Politik

Saarland wird bunt Jamaika oder Rot-Rot-Grün

Nach zehn Jahren Alleinregierung hat die CDU im Saarland ihre absolute Mehrheit klar verloren. Auch für eine schwarz-gelbe Koalition mit der FDP gibt es keine Mehrheit.

Die SPD im Saarland könnte das erste Bündnis der Sozialdemokraten mit der Linken und den Grünen in einem westdeutschen Bundesland schmieden. Landeschef Heiko Maas ist zwar der strahlende Verlierer des Abends, er könnte aber Ministerpräsident Peter Müller (CDU) aus dem Amt drängen. Grund dafür ist das starke Ergebnis der Linkspartei. Deren Spitzenkandidat Oskar Lafontaine führte seine Partei an der Saar aus dem Stand und allen Umfragen zum Trotz auf 21,3 Prozent.

Peter Müller ...

Peter Müller ...

(Foto: dpa)

Vier Wochen vor der Bundestagswahl gibt es damit eine rechnerische Mehrheit für Rot-Rot-Grün. Doch wer am Ende mit wem in Saarbrücken regieren wird, ist auch nach der Wahl am Sonntag offen. Eins steht für Maas fest, "nämlich, dass Schwarz-Gelb nicht möglich ist."

"Große" Parteien stark im Minus

... oder Heiko Maaß - wer wird neuer Regierungschef an der Saar?

... oder Heiko Maaß - wer wird neuer Regierungschef an der Saar?

(Foto: dpa)

Demnach muss die CDU nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis mit einem zweistelligen Minus und 34,5 Prozent (2004: 47,5) den bislang größten Einbruch in dem kleinsten Flächenland verkraften. Die SPD rutschte mit 24,5 Prozent (30,8) erstmals seit rund 50 Jahren unter die 30-Prozent-Marke. Die Linke schaffte mit einem zweistelligen Ergebnis und 21,3 Prozent (2,3) triumphal den Einzug in den Landtag. Die FDP verzeichnete starke Gewinne auf 9,2 Prozent (5,2). Sie konnte erstmals seit fast 20 Jahren die Grünen überflügeln, die 5,9 Prozent (5,6) erreichten.

Rot-Rot-Grün als Alternative

Bei den Anhängern auf der CDU-Wahlparty herrscht blankes Entsetzen. Müller will nun allen Kräften Gespräche anbieten. "Die Einladungen sind unterwegs." Doch der seit 1999 mit absoluter Mehrheit regierende Müller gilt angesichts der herben Verluste als angezählt.

Maas kündigte derweil an, er wolle Sondierungsgespräche mit der Linkspartei und den Grünen über eine rot-rot-grüne Koalition aufnehmen. Auch ein Gesprächsangebot der CDU werde er annehmen.

Der Grünen-Vorsitzende Cem Özdemir betonte, die Grünen an der Saar würden über eine mögliche Koalition mit SPD und Linken oder mit CDU und FDP selbst entscheiden. Zugleich ließ Özdemir aber eine Präferenz für ein rot-rot-grünes Bündnis erkennen. "Die SPD steht uns näher als die CDU", betonte Özedmir und fügte hinzu, dass es mit der FDP erhebliche Unterschiede gebe.

Lafontaine kann punkten

Auch Linken-Chef Oskar Lafontaine strebt ein Bündnis mit der SPD und den Grünen an. "Wir wollen uns an der Regierung beteiligen", sagte er im Saarländischen Rundfunk. "Wir werden alles dafür tun, dass es zustande kommt." Zum guten Wahlergebnis seiner Partei habe auch seine Bekanntheit beigetragen, sagte der frühere saarländische Ministerpräsident. Seine politische Zukunft sehe er aber in Berlin, sagte Lafontaine.

Lafontaine hatte die Linkspartei in seiner Heimatstadt Saarbrücken zur zweitstärksten politischen Kraft gemacht. Die Linke kam in der Landeshauptstadt auf 24,6 Prozent und lag damit 1,1 Punkte vor der SPD. Die CDU wurde mit 28,8 Prozent stärkste Kraft. Bevor Lafontaine 1985 saarländischer Ministerpräsident wurde, war er jahrelang Bürgermeister und Oberbürgermeister der Landeshauptstadt. In der Stadt Völklingen wurde die Linkspartei sogar stärkste Kraft: Sie lag mit 29,6 Prozent vor CDU (28,8 Prozent) und SPD (24,9 Prozent).

Quelle: ntv.de, dpa

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