Politik

Justiz bestätigt drei Tote in Kiew Janukowitsch warnt Ukrainer vor Radikalen

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Die Lage in der ukrainischen Hauptstadt Kiew ist unübersichtlich. Die Regierung bestätigt, dass zwei oppositionelle Demonstranten erschossen worden sind. Doch wer ist für die Toten verantwortlich?

Schutt und ausgebrannte Lkw: Kiew ist in Teilen ein Schlachtfeld.

Schutt und ausgebrannte Lkw: Kiew ist in Teilen ein Schlachtfeld.

(Foto: dpa)

Nach den Todesschüssen auf Demonstranten in Kiew hat der ukrainische Präsident Viktor Janukowitsch eine Untersuchung der Fälle angeordnet. "Ich bin gegen Blutvergießen, gegen die An wendung von Gewalt", sagte der Staatschef. Drei Regierungsgegner sind in der ukrainischen Hauptstadt bei den jüngsten Protesten ums Leben gekommen. Zwei wurden erschossen. Das hatte die ukrainische Generalstaatsanwaltschaft zuvor bestätigt.

Janukowitsch forderte die Ukrainer auf, nicht auf Gewaltaufrufe von Radikalen einzugehen. Opposition und Regierung müssten sich an den Verhandlungstisch setzen. "Ich bitte die Leute, nach Hause zurückzukehren. Wir müssen in der Ukraine Frieden, Ruhe und Stabilität wiederherstellen", sagte Janukowitsch.

Oppositionspolitiker Vitali Klitschko macht hingegen die prorussische Führung in Kiew für den Tod der Regierungsgegnern verantwortlich. Es handele sich um eine absichtliche Provokation, sagte der Ex-Boxweltmeister. "Heute schießt die Regierung als Antwort auf die Forderungen der Menschen auf das eigene Volk. Dafür gibt es keine Entschuldigung."

Oppositionelle machen Scharfschützen verantwortlich

Nach Angaben des medizinischen Dienstes der Opposition soll einer der erschossenen Regierungsgegner von einem Polizei-Scharfschützen getötet worden sein. "Für die Erschießung ukrainischer Bürger werden sich Präsident Viktor Janukowitsch und Innenminister Vitali Sachartschenko verantworten müssen", hieß es aus Oppositionskreisen. Ein dritter Mann soll beim Klettern aus 13 Metern Höhe abgestürzt sein. Er starb an den Folgen des Sturzes. Der 22-Jährige sei von Polizisten gejagt worden, behauptete ein Sprecher der Regierungsgegner.

Ministerpräsident Nikolai Asarow bezeichnete die Demonstranten als Kriminelle. "Niemand kann die Teilnehmer dieser Ausschreitungen als friedliche Demonstranten bezeichnen. Sie sind Kriminelle, die für ihre Handlungen die Verantwortung übernehmen müssen." Asarow wies Anschuldigungen gegen die Sicherheitskräfte zurück. Diese würden gar keine Schusswaffen einsetzen, sagte der Ministerpräsident.

Wieder Tausende über Nacht in Kiew

Die Regierung hatte ein hartes Vorgehen gegen "Provokateure" angekündigt. "Die Regierung wird Anarchie und die Spaltung des Landes nicht zulassen", sagte Ministerpräsident Asarow. Trotz Demonstrationsverbots harrten tausende Regierungsgegner die Nacht über bei eisigen Temperaturen im Stadtzentrum aus. Vereinzelt schleuderten Demonstranten Steine und Brandsätze auf Polizisten, wie Reporter berichteten. Die Polizei setzte Tränengas und Blendgranaten ein.

Die Proteste der proeuropäischen Opposition dauern bereits seit Ende November an. Ausgangspunkt war die Entscheidung von Präsident Viktor Janukowitsch, ein über Jahre ausgehandeltes Assoziierungsabkommen mit der EU nicht zu unterzeichnen. Die Regierungsgegner fordern eine stärkere Anbindung ihres Landes an die EU. Nun trat ein Gesetzespaket in Kraft, das die Rechte der Demonstranten einschränkt. Außerdem hatte ein Gericht Mitte vergangener Woche ohne Angaben von Gründen entschieden, dass im Zentrum der Hauptstadt Kiew bis zum 8. März nicht mehr demonstriert werden darf.

Quelle: ntv.de, nsc/AFP/dpa

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