Politik

Studie zum Schul- und Berufsleben Jeder vierte Migrant fühlt sich benachteiligt

Deutsche Schulen sind offenbar nicht immer Orte der Gleichberechtigung.

Deutsche Schulen sind offenbar nicht immer Orte der Gleichberechtigung.

(Foto: picture alliance / dpa)

Migranten, Behinderte, Lesben und Schwule fühlen sich einer Studie des Bundes zufolge im Bildungs- und Berufsalltag diskriminiert. Was fehlt, sind konkrete Hilfsangebote für die Betroffenen. Darunter leidet letztlich die Leistungsfähigkeit der gesamten Gesellschaft.

Jeder vierte Schüler oder Student mit ausländischen Wurzeln fühlt sich einer Umfrage zufolge im deutschen Bildungssystem diskriminiert. Die Benachteiligungen - auch von Behinderten, Lesben und Schwulen - wirkten sich negativ auf Bildungserfolg, Leistungsfähigkeit und Arbeitsmotivation der Betroffenen aus, heißt es im Bericht der Antidiskriminierungsstelle (ADS) des Bundes. Generell seien Diskriminierungen auch im Arbeitsleben weit verbreitet.

Stellte die Studie vor: Antidiskriminierungsbeauftragte Lüders.

Stellte die Studie vor: Antidiskriminierungsbeauftragte Lüders.

(Foto: picture alliance / dpa)

Bereits bei der Einschulung oder beim Wechsel von der Grundschule auf die weiterführende Schule beklagten Eltern, dass ihre Kinder wegen ihres Migrationshintergrundes benachteiligt würden, heißt es in der Untersuchung. Auch Eltern von behinderten Kindern berichteten, dass diesen die Aufnahme in einem integrativen Kindergarten oder einer inklusiven Schule verwehrt werde.

Sechs Prozent der Befragten mit einer Behinderung gaben an, eine Benachteiligung in Schule oder Hochschule erlebt zu haben. Von den befragten lesbischen und homosexuellen jungen Menschen sowie Transsexuellen gaben fast drei Viertel an, vergleichsweise schlechter beurteilt zu werden. Fast 40 Prozent sagten, sie seien schon einmal von den Mitschülern gemobbt worden. Durch Beleidigungen auf dem Schulhof werde ihnen häufig jedwedes Selbstwertgefühl genommen, heißt es in dem Bericht.

Nicht nur im Schulleben, sondern auch beim Übergang in den Beruf und später im Arbeitsleben gibt es Klagen über Diskriminierungen. Mehr als zwei Drittel aller Schwulen und Lesben gaben an, schon Erfahrung mit Belästigung am Arbeitsplatz gemacht zu haben. Laut einer Umfrage der Beratungsstelle fürchtet zugleich ein Drittel aller Befragten, dass man sie aufgrund ihres Alters aus dem Betrieb drängen möchte.

Kritik von der Antidiskriminierungsbeauftragten

Die Antidiskriminierungsbeauftragte des Bundes, Christine Lüders, forderte konkrete Hilfen für die Betroffenen wie etwa unabhängige Beratungs- und Beschwerdestellen an Schulen und Hochschulen. Sie sagte, dass Deutschland es sich langfristig nicht leisten könne, "ganze Gruppen von Schülerinnen und Schülern am Bildungserfolg nicht chancengerecht teilhaben zu lassen". In dem 450 Seiten starken Bericht wird unter anderem kritisiert,  dass in deutschen Schulbüchern "Darstellungen von nicht geschlechtskonformen Verhaltensweisen" fehlten. Homosexualität und Bisexualität würden meist als "Abweichung von der Norm" erklärt.

"Es ist das erste Mal in Deutschland, dass Benachteiligungserfahrungen bei Bildung und Arbeit derart umfassend untersucht wurden", sagte Lüders. "Beides sind zentrale Lebensbereiche, in denen Diskriminierung stattfinden kann."

Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer (CDU), mahnte angesichts der Studienergebnisse, dass eine Ausgrenzung  von Migranten wegen ihrer Hautfarbe, Herkunft oder Religion "nicht toleriert werden" dürfe." Im Bildungsbereich seien "maßgebliche Fortschritte Ansporn, die Chancen von jungen Migranten weiter zu verbessern". Die Christdemokratin verwies aber auch darauf, dass in den vergangenen Jahren auf dem Arbeitsmarkt bei vielen Arbeitgebern "ein Umdenken zur Haltung gegenüber Migranten erreicht" worden sei.

Quelle: ntv.de, cri/AFP/dpa

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