Protest gegen syrische Staatsmedien Journalisten gründen Verband
20.02.2012, 13:00 Uhr
Proteste gegen Präsident Baschar al-Assad werden in den staatlichen Medieni Syriens nicht gezeigt.
(Foto: dapd)
Die mediale Berichterstattung in Syrien ist größtenteils von Staatsseite gelenkt. Ein unabhängiger Journalismus ist kaum möglich. Wer ihn doch ausübt, muss mit Folter rechnen. Um gegen diese Zustände zu protestieren, gründen Medienmitarbeiter die neue Vereinigung der syrischen Journalisten (SJA).
Aus Protest gegen die Berichterstattung der Staatsmedien und die Untätigkeit der staatlichen Journalistenunion haben syrische Medienmitarbeiter jetzt eine eigene Vereinigung gegründet. Die neue Vereinigung der syrischen Journalisten (SJA) verstehe sich als Alternative zur Syrischen Journalistenunion, sagte das in Köln ansässige SJA-Mitglied Ahmad Hissou.
In der SJA-Gründungserklärung heißt es: "Die offizielle Journalistenunion ist eine bürokratische Organisation, deren Ziel es ist, die Medienschaffenden zu gängeln und dem herrschenden Regime zu dienen." Die Union habe sich nie um das Schicksal von Journalisten gekümmert, die wegen ihrer unabhängigen Berichterstattung beschimpft, gefoltert oder festgenommen wurden. Zu den 107 Unterzeichnern der Erklärung gehören syrische Journalisten im In- und Ausland, unter ihnen Fais Sara, der bereits einmal inhaftiert worden war, sowie die in London ansässigen Bassam Dschaara und Ahmad Hissou (Deutsche Welle).
Angst vor Repressalien
In der vergangenen Woche hatte sich ein ehemaliger Moderator des staatlichen syrischen Fernsehens aus Dubai zu Wort gemeldet. Hani al-Malazhi erklärte: "90 Prozent der Mitarbeiter der syrischen Medien glauben die offizielle Version nicht". Aus Angst vor einer ungewissen Zukunft oder aus Angst vor Repressalien verbreiteten sie dennoch die Version, die ihnen der Sicherheitsapparat vorgebe. In den Staatsmedien werden die Proteste gegen Präsident Baschar al-Assad als ausländische Verschwörung dargestellt, die sich sunnitischer "Terrorbanden" im Inland bedient. Al-Malazhi sagte, er habe sich ins Ausland abgesetzt, weil er nicht länger bereit gewesen sei, "die Menschen in die Irre zu führen".
Derweil versucht die syrische Oppositionsbewegung alle Frauen und Kinder aus einem von der Armee seit zwei Wochen in Sicherheit bringen. Es müsse der Protestbewegung erlaubt werden, Frauen und Kinder aus Baba Amr zu bringen, sagte der Aktivist Hadi Abdallah. "Die Bewohner leben in der Kälte und unter unhaltbaren Zuständen, sie warten auf den Tod."
Die syrischen Sicherheitskräfte attackieren seit dem 4. Februar Homs, um die Protestbewegung zu ersticken. Besonders betroffen davon ist der Stadtteil Baba Amr. Am Sonntag hatte Abdallah gesagt, es seien weitere Armeeeinheiten nach Homs entsandt worden. Damit werde womöglich eine Erstürmung Baba Amrs oder anderer von den Rebellen gehaltener Stadtteile vorbereitet.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP