Politik

Tod von Trayvon Martin Jury spricht Zimmerman frei

In allen Anklagepunkten freigesprochen: George Zimmerman

In allen Anklagepunkten freigesprochen: George Zimmerman

(Foto: AP)

Ein Angehöriger einer Bürgerwehr erschießt im Februar 2012 den 17 Jahre alten Trayvon Martin - angeblich aus Notwehr. Einiges passt beim gewaltsamen Tod des schwarzen Jugendlichen nicht zusammen, immer wieder wird über mögliche rassistische Motive spekuliert. Nun wird George Zimmerman freigesprochen - die Behörden befürchten Ausschreitungen.

Im US-Prozess um den Tod des schwarzen Teenagers Trayvon Martin haben die Geschworenen den angeklagten Nachbarschaftswächter George Zimmerman freigesprochen. Die sechs Mitglieder der Jury kamen nach 16-stündigen Beratungen zu dem Schluss, dass Zimmerman nicht des Totschlags an dem unbewaffneten Jugendlichen schuldig sei. Die Richterin Deborah Nelson sagte zu Zimmerman, sie habe die Entscheidung der Jury bestätigt und er könne den Gerichtssaal als freier Mann verlassen.

"Herr Zimmerman, ich habe das Urteil unterschrieben, das die Entscheidung der Jury bestätigt. Ihre Kaution wird aufgehoben. Ihre GPS-Überwachung wird abgeschaltet, wenn Sie den Gerichtssaal hier verlassen. Sie haben nichts weiter zu tun mit dem Gericht", sagte Nelson. Der 29-jährige Zimmerman lächelte kurz, erschien sonst aber eher unbewegt. Seine Familie hinter ihm freute sich dagegen sichtlich. Die Familie von Trayvon Martin war nicht im Saal.

Zimmermans Anwalt Mark O'Mara begrüßte das Urteil. "Offenkundig sind wir verzückt über das Ergebnis. George Zimmerman war niemals irgendetwas schuldig, außer sich in Notwehr verteidigt zu haben", sagte O'Mara.

Afroamerikaner empört

Die Demonstranten, die sich vor dem Gericht versammelt hatten, um "Gerechtigkeit für Trayvon Martin" zu fordern, reagierten dagegen empört auf das Urteil. "Dies ist das Ende unseres Rechtssystems. Die Justiz ist nicht gleich für alle", sagte nach der Urteilsverkündung der 20-jährige Ashton Summer.

Die afroamerikanische Organisation NAACP teilte mit: "Wir sind empört und untröstlich über das heutige Urteil." Der Angeklagte selbst, der im Prozess beteuert hatte, aus Notwehr gehandelt zu haben, nahm seinen Freispruch mit versteinerter Miene hin. Seinen Verteidigern, denen er ausdruckslos die Hand schüttelte, stand der Triumph bei einer anschließenden Pressekonferenz ins Gesicht geschrieben.

Die sechs Frauen in der Jury, darunter fünf Weiße, mussten einstimmig über Schuld und Unschuld des angeklagten Nachbarschaftswächters entscheiden. Sie begannen die Beratungen am Freitag, vertagten sie aber nach kurzer Zeit. Zuvor hatten die Staatsanwaltschaft und Verteidigung ihre Schlussplädoyers gehalten. Bei einem Schuldspruch wegen schweren Totschlags hätte Zimmerman lebenslange Haft gedroht. Zuletzt befand er sich gegen eine Kaution von einer Million Dollar auf freiem Fuß.

Debatte über Rassismus in der Gesellschaft

Zimmerman hatte Trayvon Martin am Abend des 26. Februar 2012 auf einem Patrouillengang in Sanford erschossen, nachdem es in der Gemeinde eine Reihe von Einbrüchen gegeben hatte. Der unbewaffnete Jugendliche befand sich auf dem Weg von einem kleinen Einkauf nach Hause. Zimmerman beteuert, dass Martin ihn zuerst attackiert habe. Der Fall sorgte in den USA für großes Aufsehen, da der Verdacht bestand, dass bei der Tat und beim anschließenden Umgang der Polizei mit dem Fall Rassismus im Spiel war.

Die Polizei hatte Zimmerman nach dem Vorfall zunächst laufen lassen. Dabei berief sie sich auf das "Stand Your Ground"-Gesetz ("Weiche nicht zurück"), das Bürgern in Florida ein besonders ausgeprägtes Recht auf Selbstverteidigung mit Schusswaffen einräumt. Martins Eltern warfen den Behörden vor, nicht angemessen ermittelt zu haben, weil ihr Sohn schwarz war. In die Debatte über Rassismus in der Gesellschaft, die durch den Fall ausgelöst wurde, schaltete sich sogar Präsident Barack Obama ein.

Zehntausende Menschen gingen auf die Straße und forderten Gerechtigkeit für Trayvon Martin. Zimmerman stritt aber ab, Martin bewusst wegen seiner Hautfarbe ins Visier genommen zu haben. Der Angeklagte verwies dabei auch auf seine lateinamerikanischen Wurzeln. Die Verteidigung argumentierte, Zimmerman habe in Notwehr gehandelt, als Martin ihn niedergerungen und begonnen habe, seinen Kopf auf den Boden zu schlagen.

Die Proteste und die Rassismus-Debatte, die seit dem tödlichen Schuss am Abend des 26. Februar 2012 nicht abreißen wollten, dürften nach dem Urteil neuen Schwung bekommen. Selbst Barack Obama, der erste schwarze Präsident der USA und Vater von zwei Töchtern, hatte in der Diskussion sein Mitgefühl geäußert. "Wenn ich einen Sohn hätte, würde er wie Trayvon aussehen", sagte er. "Wenn ich an diesen Jungen denke, denke ich an meine eigenen Kinder."

Quelle: ntv.de, AFP/dpa

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