Politik

In den Händen der Hamas Kameramann gefoltert

Aus Protest gegen die fortdauernde Inhaftierung ihres Kameramannes Sawah Abu Saif hat die ARD ihr Büro im Gazastreifen geschlossen. Unter den gegebenen Umständen sei journalistisches Arbeiten in dem von der radikal-islamischen Hamas kontrollierten Palästinenser-Gebiet nicht mehr möglich, erklärte der ARD-Vorsitzende Fritz Raff. "Deshalb und als deutliches Zeichen des Protestes schließt die ARD ihr Büro dort bis auf weiteres."

Berichte über Folter

Wie die ARD vor Ort erfahren hat, soll der Gesundheitszustand von Abu Saif kritisch sein. Nach Erkenntnissen von Studioleiter Richard Schneider muss davon ausgegangen werden, dass er möglicherweise gefoltert wurde und wird.

Palästinensischen Menschenrechtsorganisationen und Human Rights Watch berichteten übereinstimmend von Folter im Gazastreifen und im Westjordanland. "Es gibt auch ernstzunehmende Hinweise, dass unser Kameramann davon betroffen ist", erklärte Raff und forderte die sofortige Freilassung des Palästinensers. Nach Angaben des israelischen Rundfunks wurde Abu Seif in ein Krankenhaus gebracht, da er sich in einem "sehr schweren Zustand" befinde. Abu Seif, Vater von fünf Kindern, sei offenbar von der Hamas "schwer gefoltert" worden.

Festnahme unter Vorwand

Abu Saif war am Wochenende nach einem Bombenanschlag in Gaza zusammen mit mehr als 160 Mitgliedern der mit der Hamas rivalisierenden Fatah festgenommen worden. Die Hamas wirft dem Kameramann vor, ein Fatah-Aktivist zu sein. Schneider betrachtet die Vorwürfe als haltlos. Abu Saif gehöre keiner Partei an.

Bei dem Anschlag, den die Hamas der Fatah zuschreibt, waren sechs Menschen getötet worden.

Verstoß gegen Pressefreiheit

Die Vereinigung der ausländischen Presse in Israel (fpa) veröffentlichte einen Aufruf an die Hamas, Abu Seif umgehend aus der Haft freizulassen. Die fpa bezeichnete dessen Verhaftung als einen "schweren Verstoß gegen die Pressefreiheit". Die Vorgänge im Gazastreifen könnten ausländische Presseleute abschrecken, in den Gazastreifen zu reisen und von dort zu berichten.

Quelle: ntv.de

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