Syrische Flüchtlinge in Jordanien Jede dritte Zwangsbraut jünger als 18
17.07.2014, 14:03 Uhr
Syrisches Flüchtlingsmädchen in Jordanien: In Rund 48 Prozent der Frühehen ist der Mann mindestens zehn Jahre älter.
(Foto: REUTERS)
Schon vor dem Bürgerkrieg ist der Anteil minderjähriger Bräute in Syrien hoch. Doch in jordanischen Flüchtlingslagern in nimmt ihre Zahl noch einmal deutlich zu: Rund ein Drittel wird mittlerweile vor der Volljährigkeit vermählt. Die Unicef fürchtet einen "Teufelskreis".
Unter den syrischen Flüchtlingen in Jordanien hat die Zahl der Früh- und Zwangsverheiratungen von Mädchen drastisch zugenommen. Das geht aus einer Untersuchung des UN-Kinderhilfswerks Unicef hervor. Demnach waren vor Beginn des bewaffneten Konflikts in Syrien vor drei Jahren 13 Prozent der Mädchen bei ihrer Heirat jünger als 18 Jahre alt. Dieser Anteil stieg nach Unicef-Angaben auf mittlerweile 32 Prozent.
Bei 48 Prozent der Frühehen handelt es sich dem Bericht zufolge um Zwangsehen mit mindestens zehn Jahre älteren Männern. Saba al-Mobaslat von Save the Children in Jordanien sagte, bei Frühehen sei die Gefahr häuslicher Gewalt für die Frauen besonders groß. Der Unicef-Direktor für Jordanien, Robert Jenkins, wies darauf hin, dass Mädchen, die vor ihrem 18. Geburtstag heiraten, einem erhöhten Risiko für "Komplikationen während der Schwangerschaft oder Geburt" ausgesetzt seien. Häufig würden sie auch missbraucht. Weil sie die Schule früh verließen, seien ihre Erwerbsmöglichkeiten gering und sie gerieten in einen "Teufelskreis der Armut".
Mindestheiratsalter eigentlich bei 18
Schicksale wie das der 16-jährigen Yasmine sind unter den Flüchtlingen keine Seltenheit mehr: Vor neun Monaten wurde sie verheiratet. Ihr Mann ist 24 Jahre alt. "Als ich jung war, habe ich davon geträumt, Mode zu entwerfen. Aber das ist vorbei. Ich bin im fünften Monat schwanger. Manchmal bin ich wütend. Dann denke ich, es hat mit den körperlichen Veränderungen zu tun." Yasmine floh vor zwei Jahren vor dem Krieg in Syrien nach Jordanien.
In Jordanien liegt das Mindestheiratsalter bei 18 Jahren - allerdings sind Ausnahmen offiziell möglich. Als Gründe für die Entwicklung sieht die Untersuchung die weitverbreitete Armut unter den Flüchtlingen, die Suche nach Schutz für die Töchter und die Sehnsucht, dem Stress und der Gewalt in den Familien zu entkommen. Das UN-Kinderhilfswerk setzt sich zusammen mit seinen örtlichen Partnerorganisationen für Aufklärung und Vorbeugung von Kinderheiraten ein. Bereits vor dem Konflikt lag der Anteil der Frühehen in Syrien im internationalen Vergleich relativ hoch – eine problematische Tradition in der Region, die durch die Krise verschärft wird.
Quelle: ntv.de, bwe/AFP