Überfall von Potsdam Jetzt 15.000 Euro Belohnung
19.04.2006, 06:50 UhrNach dem fremdenfeindlichen Überfall auf einen Deutsch-Afrikaner in Potsdam haben die Behörden noch keine konkreten Hinweise auf die Täter. Es gebe noch keine heiße Spur, sagte Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm am Mittwoch im RBB-Inforadio. Die Sonderermittlungsgruppe der Polizei wurde von zwölf auf 25 Mitglieder aufgestockt.
Für Hinweise zur Ergreifung der Täter stehen jetzt insgesamt 15.000 Euro zur Verfügung. Schönbohm stockte die Summe um 5.000 Euro auf. Damit stellt das Land 10.000 Euro bereit. Weitere 5.000 Euro kommen von dem früheren Präsidenten der Leibniz-Gemeinschaft, Hans-Olaf Henkel. Das Opfer arbeitet seit 2001 am Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim.
Schönbohm rief die Bevölkerung nochmals auf, Beobachtungen aus der Tatnacht der Polizei zu melden. Er zeigte sich zuversichtlich, dass die Täter gefasst werden. "Unsere Polizei betreibt die Aufklärung des Falles mit allen Mitteln und voller Kraft. Diese Tat wird nicht ungesühnt bleiben."
Zwei Unbekannte hatten am frühen Ostersonntag in Potsdam einen 37-jährigen, aus Äthiopien stammenden Familienvater überfallen und zusammengeschlagen. Er lag nach Angaben des Krankenhauses am Mittwoch unverändert im künstlichen Koma und schwebte weiter in Lebensgefahr.
Politiker zeigen sich entsetzt
Bundeskanzlerin Angela Merkel äußerte sich nach Angaben von Regierungssprecher Thomas Steg entsetzt über die "abscheuliche, brutale und menschenverachtende Tat". Die Kanzlerin habe ausdrücklich begrüßt, dass Generalbundesanwalt Kay Nehm die Ermittlungen an sich gezogen habe. Die Bedeutung, die die Regierung dem Kampf gegen Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus insbesondere bei Jugendlichen zumesse, werde sich auch in den laufenden Haushaltsberatungen niederschlagen. Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble sagte, die Gesellschaft müsse klar machen, dass sie solche "fremdenfeindlichen Exzesse" mit aller Entschiedenheit ablehne.
Projekte gegen Recht
Der Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen, Volker Beck, warf der Regierung vor, die Mittel für Projekte gegen Rechtsextremismus kürzen zu wollen. Nach seiner Darstellung will die Koalition bei gleich bleibender Fördersumme die Förderinhalte um Linksextremismus und Islamismus erweitern. "Dies bedeutet de facto eine einschneidende Mittelkürzung für zivilgesellschaftliche Initiativen gegen Rechts", erklärte Beck. Der Innenexperte und stellvertretende SPD-Fraktionschef Fritz Rudolf Körper erklärte, SPD und Union hätten sich im Koalitionsvertrag verpflichtet, die Mittel für die erfolgreichen Bundesprogramme gegen Rassismus und Gewalt zu verstetigen.
Quelle: ntv.de