckensnachrichten. Offenbar gibt es auch ethnisch motivierte Massaker. Menschen werden bei lebendigem Leib verbrannt oder auf der Flucht erschossen. Zehntausende fliehen in die Nachbarländer.

Die Angst ist groß in der Elfenbeinküste.
(Foto: dpa)
Im hat es nach Informationen der Vereinten Nationen möglicherweise auch ethnisch motivierte Massenmorde gegeben. Menschenrechtsexperten hätten in den vergangenen Tagen an mehreren Orten im Westen des Landes mehr als 100 Leichen entdeckt, erklärte der Sprecher des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte, Rupert Colville. "Alle Vorkommnisse scheinen zumindest teilweise etwas mit ethnischen Motiven zu tun zu haben", sagte der Sprecher, ohne nähere Einzelheiten zu nennen. Auch gebe es Berichte von weiteren Massakern als Racheakte in der Region.
Nach einem Bericht der Vereinten Nationen wurden Menschen bei lebendigem Leibe verbrannt oder in einen Schacht gestürzt. In Guiglo und Blolequin lagen Leichen auf den Straßen. Viele wurden offenbar erschossen, als sie versuchten zu flüchten. Vor einer Woche wurden in Duekoue mehr als 800 Leichen gefunden. Nach Erkenntnissen der UN sind die Gewalttätigkeiten im Schatten der Kämpfe der beiden Präsidenten-Lager ausgebrochen. Gründe waren offenkundig ethnische Konflikte und lokale Rivalitäten.
Unterdessen schwoll der Flüchtlingsstrom aus Elfenbeinküste in die Nachbarländer auf 150.000 Menschen an, wie UNHCR-Sprecher Adrian Edwards in Genf sagte. Davon kamen 135.000 in Liberia unter. Allein am Mittwoch trafen etwa 4500 Menschen im Südosten des Nachbarlandes ein. Die Menschen seien müde, hungrig und erschöpft, manche auch verwundet, sagte Edwards. Vor den Kämpfen in Abidjan seien viele Zivilisten nach Ghana geflohen. Dort seien bisher 7200 Menschen in Lagern untergebracht.
Ouattara hält sich bereit
Der gewählte Präsident Alassane Ouattara bereitet indes die Amtsübernahme vor, obwohl der in seiner Residenz umzingelte Staatschef verbissen Widerstand leistet. Ouattara kündigte am Donnerstagabend an, die Sicherheit und die Grundversorgung in dem westafrikanischen Land nach Wochen heftiger Kämpfe zwischen den Truppen beider Konkurrenten wieder herstellen zu wollen.
Nach der Präsidentschaftswahl Ende November hatte sich Gbagbo geweigert, Ouattara als Wahlsieger anzuerkennen. In den vergangenen Wochen hatten sich die Kämpfe zwischen beiden Lagern zugespitzt und zuletzt auf die Metropole Abidjan konzentriert. Gbagbo hat sich dort mit den letzten getreuen Soldaten in der Präsidenten-Residenz verschanzt und weigert sich, auf sein Amt zu verzichten und ins Exil zu gehen.
Kaum Wasser und Lebensmittel in Abidjan
Viele der Einwohner der Millionen-Metropole Abidjan sind großen Entbehrungen ausgesetzt. Es gibt kein fließendes Wasser und keine stetige Stromversorgung. Die Bewohner müssen Wasser und die immer knapper werdenden Lebensmittel heranschaffen und setzen sich in den Straßen der Gefahr aus, in die Fänge Bewaffneter zu geraten. Ein Kommandant der französischen Truppen in der Elfenbeinküste bot Ouattara an, durch gemeinsame Patrouillen mit den Soldaten des gewählten Präsidenten für Sicherheit zu sorgen.
Die EU hatte Sanktionen gegen die Elfenbeinküste verhängt, um Druck auf Gbagbo auszuüben. Diese betrafen unter anderem den Kakao-Export. Die Elfenbeinküste ist weltweit der wichtigste Produzent von Kakao. Durch die Kämpfe hatte dieser auf dem Weltmarkt teilweise Preise erreicht wie seit 32 Jahren nicht mehr und erheblich auf die Margen der Schokoladenhersteller gedrückt. Die EU will nun offenbar kommende Woche - spätestens Donnerstag - die Sanktionen aufheben. Zuvor hatte Ouattara ein entsprechendes Ersuchen an die EU gestellt.
Quelle: ntv.de, dpa/rts