Südarabien rückt in den Fokus Jemen droht abzugleiten
21.05.2012, 23:46 Uhr
Angehörige bereiten den Leichnam eines der getöteten Soldaten auf die Beisetzung vor.
(Foto: REUTERS)
Fast 100 Soldaten sterben bei einem Terroranschlag im Jemen, während sie für den Nationalfeiertag proben. Von einem "vergleichsweise geordneten" Übergang, wie US-Präsident Obama ihn sieht, kann keine Rede sein. Das Ausland reagiert besorgt auf die unkontrollierbare Lage in dem armen arabischen Land.
US-Präsident Barack Obama hat sich nach dem schweren Anschlag mit über 90 Toten besorgt über die Lage im Jemen geäußert. "Wir sind sehr besorgt wegen Al Kaida und Extremisten im Jemen", sagte er zum Abschluss des Nato-Gipfeltreffens in Chicago.
Zwar sei die Phase des politischen Übergangs im Jemen vergleichsweise gewaltfrei verlaufen. "Aber die Arbeit ist noch nicht beendet", fügte Obama hinzu. Sicherheit und Stabilität im Jemen sei entscheidend für die Sicherheit in der gesamten Region. Ähnliche Sicherheitsprobleme gebe es auch im afrikanischen Somalia, fügte Obama hinzu.

Der jemenitische Präsident Abd ar-Rabbo Mansur Hadi übernahm das Land von Ali Abdallah Salih, der 33 Jahre an der Macht war..
(Foto: dpa)
Bei einem waren 96 Soldaten ums Leben gekommen. Diese Zahl nannte der katarische Nachrichtensender Al-Dschasira. 200 weitere seien verletzt worden, gab die staatliche Nachrichtenagentur Saba unter Berufung auf Sicherheitskreise an.
Präsident will Terrorismus "ausmerzen"
Präsident Abd ar-Rabbo Mansur Hadi kündigte im Fernsehen an, den Terrorismus im Land "um jeden Preis" auszumerzen. "Der Krieg gegen den Terrorismus wird fortgesetzt bis dieser ausgemerzt ist und vollständig verschwindet, koste es, was es wolle", sagte Jemens Staatschef in einer Fernsehansprache am Abend. Er wies die Regierung an, den Opfern des Anschlags jede nur mögliche Hilfe zu leisten.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon und Bundesaußenminister Guido Westerwelle verurteilten den Anschlag auf das Schärfste. "Diese Straftat kann durch nichts gerechtfertigt werden", hieß es in einer Mitteilung an den Vereinten Nationen in New York. Die Verantwortlichen müssten zur Rechenschaft gezogen werden, so der UN-Chef.
Attentäter gehörte zu Al-Kaida-Gruppe
Die Soldaten hatten für die Parade zum jemenitischen Nationalfeiertag geprobt. Der Attentäter hatte an dem Aufmarsch auf einem Platz unweit des Präsidentenpalastes teilgenommen. Unter der Uniform hatte er den Sprengstoff versteckt. Der anwesende Verteidigungsminister Mohammed Nasser Ahmed blieb unverletzt. Stunden später bekannte sich die Terrorgruppe Ansar al-Scharia zu der Bluttat, wie die jemenitische Webseite "Al-Taghier" berichtete. Die Gruppe ist eine Unterorganisation des Terrornetzes Al-Kaida auf der arabischen Halbinsel (AQAP). Zuletzt hatte das jemenitische Militär in der südlichen Provinz Laudar verzeichnet, wo die Ansar al-Scharia aktiv ist.
Land steckt mitten im Übergang
Der Anschlag traf die Führung des Landes ins Mark. Die Parade, gegen deren Generalprobe sich der Angriff richtete, gilt dem 22. Mai, dem Jahrestag der Vereinigung des republikanischen Nordjemens mit dem sozialistischen Südjemen im Jahr 1990. In diesem Jahr feiert das Land den Vereinigungstag erstmals ohne den Langzeit-Präsidenten Ali Abdullah Salih, der im vergangenen November nach monatelangen, zum Teil blutig unterdrücken Protesten von der Macht zurücktrat. Salih hatte seit 1978 über den Nordjemen und nach 1990 über das vereinigte Land geherrscht.
Zunächst war auch nicht klar, ob die Parade nach dem blutigen Anschlag wie geplant über die Bühne gehen würde. Den Plänen zufolge sollte sie der neue Präsident Abd ar-Rabbo Mansur Hadi abnehmen. An ihn hatte Salih die Macht übergeben. Bei der Präsidentschaftswahl im Februar war er im Amt bestätigt worden.
Der Jemen ist das ärmste Land der arabischen Halbinsel. Auch nach dem Abgang Salihs gilt die Lage als äußerst instabil. Im Süden hat die AQAP mehrere Städte und Gebiete unter ihre Kontrolle gebracht. Zudem ist in diesem Teil des Landes eine militante Sezessionsbewegung aktiv. Rebellen der schiitischen Huthi-Sekte halten wiederum im Nordwesten einen jahrelangen Aufstand am Kochen.
Quelle: ntv.de, dpa