Zum Drohnen-Debakel "nicht die Wahrheit gesagt" Kann de Maizière Minister bleiben?
09.06.2013, 03:10 Uhr
(Foto: dpa)
Verteidigungsminister de Maizière wusste schon vor dem 13. Mai vom hunderte Millionen Euro teuren Drohnen-Debakel - wenn auch nur über "Flurfunk". Die Opposition sieht "abenteuerliche Widersprüche" und "Täuschung des Parlaments".
SPD-Fraktionsgeschäftsführer Thomas Oppermann sieht einen Rücktritt von Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) nur noch als "eine Frage der Zeit". "De Maizière hat ganz offenkundig die Unwahrheit gesagt. Sein Rücktritt ist noch eine Frage der Zeit", sagte Oppermann der "Bild am Sonntag" mit Blick auf die Angaben des Ministers zum gescheiterten Drohnenprojekt Euro Hawk. "Ein Verteidigungsminister, der in einem so zentralen Punkt nicht die Wahrheit sagt, darf nicht länger im Amt bleiben."
Spitzfindigkeiten und Wortklaubereien
Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin sieht seinerseits keine Vertrauensbasis des Parlaments mehr zu de Maizière: "Der Minister verstrickt sich in abenteuerliche Widersprüche", sagte er der "Bild am Sonntag". "Er wird sich nicht mit Spitzfindigkeiten und Wortklaubereien vom Vorwurf der Täuschung des Parlaments freisprechen können. Damit hat er das Vertrauen verspielt, das man braucht, um das Amt auszuüben. Dann kann er nicht Minister bleiben."
Trittin kündigte für Montag eine Entscheidung der Grünen-Fraktion über einen Bundestags-Untersuchungsausschuss zu der Affäre um das gescheiterte Drohnenprojekt an: "Wenn sich die offenen Fragen am Montag im Verteidigungsausschuss nicht endgültig klären lassen, werden die Grünen einen Untersuchungsausschuss beantragen. Der Untersuchungsausschuss würde seinen Bericht dann zur Sondersitzung des Parlaments Anfang September vorlegen."
Die Diskussion um die Verantwortung de Maizières konzentriert sich derzeit auf die Frage, wann der Minister von welchem Ausmaß der Probleme mit der Aufklärungsdrohne wusste. Vor dem Verteidigungsausschuss des Bundestags sagte de Maizière am vergangenen Mittwoch, erst am 13. Mai eine Vorlage seiner Staatssekretäre Rüdiger Wolf und Stéphane Beemelmans erhalten zu haben, aus der die Unlösbarkeit der Probleme mit dem Euro Hawk hervorgegangen sei. Inzwischen hat er eingeräumt, schon vor dem 13. Mai von allgemeinen Problemen mit dem Euro Hawk gehört zu haben. Allerdings habe es sich dabei nicht um offizielle Informationen gehandelt, sagte der Minister dem Magazin "Focus".
Quelle: ntv.de, tle/AFP