Türkei rasselt mit dem Säbel Kampfflieger über Nordirak
24.10.2007, 12:27 UhrZwei türkische Kampfflugzeuge sind am Mittwoch in den Luftraum über dem Nordirak eingedrungen. Augenzeugen berichteten, die Militärmaschinen seien in der Nähe der irakischen Ortschaft Al-Amadija etwa zehn Kilometer tief in irakisches Gebiet geflogen und hätten dort offensichtlich gezielt die Schallmauer durchbrochen.
Auch auf dem Boden weiteten die türkischen Streitkräfte ihre Angriffe auf mutmaßliche Stützpunkte kurdischer Terroristen auf irakisches Gebiet aus. Am Dienstagabend habe die Artillerie mit dem grenzüberschreitenden Beschuss von Stellungen der Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) begonnen, bestätigte ein Regierungsbeamter in Ankara, der namentlich nicht genannt werden wollte.
Derselbe Beamte wies zugleich einen Zeitungsbericht zurück, wonach die türkische Luftwaffe Angriffe auf den Nordirak geflogen haben soll. Türkische Medien hatten am Mittwoch bereichtet, die Luftwaffe greife bereits seit mehreren Tagen PKK-Stellungen im Nordirak an.
Irak will PKK-Büros schließen
Bei Gefechten zwischen türkischen Soldaten und PKK-Kämpfern wurden seit dem Wochenende auf der türkischen Seite der Grenze mindestens 46 Menschen getötet. Die Türkei droht mit einem Militärschlag. Angesichts des Drucks aus Ankara ordnete der irakische Ministerpräsident Nuri al-Maliki inzwischen die Schließung aller PKK-Büros im Irak an. Die Regierung werde den kurdischen Rebellen auch nicht länger erlauben, auf irakischem Territorium zu agieren, hieß es. Der türkische Außenminister Ali Babacan, der am späten Dienstagabend aus Bagdad zurückkehrte, forderte darüber hinaus, dass der Irak kurdische Rebellenführer verhaften und an die Türkei ausliefern müsse.
Türkei erhöht den Druck
Am 2. und 3. November soll in Istanbul die nächste internationale Irak-Konferenz stattfinden, an der die Außenminister der Nachbarstaaten des Iraks sowie der fünf ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrats teilnehmen sollen. Kurz danach wird der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan in Washington erwartet. Bis dahin wird nicht mit einem türkischen Militärschlag gegen die PKK im Irak gerechnet.
Allerdings erklärte ein Regierungssprecher, die für Donnerstag geplanten Krisengespräche über die Angriffe kurdischer Rebellen aus dem Nordirak seien die letzte Chance für die Diplomatie. Zu den Verhandlungen wird in Ankara eine irakische Delegation unter Führung des Ministers für Nationale Sicherheit, Schirwan al-Waeli, erwartet.
Barsani fordert Gewaltverzicht
Unterdessen forderte der Präsident des Autonomiegebietes der irakischen Kurden, Massud Barsani, die PKK zu einem generellen Gewaltverzicht auf. "Die richtige Kampfmethode ist im Moment die politische Arbeit", zitierten arabische Medien den Kurdenführer. Am Vortag hatten kurdische Politiker in Bagdad bereits angekündigt, die PKK werde ihre Angriffe auf türkische Soldaten einstellen.
Quelle: ntv.de